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Full text: 43, 1925

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Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstürmc. 
Diese Lage mag mehrere Stunden anhalten, bis auf einmal der Wind abflaut, die Wolken sich ein 
wenig lichten, die Temperatur steigt, während das Barometer seinen niedrigsten Stand erreicht: die 
zentrale Kalme, „das Auge“ des Sturmes ist da. Doch dieses Aussetzen währt nur kurze Zeit, vielleicht 
20 oder 30 Minuten. Danach schlägt der Wind in die entgegengesetzte Richtung um und wächst so 
urplötzlich wieder zu voller Orkanstärke an, wie er aufgehört hatte. Der Regen fällt wieder in Strömen 
und alles ist wie vor der Kalme, nur daß das Barometer sich in steigender Bewegung befindet. Nach 
mehreren Stunden ist das Ende des Sturmes erreicht, der Wind legt sich allmählich, der Regen hört auf, 
die Nimbuswolke lichtet sich und macht den Zirren Platz, auch die Temperatur steigt wieder etwas. Eine 
Zeitlang später verschwindet der Nimbus wie ein schwarzer Schild am Horizont, die Zirren ziehen ihm 
nach, der Wind hat sich in eine angenehme Brise verwandelt und das Barometer seine regelmäßige Höhe 
wieder erreicht. Nur aus den angerichteten Verwüstungen und der bedrohlichen Dünung des Meeres 
kann man merken, daß ein Sturm vorübergegangen ist.“ 1 ) 
So mag in der Regel in allen Orkangebieten der Verlauf sein, mit gewissen Modifikationen natürlich; 
so fehlt z. B. bei den Zyklonen der Bengalen-Bai meistens das windstille Sturmauge usw. Eine sehr 
große Rolle spielen seit der Entdeckerzeit die Anzeichen des drohenden Orkans. Schon die ersten 
Seefahrer eigneten sich in dieser Kenntnis rasch eine große Gewandtheit an, sodaß Herrera 2 ) sagt, man 
brauche kein großer Prophet zu sein, um aus den Vorzeichen einen Sturm prophezeien zu können. 
Heutzutage ist man in der Praxis natürlich nur noch in den seltensten Fällen auf diese Regeln angewiesen, 
die sich an allen einschlägigen Stellen, besonders den Segelhandbüchern (Sailors Horn-Book!) finden lassen. 
il. Der Sturmkörper. 
1. Die Wind bahn innerhalb desselben. 
Wie schon der Name Wirbelsturm und Zyklone sagt, ist die Bahn des Windes bei einem solchen 
Orkan keine geradlinige. Als man diese Beobachtung machte, glaubte man zuerst, man habe es mit 
einer regelmäßigen, kreisförmigen Luftbewegung zu tun (Zyklone). Aber schon durch die Untersuchungen 
Redfields stellte sich die Einbiegung (Inklination) der Winde gegen das Zentrum heraus; aber trotzdem 
hielt man einstweilen der Einfachheit halber an der sogenannten Zirkulartheorie, die ihren Nachdruck auf 
die Tatsache der Umkreisung eines Zentrums legt, fest. Für den Seemann war die einfache Regel 
aufgestellt worden, daß das Sturmzentrum für einen Beobachter, der dem Wind den Rücken kehrt, gerade 
zur Linken liege (also die Windrichtung senkrecht stehe auf der Richtung zum Zentrum). Die darauf 
beruhenden Segelanweisungen mußten zweifellos in soundso viel Fällen durch ihre zu weit gehende 
Vereinfachung zu gefährlichen Felllern, zu Schifisunfällen und Schifisverlusten führen 3 ). Seit den Unter 
suchungen von Meldrum auf Mauritius ist es unbestritten erwiesen, daß die Winde in Spiralen gegen das 
Zentrum einströmen. Folgende Regel gilt heute für alle Orkangebiete: In den tropischen Wirbelstürmen 
bewegt sich die Luft in Spiralbahnen um das Zentrum, und zwar auf der Nordhalbkugel von Ost über 
Nord nach West, also in einer Bahn entgegengesetzt der des Uhrzeigers, auf der Südhalbkugel im 
Uhrzeigersinn. Diese Spiralbahnen kommen zustande durch die ablenkende Kraft der Erdrotation; die 
Luftmassen, die in der Richtung des größten Luftdruckgefälles dem Orte niedrigsten Druckes Zuströmen, 
suchen nach dem Trägheitsgesetz ihre einmal eingenommene Richtung beizubehalten, während das Minimum 
seine Lage ständig verändert. Auf der Nordhalbkugel bleibt der Zielpunkt der Bewegung immer auf der 
linken Seite des bewegten Körpers (Ablenkung nach rechts), auf der Südhalbkugel zur Rechten (Ablenkung 
nach links). Für einen Beobachter, der dem Wind den Rücken kehrt, liegt das Zentrum nicht genau 
links, bzw. rechts, sondern immer etwas nach vorne verschoben. Die Bewegung des Windes erfolgt 
also in Spiralbahnen, die nach dem Zentrum zu konvergieren. Der Wind ist von seiner eigentlichen 
Bahn direkt auf das Zentrum zu mehr oder weniger abgelenkt. 
'■) (79) S. 277 ff. *) 57) II. 120. s ) Hann 47) S. 594.
	        
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