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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1923. Heft 3.
Ähnlichkeit (nicht die Bodenwinde). Im Herbst 1916 lassen die Windkarten denselben schroffen Um
schwung erkennen. Hier setzten sich aber die sommerähnlichen Verhältnisse bis zum Oktober fort, und
der November 1916 zeigt erst die typische E-Komponente unten und die typische S-Komponente oben.
Der November 1916 fällt aus allen hier betrachteten 27 Monaten heraus durch seine gleichmäßige, sehr
starke und beständige Strömung aus SSW, an der Adriatischen Küste nahezu aus S. Diese starke Aus
bildung der S-Komponente in der Höhenströmung, die sich auch auf der Vierteljahrskarte noch kenntlich
macht, scheint uns charakteristisch zu sein für den eigentlichen Herbst, d. h. für die kurze sehr plötzlich
einsetzende Übergangsperiode zwischen Sommer und Winter. Im Frühjahr 1917 stehen sich übrigens
die Monate April und Mai mit ihren extremen Windverhältnissen in der Höhe ebenso schroff gegenüber.
November 1917 hat schon wieder Anklänge an die hochwinterlichen Verhältnisse, wie sie im kalten De
zember 1917 weiter ausgeprägt werden.
An Einzelheiten sei noch erwähnt, daß im Südwesten am Edden mehrfach neutrale Punkte auf-
treten, etwa nördlich Prilep, welche ungefähr die Stelle bezeichnen, bis zu welcher der unmittelbare
Einfluß der Adria nach Osten reicht. Im November 1916 ist die Versetzung in Drama am Boden
nahezu = 0 (b = 2 %). Im September 1917 ist die SE-Ecke wie im Sommer sehr beständig (Gallipoii
D = 4.8 m/s, b = 78 %), recht beständig auch im September 1916, im Oktober 1916 aber bereits sehr
unbeständig (Adrianopel 8%, Konstantinopel 10%, vgl. Tab 1). In 3000 m Höhe sind Konstantinopel
im Oktober 1917 recht unbeständig (16 %), im November 1917 auch die beiden adriatischen Stationen
mit je 16%; ob hier die ungewöhnliche Richtung von Skutari reell ist, erscheint fraglich.
d) J a h r. Über den so großen Zeitraum von 2/ Jahren genommen, muß die Beständigkeit der
Winde naturgemäß relativ klein ausfällen. Trotzdem kommt, besser, als erwartet werden konnte, das
Strömungsbild 'auch am Boden klar zum Ausdruck (s. Tafel 5). Wie von vornherein anzunehmen war,
überwiegt im Jahresmittel der winterliche Charakter. Die Bodenwindkarte für das Jahr ist ziemlich
identisch mit der Winterkarte, sie zeigt die Divergenz im N und längs der nach SW gerichteten zen
tralen Achse, ferner die südöstliche Strömung im Westen, die nördliche bis nordöstliche im Osten. Der
SE ist auch im Jahresmittel am Boden das beständigste Gebiet, was allerdings nicht auf Rechnung des
Winters, sondern des Sommers geht (Gallipoii u = 2.3, v = 4.6 m/s, b = 51%, s. Tabelle 5). Das nächst
beständigste Gebiet ist das untere Wardartal (Hudova t> — 1.9, v = 3.9 m/s, b — 48 %). Sofia ist die un
beständigste Station (o = 0.2, v -- 2.7 m/s, b = 6%), was verständlich ist, da hier im Talzug südlich der
Balkankette die mittleren Winde in den verschiedenen Jahreszeiten entgegengesetzt sind; im ganzen scheint
aber die Strömung maritzaabwärts zu überwiegen. Die Seewinde bei Burgas, Drama und Tirana überwiegen
auch im Jahresmittel, am besten ist der Seewind immer in der mazedonischen Ebene ausgesprochen. Die
Höhenwindkarte für 3000 m, als Mittel über 27 Monate gebildet, zeigt 'die Balkanhalbinsel als Teilgebiet
der großen Westwindzone. Eine Südkomponente kommt nirgends vor. Die Strömung über der westlichen
Hälfte des Balkangebiet-s ist nahezu westlich (Belgrad 270°, Nisch 274°, Prilep 275°, vgl. Tabelle 5). Über
der östlichen Balkanhälfte wird die Strömung jedoch westnordwestlich, über Adrianopel und Gallipoii
schließlich nordwestlich. Dieses typische Umbiegen der Stromlinien nach Osten zu und die Divergenz
über der Türkei zeigt- sich auch im Jahresmittel. Das Albanische Küstengebiet ist am windveränderlichsten
(Einfluß der Adria), aber auffallenderweise auch bezüglich der skalaren Geschwindigkeiten windschwach
(Skutari o = 2.7 m/s, v = 7.9 m/s, b = 34%, Tirana a = 2.0, v = 7.9m/s, b=25%). Relativ veränderlich
ist im Laufe des Jahres auch der SE.
3. Die Luftversetzung in 3000 in Höhe über der Balkanhalbinsel im Gesamtmittel über alle Stationen
und ihr jahreszeitlicher Gang.
.Nachdem im vorangehenden Abschnitt besonders die Schwankungen und regionalen Verschieden
heiten besprochen wurden, welche in den einzelnen Monaten Vorkommen, soll jetzt der jahreszeitliche
Gang strenger erfaßt und zusammenfassend untersucht werden. Um für die ganze Balkanhalbinsel für
jeden Monat einen für die Windverhältnisse charakteristischen Zahlenwert zu erhalten, berechnen wir die