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Dr. Erich ICuhlbrodt, Boden- und Höhenwinde der Balkauhalbinsel.
keit und Beständigkeit ist im Norden groß (Craiova v = 2.9 m/s, b = 79 %), am größten in dem sonst recht
unbeständigen Belgrad (v = 3.2 m/s, b = 79 %); vgl. Tab. 1. Das Frühjahr im allgemeinen und der April
1918 (mit starkem Luftdruckgradienben nach NW) im besonderen ist die für die Ausbildung der
„Kossava“ günstige Zeit, jenes heftigen föhnartigen Fallwindes aus SE, welcher am Nordrande der
serbischen Berge in die ungarische Tiefebene stürzt. Charakteristisch für das Frühjahr ist es, daß, wie
April 1918 zeigt, selbst im unteren Wardartale der landeinwärts gerichtete Wind überwiegen kann. Ein
Vergleich der Monate April 1917 und 1918 läßt jedoch erkennen, wie außerordentlich wechselnd die
Windverhältnisse im Frühjahr sein können. In starkem Gegensätze zum April 1918 überwiegt im
April 1917 die Westkomponente; auf diese westliche Strömung stößt die östliche vom Schwarzen Meer
her, so daß sich längs des Westrandes des Küstenstreifens am Schwarzen Meer eine doppelseitige Kon
vergenzlinie mit neutralem Punkte im Norden ausbildet. Diese Sammellinie entspricht im Druckfelde
einer flachen Tiefdruokmulde. Im ganzen ist aber April 1917 sehr unbeständig. Dies gilt auch vom
März 1917, in welchem im SE der Verlauf der Stromlinien ungewiß ist (Konstantinopel b = 18 %, Galli-
poli bei o= 0.2, v = 5.4 m/s nur b = 4 %, hier heben sich also die durchaus nicht schwachen Winde im
Mittel nahezu auf); auch Nisch und Sofia zeigen hier ungewöhnliche Richtungen, die letzten Endes
wohl lokal bedingt sind.
Ganz besonders interessant sind die Höhenwind Verhältnisse im Frühjahr. Die am Boden unbe
ständigsten Monate März und April 1917 sind in 3000 m ¡die weitaus beständigsten und gleichmäßigsten,
und die am Boden besonders beständigen und gleichmäßigen Monate März und April 1918 sind in der
Höhe die weitaus unbeständigsten und uneinheitlichsten, von allen Monaten der 2/ Jahre überhaupt.
Man vergleiche in Tabelle 2 die starken Unterschiede der entsprechenden Zahlenwerte, besonders bei
Bukarest, Craiova, Belgrad und Hüdova. Das Zustandekommen der merkwürdigen Aufwölbung der
Stromlinien in der Vierteljahrskarte für 3000 m findet bei Betrachtung der Einzelkarten ihre Erläuterung.
Im Gegensatz zum Sommer und Winter kann von einer einheitlichen Strömung im Sinne der Viertel
jahrskarte im Frühjahr nicht die Rede sein. Die Einzelkarten weisen die denkbar größte Mannigfaltig
keit auf. März und April 1917 mit der sehr kräftigen und beständigen Strömung aus WSW bis SW
entsprechen durchaus Typen der kalten Jahreszeit; z. B. ist die Ähnlichkeit der Höhenwindkarten vom
April 1917 und Januar 1917 groß. Andererseits ist die Übereinstimmung der Höhenströmung in den
beiden Maimonaten mit sommerlichen Typen unverkennbar (Mai 1917 mit Juni 1917, Mai 1918 mit dem
eigentlichen Sommertyp). März 1918 hat wieder starken Anklang an den Hochwintertypus des voran
gehenden Monats Februar 1918. Im April 1918 mit seinem merkwürdigen Strömungsbild sehen wir, wie
hier die verschiedenen Windsysteme mit einander im Kampfe liegen, und zwar so, daß auf der West
hälfte der Halbinsel die SSW-Strömung vorherrscht, auf der Osthälfte Öle NNW-Strömung, beide Systeme
getrennt durch eine neutrale Zone im zentralen Teil. Allgemein ist im Frühjahr das westliche Balkan
gebiet noch veränderlicher als das östliche. Es ergibt sich also, daß die Strömungsverhältnisse in der
Höhe im Frühjahr keinen für dieses charakteristischen Typus aufweisen, sondern teils noch dem winter
lichen, teils bereits dem sommerlichen Typus entsprechen und so auf diese auf geteilt werden können.
Tafel 4 gibt die Windkarten für die einzelnen Monate im Herbst. Wir erwähnten schon, daß
die Bodenwinde im Viertejahrsmittel ebenso wie im Frühjahr, so auch im Herbst Anlehnung an den
Winter zeigen, daß die Höhenwinde aber im Jahreszeitenmittel im Herbst wegen des Fehlens der N-
Komponente auf einen eigenen Typus deuten. Es ist kein Zweifel, daß der September 1917 dem Somimer-
typus zugehört; dies zeigt besonders die Höhenwindkarte mit der gleichmäßigen nordwestlichen bis nörd
lichen Strömung und dem Konvergieren der Stromlinien zur Ägäis hin. In Bezug auf dieses Über
wiegen der N-Komponente haben die Monate Mai und Juni 1917 und September 1917 große Ähnlichkeit.
Der Sommer 1917 dauerte also 5 Monate, von Mai bis September; der September war sogar ein besonders
typischer Sommermonat und gab auch bezüglich der Lufttemperatur und Bewölkung dem August 1917
nichts nach (vgl. die hohen Temperaturen und sehr geringen Bewölkungsgrade dieser Monate in Tab. 3).
Oktober 1917 zeigte dann den völligen Umschwung in den Windverhältnissen, die östliche Bodenströmung
und die nahezu südwestliche Höhenströmung; die Höhenwinde von April und Oktober 1917 haben große