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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte,
1922. Nr. 2.
von der Oberfläche schräge nach unten. Bis D.N. I ist der erwärmende Einfluß des Landwassers
bemerkbar und die Oberflächentemperatur steigt von hier bis nach Hamburg um B'A °! Gleichzeitig
nimmt der Salzgehalt ab von 33.82 %o bis auf 0.5 %o, entsprechend schnell ändert sich die Dichte, von
Temperatur- und Salzgehaltsänderung in gleichem Sinne beeinflußt.
Seewärts von D. N. I. nimmt die Temperatur noch weiter, allerdings nur um wenig, ab. Der Salz
gehalt dagegen steigt noch beträchtlich von 33.82 bei D.N.I auf 34.61 und 34.88 %o bei D.N. II und
D. N. III, ist dagegen bei D. N. IV wieder etwas niedriger. Mit der Tiefe nimmt die Temperatur ziem
lich gleichmäßig ab bis auf fast 10° im Gebiet südlich der Dogger-Bank, nördlich von ihr aber lagert in
der Tiefe atlantisches Wasser mit über 35 %o Salzgehalt und der niedrigen Temperatur von etwa 7°. Das
schwerere atlantische und das leichtere Nordseewasser s'nd ziemlich scharf voneinander getrennt. Von
40 bis 50 m Tiefe nimmt auf D.N. III die Temperatur um 2.77° ab, bei D.N. IV um 4.25°! Bei D.N. IV
wurden auch in Zwischentiefen Temperaturmessungen ausgeführt, nach diesen nahm von 41 bis 42 X A m
Tiefe die Temperatur um 2.85° ab. Unterhalb dieser Sprungschicht war auf beiden Stationen das Wasser
ziemlich gleichmäßig erwärmt, wies aber bei D. N. IV eine um etwa 1° niedrigere Temperatur auf als in
Nähe der Dogger-Bank und war, da an beiden Orten gleicher Salzgehalt vorhanden war, entsprechend
schwerer.
Das atlantische Wasser hatte vielleicht eine weitere Ausdehnung als es gewöhnlich der Fall ist.
Die früheren Beobachtungen an denselben Termin Stationen stammen aus den vier Monaten Februar,
Mai, August, November. Die zeitlich nächsten Beobachtungen liegen im August, also einen Monat
später. Von Mai bis August aber vermindert sich der Einfluß des atlantischen Wassers erheblich.
Nach der Darstellung von Keller 1 ) ist im Mittel der Jahre 1903—1906 im Mai an den Stationen D.N. III
und D.N. IV vom Boden bis zur Oberfläche atlantisches Wasser vorhanden, im August dagegen nur
am Boden von D.N.IV. Der Befund im Jahre 1921 zeigt ein Zwischenstadium zwischen den beiden
genannten Zuständen. Wenn man aber annimmt, daß der Rückzug des atlantischen Wassers in der
Zeit von Mai bis August gleichmäßig erfolgt, dann wäre der Salzgehalt bei D. N. IV im Juli 1921 recht
hoch gewesen und man könnte schließen, daß das atlantische Wasser zu dieser Zeit eine verhältnis
mäßig weite Verbreitung gehabt hätte. (Vergl. S. 23.)
Auch in den übrigen Faktoren zeigt sich der Gegensatz zwischen atlantischem Wasser und dem
vom Festlande in die Deutsche Bucht gelangenden Süßwasser.
Das Elbewasser von Hamburg bis Glückstadt zeichnete sich außer durch die schon behandelte
hohe Alkalinität aus durch 1. niedrigen Sauerstoffgehalt, 2. große Mengen freier Kohlensäure, 3. hohe
Wasserstoffzabl. Wenig unterhalb von Hamburg war der relative Sauerstoffgehalt nur 28 %, stieg dann
bis Glückstadt auf 80 % und erreichte erst unterhalb von Cuxhaven 100 %. Parallel damit ging hoher
Kohlensäuregehalt. Bei Breckwoldt-Sand wurden an der Oberfläche annähernd 2 ccm/L freie Kohlensäure
festgestellt, ähnliche Mengen bei Glückstadt, also höhereWerte als sie auf beidenFahrten in derNord- und
Ostsee gef unden wurden, selbst imLysefjord und in den Tiefen des Bornholm-Beckens waren dieKohlensäure-
mengen geringer, am Boden des Furesees dagegen wurden in den Sommermonaten der Jahre 1908/1909
noch beträchtlich höhere Kohlensäuregehalte festgestellt“). Weiter seewärts nahm der Gehalt an freier
Kohlensäure schnell ab, bei Helgoland etwa waren für das Oberflächenwasser der Nordsee normale Werte
erreicht. Die Wasserstoff zahlen waren entsprechend dem hohen Kohlensäuregehalt sehr hoch, wegen
der gleichzeitig großen Alkalinität aber nicht so groß wie z. B. in der Tiefe des Bornholm-Beckens, wo
geringere Kohlensäuremengen bei niedrigerer Alkalinität wesentlich höhere Wasserstoff zahlen als Begleit
erscheinung hatten. Bemerkenswert ist, daß bei Feuerschiff Elbe I die Wasserstoffzahl in Bodennähe
größer war als an der Oberfläche trotz geringerer Kohlensäuremenge. Dies liegt daran, daß die Alka
linität in diesem Falle am Boden wesentlich geringer war als an der Oberfläche.
') H. Keller, Die hydrographischen Verhältnisse der Nordsee in den Monaten Februar, Mai, August und
November. Ami. d. Hydrographie. XXXX. 1912. S. 513 ff.
s) J. N. B r ö n s t e d n. C.W esenberg-Lund. Chemisch-physikalische Untersuchungen der dänischen Gewässer.
Internationale Eevue der gesamten Hydrobiologie und Hydrographie. IV. Band. 1911. Leipzig 1911/12. S. 450.