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Full text: 43, 1925

Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstürme. 
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2. Das Sturmfeld in seiner horizontalen und vertikalen Beschaffenheit. 
Für die Frage nach dem Umfang der angerichteten Schäden ist die Kenntnis der Ausmaße des 
Sturmkörpers sehr wichtig. Die Form des Sturmfeldes 1 ) ist nicht kreisförmig — oder in Berücksichtigung 
seiner vertikalen Ausdehnung — nicht kreiszylinderförmig; sein Grundriß hat vielmehr die Gestalt einer 
Ellipse, deren große Achse meistens parallel zur Bahnrichtung verläuft. Hann 2 ) kommt bei Errechnung 
eines Mittelwertes zu dem Ergebnis, daß die große Achse meist IV2 mal größer sei als die kleine; 
zuweilen sei jedoch die Länge der Achse sogar zweimal, ja selbst dreimal größer als die kürzere. Für 
die Feststellung des Wirkungsgebietes eines Wirbelsturmes ist nun in erster Linie die Kenntnis der 
Größe der kleineren Achse erforderlich, d. h. der Breite des Sturmfeldes. Was sich in meteorologischen 
Büchern und Berichten als Durchmesser eingetragen findet, ist in der Regel die Ausdehnung der 
größeren Achse. Nach den Zahlen bei Hann 8 ) kommen wir für diesen Längsdurchmesser zu einem 
Mittelwert von 500 km. Am häufigsten wird er von den Zyklonen der Bai von Bengalen erreicht: das 
Sturmfeld einer intensiven Zyklone hat dort nie eine Ausdehnung unter 300 km und über 1500 km. 
Zweifellos eine sehr dehnbare Angabe, die ihren Wert erst durch Vergleiche mit anderen Orkangebieten 
erhält 4 ). Bei den Taifunen sind Annäherungen an 75 km als untere und 3500 bis 4000 km als obere 
Grenze durchaus keine Seltenheit (nach Doberck und Froc), in den anderen Gegenden scheinen die 
Schwankungen im Ausmaß nicht so groß zu sein. 
Schwieriger gestaltet sich die Frage nach einer durchschnittlichen Breitenerstreckung, die für die 
Zone wirtschaftlicher Schädigungen maßgebend und ausschlaggebend ist. Vom Meteorologen wird der 
Begriff der Ausdehnung viel weiter gefaßt. Denn sehr häufig ist z. B. das Auftreten eines Wirbelsturms 
an seinen Rändern von ausgiebigen Regengüssen begleitet, die aber von einer wohltätigen Wirkung sind, 
oder es ziehen nur am Horizont drohende Wolken auf und der Wind erreicht höhere Stärkegrade, ohne 
eine verwüstende Kraft zu entfalten. Für die wirtschaftlichen Schäden kommt dagegen nur die Breiten 
erstreckung in Frage, innerhalb welcher der Wind zerstörend wirkt oder seine verderblichen Begleit 
erscheinungen hinschickt. Aus den einzelnen Sturmschädenberichten war der Verfasser bemüht, durch 
Messung des Abstandes zweier von Schäden betroffenen Orte senkrecht zur Bahn des Zentrums einen 
annähernden Wert für die gesuchte Breite zu finden. Doch hielt es schwer, in den einzelnen Fällen zwei 
Orte in entgegengesetzter Randlage zu finden. Mängel und Dürftigkeit der Aufzeichnungen ließen nur 
in seltenen Fällen zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Die Messungen führten nun zu dem 
Ergebnis, daß die Breite des verwüsteten Gebietes nicht erheblich größer ist als die zentrale Kalme. Die 
Ausdehnung des Sturmauges wird in der Regel mit 15—30 km angegeben 5 ), die Messungen ergaben für 
das Feld nennenswerter Sturmschäden (Beschädigung von Häusern, Entwurzelung von Bäumen, Schiffe 
nicht mehr manöverierfähig) folgende Breite: 
Westindien: 55 km, Südl. Vereinigte Staaten bis zu 120 km. 
Philippinen: 75 km, Chines. Küste 10 km, Japan 50—150 km. 
Bengalen-Bai: bei Betreten des Landes 10—25 km. 
Für die übrigen Gebiete sind die Angaben zu dürftig; doch darf man nach vorsichtiger Schätzung 
mit einem Durchschnitt von 50 km rechnen. 
Die Frage nach der vertikalen Erstreckung des Sturmkörpers ist einstweilen nur von meteorolo 
gischem Interesse; die Untersuchungen sind noch nicht recht weit gediehen; nur aus Wolkenformen und 
Bewegungen konnte man bisher Schlüsse auf die Ausdehnung und die Höhe, Windrichtung und Stärke 
usw. in höheren Luftschichten ziehen. Die Angaben weichen erheblich voneinander ab, aber keine 
übersteigt 20 km, so daß man sagen kann, daß auf jeden Fall die Horizontalerstreckung um ein 
Vielfaches größer ist — man meint, der Radius übertreffe etwa um das Hundertfache die höchste Höhe. 
Der ganze Sturmkörper hätte also die Gestalt einer ellipsenförmigen Scheibe, deren Achse, im Profil 
gesehen, nach vorne geneigt ist, was sich aus der Reibung erklärt, die der Wirbel an der Erdoberfläche 
erfährt. Für die Entstehungstheorien wäre die Kenntnis der oberen Luftschichten von außerordentlicher 
Wichtigkeit. Wieweit der Luftverkehr durch die Wirbelstürme etwa beeinträchtigt wird, läßt sich ohne 
l ) Vgl. hierzu Algue (4) S. 27 ff. S. 51 ff. (47) S. 598. s ) (47) S 600 ff., Algue a. a. O. 4 ) Vgl. Attlmayr (6) S. 754 ff. 
5 ) (47) S. 59Ü.
	        
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