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Di - . A. Mey : Pilotballonaufstiege auf einer Fahrt nach Mexiko, September bis Dezember 1922.
entgegenkommenden Hoch starke Energie, die schwere Stürme auf der Nord- und Westseite hervorrief,
und glitt an dem Hoch westsüdwestwärts ab.
Am 23. Oktober traf die „Westerwald“ in Veracruz ein, blieb hier bis zum 5. November liegen und
ging dann nach Tampico, wo sie bis zum 8. November lag. Während dieser Zeit traten vier „Norder“,
Kaltlufteinbrüche, auf, die allerdings sämtlich wenig intensiv waren; nur zwei davon brachten eine Druck
stufe (rd. 1 mm) und Temperatursturz (rd. 2°) hervor. Ihr Auftreten erfolgte stets auf der Vorderseite
eines vordringenden Hochdruckgebietes. Die bei den „Norlern“ gefundene vertikale Windverteilung wird
durch die Pilotbahnen Nr. 39, 41, 42, 47 (s, Tafel 1 und 2) wiedergegeben.
Von Tampico ging der Kurs wieder südwärts nach Porto Mexico und den Coatzocoalkos hinauf bis
Minatitlan, dem südlichsten Punkte, der erreicht wurde {cp = 18°), von da nordwärts durch den Golf nach
dem unteren Mississippi (New-Orleans). Da auf Wunsch der Schiffsleitung im Gebiete der Vereinigten
Staaten keine Pilotaufstiege gemacht wurden, trat vom 19. bis 25. November eine Unterbrechung der
Pilotmessungen ein. Sie wurden am 26. nach dem Auslaufen aus dem Mississippi wieder aufgenommen,
als die ununterbrochene Heimreise durch .die Straße von Florida und auf nördlichem Schiffswege begann,
die vollständig im Gebiet westlicher Winde verlief. Die Witterungsverhältnisse waren in diesem Teile
der Reise den Pilotvisierungen vorwiegend ungünstig, niedrige Wolken verhinderten zumeist das Er
reichen größerer Höhen, vielfach sehr hohe Dünung erschwerte das Beobachten erheblich, ohne allerdings
es unmöglich machen zu können. Der Unterschied in der Gunst der Beobachtungsverhältnisse im West
wind- und Ostwindgebiet kommt deutlich zum Ausdruck in den Zahlen der nördlich und südlich vom
35. Breitengrade erreichten mittleren Aufstiegshöhe; sie betrug für die Seeaufstiege nördlich von
35° Breite 2417 m, südlich davon 6287 m.
Die Heimreise brachte vier Sturmtage, und zwar am 4. und 5. Dezember Nordweststurm bis 22 mps„
wobei die Lufttemperatur von 14° am Morgen des 4. bis auf 3° am Mittag des 5., wo Hagelschauer und
Schneegestöber auftraten, zurückging. Nachdem in der folgenden Nacht der Wind abgeflaut hatte,
sprang er am 6. morgens auf E und frischte bei starkem Luftdruckfall unter Drehen nach SSE und später
SSW rasch auf; seine größte Stärke erreichte er gegen 4 Uhr nachmittags mit 36 Sekundenmetern. Um
4.50 pm. zog von W her ein Gewitter heran, das sich 4.55 mit einem starken Regengüsse (5.3 mm in 10 Min.)
entlud, worauf der nach SW gedrehte Wind rasch bis auf etwa 15 mps. abflaute. Am Mittag des 6. De
zember befand die „Westerwald“ sich auf 42° 0' N, 47° 9' W. Von dem zu dieser Zeit auf 41° 5' N,
58° 24' W stehenden Dampfer „Adalia“ liegt folgende Tagebuchnotiz vor: „6. Dezember, 0 h a. m. SSE 8;
seit 2 a. m. schwerer Südoststurm mit orkanartigen Regenböen, 3.30 a. in. vorübergehend Wind schwächer,
4.30 Wind mit einer Böe auf SSW drehend, 4.50 auf W. Um 7 Uhr .drehte der Wind auf WNW und ver
stärkte sich zum Orkan, 8—9.30 WNW 12, 9.30—10.30 NW 11,12—2/ p. schwere Schnee- und Hagelböen.
Von 8 p. ab Wind abnehmend (8 p. NW 9, 12 p NW 7—8).“ Aus den Beobachtungen der beiden Schiffe
geht hervor, daß die Winddrehung auf der „Adalia“ rund 12 Stunden früher als auf der ..Westerwald“
eintrat, die Depression also aus westlicher Richtung kam und ihre Troglinie die 11 bis 12 Längengrade
Fig. 2.
Luftdruckkurve vom Dampfer „Westerwald“ vom 3. bis 7. Dezember 1922.