Dr. W.Kloster: Bewölkungs-, Niederschlags-u.Gewiiterverhältnisse d. westind. Gewässer u. d. angrenz. Landmassen. 7
Während auf hoher See und freien Berggipfeln ein unbeschränkter Horizont eine Schätzung des Be
wölkungsanteils an der Gesamtfläche des Himmels leicht ermöglicht, sind Stationen in engen Tälern
immer nur auf einen Ausschnitt des Himmelsgewölbes angewiesen. Wie Wild gezeigt hat [7, 71/72],
können bei Ausschluß des unteren Teiles des Himmelsgewölbes bis zu 60° die Bewölkungsschätzungen
bis zu 10% im Monatsmittel zu klein ausfallen. Umgekehrt wird gerade von Leyst [70] die Forderung
aufgestellt, die für die Zenithalzone 60°—90° gefundenen Werte als wahre Bewölkungsmenge anzusehen
und nur diese zu berücksichtigen, da wir infolge der Wirkung der scheinbaren Abplattung des Himmels
gewölbes die horizontnahen Wolken meist überschätzen [69]. Dies käme besonders für Schiffsbeobach
tungen in küstennahen Gewässern in Betracht.
Es liegt nicht im Kähmen dieser Arbeit, und es wäre auch mit dem vorliegenden Material unmög
lich, die angeführten Fehler genauer zu untersuchen. Es wird sich im Laufe der Untersuchung zeigen,
daß die Mittel aus Landstationen und die aus benachbarten Gradfeldern trotzdem sowohl in den absoluten
Werten als auch im jährlichen Gange recht gute Übereinstimmung ergeben.
Betrachten wir nun die Vergleichbarkeit der Bewölkungsbeobachtungen der
Land Stationen untereinander, so haben wir einen Faktor zu erwähnen, der ein schwer
wiegendes Hindernis dazu vorstellt, nämlich die Ungleichheit der Beobachtungsreihen. Sollen nämlich
meteorologische Beobachtungen miteinander vergleichbar sein, so müssen sie den gleichen Jahrgängen
entstammen [vergl. 85, 46]. Das ist nun für unser Gebiet in bezug auf Bewölkungsbeobachtungen, denen
man bei weitem nicht das Interesse wie den für das ganze Wirtschaftsleben der Tropen wichtigeren
Regenbeobachtungen entgegengebracht hat, keineswegs der Fall. Wir können in diesen Ländern, in
denen staatlich organisierte Beobaehtungsnetze erst seit kurzem bestehen, froh sein, von einigen wenigen
Stationen mehr als 10-jährige Beobachtungsreihen für die Bewölkung zu besitzen. Eine Reduktion der
Stationen mit kürzerer Periode auf benachbarte mit längeren Reihen ist aus Mangel an geeigneten Nor
malstationen nicht möglich, würde gegebenenfalls, wie Schönrock [106, 13] und Friedemann [30, 12] nach
gewiesen haben, auch kaum nennenswerte Vorteile bringen.
Für Nordamerika und Mexiko bis zum 20.° N.-Br. liegt eine neuere Untersuchung über die Be
wölkungsverhältnisse vor [32], deren Resultate z. T. übernommen wurden, da, wie auch Clark in einem
Aufsatze über neue Bewölkungskarten der Vereinigten Staaten [12] hervorhebt, es wegen der sich er
gebenden geringfügigen Unterschiede nicht lohnt, neue Karten zu zeichnen, die auf etwas längerer Be
obachtungsperiode beruhen. Für Mexiko wurden vollkommen neue Werte berechnet. Um diese, sowie
die für das Meer, auf dem von Gläser nur hypothetische Kurven gezogen wurden, an die von ihm
gefundenen anschließen zu können, wurden für die Grenz- und Küstenstationen in Nordamerika nach
den Reports of the Chief of the Weather Bureau 1905—1915 neue Mittel gebildet; für einige Orte wurde
auf die älteren Mittel von Greely [33] zurückgegriffen. In der Arbeit Gläsers finden sich nämlich
nur Werte für Stationsgruppen, nicht aber für die einzelnen Beobachtungsstationen. Die in den Re
ports mitgeteilten Mittel sind nicht die auf die übliche Weise aus dreimal täglichen Beobachtungen berech
neten, sondern sogen, „daylight cloudiness“. Es heißt darüber in den „Explanitions of the tables“
Report 1915/16 pg. 67:
„The cloudiness recorded in the summaries is derived from personal observations. The Pro
portion of sky covered with clouds is estimated by the observer at 8 a. m. and 8 p. m., seventy-fifth
meridian time, on a scale of 0—10. The two observations can not be combined into a daily mean in
the present state of our knowledge of the diurnal variations in cloudiness, and are therefore given
sepai'ately. In Order, however, to obtain a general record of the sunshine as affecting the growth of
plants, the observer keeps some memoranda of the cloudiness, sufficient to enable him at the end of the
day to determine the average cloudiness on the scale given above, from sunrise to sunset; the resulting
average for each month is given in the column of „daylight cloudiness“.
Aus dem oben angeführten Grunde ist es nicht möglich, zu kontrollieren, ob auch Gläser diese
„daylight cloudiness“ ohne Korrektur benutzt hat; im allgemeinen scheint sie im Vergleich zu den von
Greely veröffentlichten 18-jährigen Mitteln etwas zu niedrige Werte zu geben.