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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1925. Heft 3.
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4. Die Schichtung der Atmosphäre im Passatgebiet.
A. Schichtung nach den Höhenwindmessungen.
Bei der Mehrzahl der Sm Passatgebiet durchgeführten Windmessungen tritt eine ausgeprägte Schichtung
der Luftströmungen hervor, die sich durch eine Änderung der Geschwindigkeit und der Richtung des
Windes offenbart. Am bekanntesten ist aus früheren Arbeiten die sehr entschieden und mit großer Regel
mäßigkeit hervortretende Schichtfläche in ca. 2400 m Höhe, die nicht nur durch Pilotaufstiege, sondern
namentlich auch durch aerologische Messungen in allen Teilen des Passates nachgewiesen worden ist
(Hergesells Passatinversion). Auch in den Mittelwerten der Tabelle 3 ist diese Schichtgrenze zu erkennen.
Bei resultierender und skalarer Geschwindigkeit hebt sich die untere von der oberen Schicht ab. Die an
der Schichtgrenze vorkommenden Richtungsänderungen des Windes mit der Höhe äußern sich in einem
Sinken des Wertes der prozentischen Beständigkeit, dessen sekundäres Minimum in dieser Höhenlage ein
weiteres Kriterium für die Höhe der Schichtgrenze abgibt. Der Übersichtlichkeit halber ist die aus
Tabelle 3 sich ergebende Höhenlage nach Breitengruppen in der folgenden Übersicht gesondert angegeben.
Gruppe
IV
V
VI
VII
VIII
Geographische Breite
35—30°
30-25°
25-20°
o
iC5
T—1
I
o
Ol
15-10°
Nach res. Geschw. ..
1500
2000
2500
2000
2000
Nach skal. Geschw. .
2000
2000
2500
2500
2000
Nach proz. Bestand. .
1750
2250
2750
u. 1750
2250
2750
u. 2250
Einen genaueren Einblick in die Schichtflächen des Passates erhält man, wenn nicht auf die Mittel
werte zurückgegriffen wird, welche die Besonderheiten vielfach verwischen, sondern die Einzelaufstiege
selbst in Betracht gezogen werden. Berücksichtigt man alle deutlich hervortretenden Unstetigkeiten der
Richtung und Geschwindigkeit der Einzelaufstiege, ordnet diese zu den sich zwanglos ergebenden Gruppen
und bildet deren Mittel, so ergeben sich folgende Schichtflächenhöhen:
305
705
1100
1600
2280
3390
4330
5400
6400
8000
9500
11100
12600
15500
18700
Caribisches Meer, Nordküste von
740
1150
1550
2250
4350
6000
8000
9600
Caribisches Meer, östküste von
450
750
1025
1610
2100
3150
5460
6600
12000
16800
Atlant. Ozean, 39—10° N. Br. . .
770
1635
2355
3200
6600
8000
Gesamtmittel (Höhe in m) ..
| 400
740
1100
1600
2250
3250
4340
5430
6400
8000
9550
11100
Barranquilla liefert die zuverlässigsten Werte, da für diesen Ort die zahlreichsten Aufstiege vorliegen.
Vergleicht man nun mit den Schichthöhen von Barranquilla die der übrigen Gebiete, so zeigt sich eine
überraschende Übereinstimmung untereinander, die den Beweis für die Zuverlässigkeit der Werte liefert
und gestattet, unbedenklich Gesamtmittel der Schichthöhen für das ganze große Gebiet wenigstens bis
zur Höhe von 10 km zu bilden. Die aerologischen Flugzeugmessungen, die in Barranquilla bis zu 3000 m
Höhe durchgeluhrt worden sind (vgl. S. 27), geben eine volle Übereinstimmung mit diesen aus den
Pilotaufstiegen abgeleiteten Schichtungen. Die mittleren Temperaturgradienten zeigen nach den aerologischen
Messungen ausgeprägte Minima in 200—300, 600—800, 1100—1200, 1400—1500, 1700—1800 und
2200—2500 m Höhe. Die durchgehend gleiche Höhenlage dieser Schichten auf dem Meere und an der
Küste beweist, daß diese geschichtete Struktur des Passates auf eine einheitliche Ursache zurückzuführen
ist. A. Wegener und E. Kuhlbrodt 1 ) haben die besonders ausgeprägte Schichtgrenze des Passates
l ) A. Wegener und E. Kuhlbrodt: Pilotaufstiege auf einer Fahrt nach Mexiko, März bis Juni 1922. Aus dem Archiv der
Deutschen Seewarte, XL. Jahrgang 1922. Nr. 4.