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Full text: 41, 1923

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Dr. H. Thor ad Die Schwankungen des Wasserspiegels. 
an der ostfriesischen Küste und bei Cuxhaven das Wasser angestaut werden. Hier fällt es jedoch auch. 
(Tafel 4, Nr. 7). Außerdem steigt am 8. August, ohne daß der Wind sich beträchtlich änderte, das Wasser 
überall wieder an. Das erste Minimum findet also in den örtlichen Windverhältnissen allein keine aus 
reichende Erklärung. 
2. Auch am 9. August fällt das Wasser in der ganzen Deutschen Bucht bereits schnell, obwohl der 
Wind in der Deutschen Bucht nicht nachläßt. 
3. Am 11. August herrschen östliche und südöstliche Winde, die in Keitum sogar 5 Bit erreichen. 
Trotzdem steigt das Wasser allgemein. 
4. Am 16. August beginnt das Wasser zu fallen, schon ehe der Wind erheblich nachläßt; freilich ist 
es hier möglich, daß der Mangel an Übereinstimmung sich zum Teil erklärt, indem das Maximum, wie 
S. 37 dargelegt, in Wirklichkeit später fällt als es die Kurve verzeichnet; es könnte also bereits mit dem 
beginnenden Abflauen des Windes zusammenfallen. 
Wind in der übrigen Nordsee. Schon oben wurde darauf hingewiesen, daß der Gang des Wasser 
standes auch in Hirtshals und Frederikshavn derselbe ist, wie in der Deutschen Bucht; es erklärt sich 
leicht, daß die Maxima und Minima liier später eintreten, wenn angenommen wird, daß es sich hier nicht 
nur um einen Windstau im Skagerrak handelt, sondern daß Wassermassen von der Nordsee hinzutreten, 
die eine gewisse Zeit brauchen, um dorthin zu gelangen. Dagegen muß es überraschen, an der Ostküste 
Englands, besonders in Grimsby, ähnliche Verhältnisse anzutreffen, weil man hier die umgekehrten Be 
wegungen des Wasserspiegels erwartet. In Grimsby (südlich Tvnemouth, Tafel 4, Nr. 7) steigt das Wasser 
am 5. und 6. August bei ablandigen Winden aus westlichen Richtungen, ebenso am 8. August, und es 
fällt am 17. August bei auflandigen Winden. Man kann hier das Verhalten des Wasserspiegels 
dahin kennzeichnen, daß er, wenig beeinflußt von örtlichen Winden, die Bewegungen 
in der übrigen südlichen Nordsee in verkleinertem Maße mitmacht, abgesehen vom 12. bis 
14. August, wo er unabhängig vom Winde, sich gleich bleibt 1 ). Die Wassermassen, die sich an der Deutschen 
Küste anstauen, können also nicht wohl von der englischen Küste, sei es auch mittelbar durch Ausgleich 
entnommen sein, sondern sie werden aus größerer Entfernung stammen. Es erübrigt daher, den Wind 
an den Eingängen der Nordsee zu untersuchen. 
Aus den Kärtchen, Tafel 6, geht hervor, daß der Wind im Englischen Kanal nur wenig Einfluß auf 
das Fallen und Steigen hat; denn bei beständigen Winden bis zum 7. August findet sowohl Steigen wie 
Fallen in Helder statt. Auch das Steigen am 8. August, das darauf folgende Fallen bis zum 10. August 
das Steigen vom 14. August an, und das Fallen vom 16. bis 17. August steht nicht mit dem Winde in 
Einklang, so daß ein ursächlicher Zusammenhang kaum anzunehmen ist. Damit würde der Kanal für 
die Speisung des Windstaus ausscheiden, und dieser könnte, nachdem auch das Kattegat gleiche Schwan 
kungen aufweist, nur noch aus der nördlichen Nordsee gedeckt werden. Der in Lerwick beobachtete 
Wind, der zunächst in Frage kommt, kann im besten Falle seine Wirkung an der Deutschen Küste nach 
etwa 8 — 9 Stunden äußern (= x / 4 der oben erwähnten Eigenperiode), wenn nämlich die durch ihn bewegten 
Wassermassen den Anstoß auf die nächsten übertragen usw., und der Windstau so als eine Welle ankommt, 
ohne daß die bei Lerwick in Bewegung gesetzten Wasserteilchen selbst den Weg über die Nordsee machen 
müßten. In der Tat scheint es möglich, daß die Drehung des Windes nach Osten, die am 15. August 
einsetzt, den schnellen Fall des Wassers am 16. August mit bewirkt, wenn dem freilich auch der stürmische 
Wind von Utsire entgegensteht; aber vielleicht ist dieser, da er über der tiefen norwegischen Rinne weht, 
weniger wirksam. Sonst aber erscheint es aussichtslos, im Winde von Lerwick die eigentliche Ursache 
der Schwankungen des Wasserspiegels zu suchen, da diese, wie am 7., 9. und 11. August, gleichzeitig mit 
dem in Betracht kommenden Winde oder sogar schon vorher einsetzen. 
Zusammenfassend sei also festgestellt, daß der Wind in derDeutschen Bucht wohl in großen 
Zügen als Ursache des hier beobachteten Windstaus gelten kann, daß aber weder dieser 
*) Während der Drucklegung dieser Arbeit erschien „The tides and the work of the Tidal Institute, Liverpool“, 
von Dr. A. T. Doodson im Geog. Journ. London 1924, S. 134—147, wo diese seltsame Tatsache auf S. 143 nach 
den Arbeiten des Instituts ebenfalls festgestellt wird. Vgl. a. Ann. d. Hydr. 1924, S. 58 f.
	        
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