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Full text: 41, 1923

Dr. Erich Kuhlbrodt, Boden- und Höhenwinde der Baibanhalbinsci. 25 
skalaren Windstärken gerade in diesen Monaten am größten waren, ein Zeichen, daß die Winde hier 
nicht stationär so schwach und die Druckverteilung nicht stationär so flach und unausgeglichen war, 
sondern daß sich starke Winde und Luftdruckgradienten im Monatsmittel nahezu aufgehoben haben 
(starke Depressionstätigkeit auf der Linie Ägäis—Schwarzes Meer). Umgekehrt deuten die großen Be 
ständigkeiten im NW (Dez. 1916 Belgrad 68 %, Nisch 69 %, Jan. 1917 Belgrad 55 %, Skutari 56 %) darauf 
hin, daß in diesen Monaten die Druckgradienten nach NW hin ziemlich stationär s>o vorhanden waren. 
Ein Vergleich in Tab. 3 ergibt, daß beide Monate, besonders aller der Dezember 1916, durch wesentlich 
Höhere Temperaturen herausfallen. Die verringerte N-Komponente auf der Ostseite, die stark ausge 
prägte S-Komponente auf der Westseite der Halbinsel geben die Erklärung. — Januar 1918 stellt mit 
dem Divergenzpunkt im Zentrum der Halbinsel eine besondere Lage dar. Dieses mittlere Strömungs 
bild dürfte im Einzelfalle nicht verwirklicht gewesen sein, es ist wohl dadurch bedingt worden, daß in 
einem Teil des Monats durch starke Depressionstätigkeit auf der Zugstraße lila die nördliche Luftzufuhr 
abgeschnitten und dafür Luft vom Balkan nach Norden aspiriert wurde. Es ist interessant zu sehen, 
wie auch Rumänien im Winter starken klimatischen Schwankungen unterworfen ist (Ablösung des 
Crivet = NE durch den Austin* = W bis SW). Auffällig ist im Januar 1918 der Gegensatz zwischen 
den benachborten Orten Prilep und Hudova. Prilep hat von allen Stationen die geringste, Hudova die 
grüste Beständigkeit (Prilep: u = 0.2 m/s, b 14%, Hudova: u 4.3 m/s, b = 95 %). Während in Prilep 
die Winde wiegen der Nähe der Divergenz an sich schon schwach sind und dadurch, daß sie zum Teil in 
den adriatischen Windibereich gelangen, häufig Umschlägen, strömt die Luft mit fast völliger Konstanz 
und großer Geschwindigkeit wardarabwärts. Im Februar 1918 beträgt in Hudova sogar o = 5.1m/s bei 
b — 92 %>. Wir haben es also hier mit einem dauernd wirksamen, erheblichen Luftabfluß vom zentralen 
Teil der Halbinsel zur Ägäis zu tun. 
Die mittlere Windkarte im Winter für 3000 m Höhe (Tafel 5) unterscheidet sich gänzlich von der 
am Boden. Eine starke einheitliche Strömung etwa aus WNW überweht die Balkanhalbinsel; sie ist 
nach den Beobachtungen durchaus eindeutig gegeben. Mit denn Fortschreiten nach Osten divergiert 
die Strömung; sie wird sowohl vom Schwarzen Meer als auch besonders vom Ägäischen Meer „aspiriert“, 
über der Türkei tritt entsprechend eine Divergenzlinie auf. Ähnlich wie am Boden, wenn auch geringer, 
äußert sich so auch in 3000 m Höhe noch der Einfluß der Meere bezw. das Ausweichen vor dem klein 
asiatischen Sockel. Die gute Übereinstimmung des mit Beobachtungen ausreichend besetzten Adrianopel 
mit Gatlipoli bürgt für die Realität der hier vorhandenen NW-Strömung. Die Versetzungsgeschwindig 
keit und Beständigkeit nimmt von N nach S zu ab; sie ist am größten im unteren Donaugebiet (vgl. Tab. 4: 
Konstanza t> = 7.8 m/s, b = 70 %) sie ist- am geringsten an der Adriatischen Küste im SW (Skutari 
d 3.2 m/s, b = 39 %), aber relativ klein auch an der Ägäischen Küste (Drama o 4.1 m/s, b = 45 %). 
In dieser regionalen Verschiedenheit zeigt sich der Einfluß der Depressionen über den Meeren, die an 
der Politischen Küste verstärkend, besonders über der Adriatischen Küste aber abschwächend auf die 
allgemeine Strömung wirken müssen. 
Betrachten wir nun wieder die einzelnen Monate (Tafel 1). Die Schwankungen im 3000m-Niveau 
sind nicht unerheblich; die Extreme sind Februar 39J8 und Januar 1917. Im Februar 1918 überwiegt 
durchaus die N-Koniponenle, im zentralen und südwestlichen Teil des Gebiets ist statt der W-Komponento 
sogar eine E-Komponente vorhanden; in diesem Monat haben die Windkarten vom Boden und 3000 m 
Hölle verhältnismäßig große Ähnlichkeit, in großer Mächtigkeit werden hier also Luftmassen aus dem 
N nach S verfrachtet. Dementsprechend sind im Februar 1918 die Temperaturen auf dem Balkan niedrig. 
Im großen Gegensatz hierzu geht im Januar 1917 bei den Höhenwinden eine starke S-Komponente ein. 
Die Strömung in der Höhe ist der am Boden nahezu entgegengesetzt; in Rumänien weht über dem NE 
am Boden in der Höhe der SW. Im nordwestlichen Balkangebiet ist die SW-Strömung in der Höhe über 
der SE-Strömung am Boden plausibler (Rechtsdrehung mit der Höhe an der Vorderseite der Depression). 
Mazedonien weist die S-Komponente der Strömung nicht mehr auf, so daß südlich des 42. Breitengrades 
das Stromfeld schon von der Adria her stark divergiert. Die mazedonischen Warten haben sehr große 
Geschwindigkeiten, hei Prilep und Hudova übersteigt die skalare Windstärke 16 m/s, die Versetzung®-
	        
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