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Full text: 41, 1923

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Aus dein Archiv der Deutschen Seewarle. — 3923. Nr. 1. 
Trotzdem aber ist es sehr wahrscheinlich, daß eine Auflösung von Kalk stattfindet, wenn auch in 
so geringem Maße, daß dadurch die Alkalinität nicht meßbar beeinflußt wird. A. Krogh 1 ) führt einige 
biologische Beobachtungen von Ad. Jensen an, danach weisen einige Muschelarten im Bornholmbecken 
bestimmte Eigenarten im Bau der Schalen auf, die als eine Reaktion gegen auflösend wirkende Kräfte 
aufzufassen sind, außerdem sind im gleichen Gebiete abgestorbene Muscheln, die anderswo viel zahl 
reicher als lebende sind, verhältnismäßig selten und außerdem in einem schlechten Erhaltungszustände, 
sodaß anzunehmen ist, daß auch hier Auflösung stattfindet. 
Hinzu kommt, daß insbesondere nach den Feststellungen von Munthe 2 3 * ) die rezenten Ablagerungen 
der Ostsee kalkarm, ja teilweise ganz kalkfrei sind. Auch Ruppin*) stellte 1907 außerordentlich niedrige 
Werte des Kalkgehalts fest; er fand folgende Zahlen: 
Tabelle 32. Kalkgehalt von Bodenproben in der Ostsee nach I’uppin. 
Bornholm Tief 
Kauziger Tief 
Gotlandmulde östlich Gotland 
Gotlandmulde westlich Gotland 
(Alfh. 67) 1.18 °/o CaC0 3 
(D. 0. 12) 1.06 °/o Ca CO* 
Alfh. 93 0.30 °/o Ca CO* 
Alfh. 94 0.27 °'o Ca CO3 
Alfh. 96 1.18 »/0 Ca CO* 
Kl. 104 0.38 °/o CaCG 3 
Alfh. 90 0.17 o/o Ca CO* 
Besonders zu erwähnen ist, daß der niedrigste Kalkgehalt am gleichen Orte (Alfh. 90) beobachtet 
wurde, an dem im Juni 1922 im Muldenwasser der größte Kohlensäuregehalt der Bornholm - Mulde fest 
gestellt wurde. — Es mag wohl von gewissem Einfluß sein, daß die großen Mengen pflanzlicher Reste in dem 
Mudd (nach Apstein*) oder Gyttjeborlen (nach Sjöstedt 5 ) der Ostseemulden den prozentischen Kalkgehalt 
erniedrigen, aber trotzdem ist der Gegensatz zum Befund im Skagerrak und Kattegat unverkennbar. 
Dort wurden von Behrens und Rördam“) weit größere Kalkgehalte des Bodens, und zwar zwischen 0 und 
12.* % beobachtet. So darf man wohl den Schluß ziehen, daß das Mulden wasser der Ostsee 
t a t s ä c h 1 i c h k a 1 k a 11 f 1 ö s e n d w i r k t, d 0 0 h i st dieser Vorgang im Vergleich zu den 
Beeinflussungen des Gasgehaltes des Meerwassers durch die Organismen 
a n ß e r 0 r d e n 11 i e h 1 a n g s a ni u n d v e r g r ö ß e r t die A1 k a 1 i n i t ä t n i c h t m e ß b a r. 
Zu den rezenten kalkarmen Sedimenten in der Ostsee scheinen nach Munthe die Ablagerungen der 
Yoldia- und Aneylus-Zeit im Gegensatz zu stehen.') Sie sind wesentlich kalkreicher. Dies ist vielleicht 
dadurch zu erklären, daß zu den genannten geologischen Zeiten die Verbindung des Ostseebeckens mit 
der Nordsee und dem Ozean weit ungehinderter und tiefer und daher auch der Wasseraustausch leichter 
möglich war als heute. Zu jenen Zeiten dürfte so kohlcnsäurereiches Wasser wie heute in der Tiefe 
nicht vorhanden gewesen sein. Doch sind vor endgültiger Beurteilung der Frage eingehendere geolo 
gische Untersuchungen abzuwarten. 
Man muß es nach obigem als im höchsten Grade wünschenswert bezeichnen, daß die Frage des 
Kalkgehalts der Sedimente der Ostsee weiter untersucht wird, besonders auch im Zusammenhang mit 
der Häufigkeit des Auftretens kalkabscheidender Organismen. Die von Wolff und Munthe erhobene 
Forderung nach einer eingehenden Untersuchung der Sedimente in unseren heimischen Meeren ist auch 
i) A. K r o g b, Ou the Tension nf Carbonio Acid «sw. 1904, S. 387 17. 
•-) Don Svcnska llydrografiska Expeditionen ar 1877 under leda in g af G. Ekninn. Afdclningen III al' II. Munthe. 
Kongl. Svcnska Yetenskaps-Akademie ns Handlingar. Bandet 27, Xe. 2. Stockholm 1894. 
3 ) E. R ii p p i n. Die Alknlinilnt des Mcerwassers, Wissenscti. Meeresiinlersiiclinngcn. Abt. Kiel, X. F. Bd. 11, S. 287. 
«) O, Apstein, liodemintersnchniigcit in Ost- und Nordsee. Sitzungsberichte der Gesellschaft iiatuiTorsclicndrr 
Freunde. Berlin. 1910. S. 353 17. 
■ r, l G. Sjöstedt, tbidevsökningar iiver Öresund. TX. En Orientering «ver BoUeiiföiiiitllaiidena i Öresund oeli 
siidra iislorjiin. Bund 1923, S. 22. 
®) A n d rèe, Geologie des Meeresboilens, Bd. II. S. 529. 
O Vergi. Andrée, a. a. O. S. 510.
	        
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