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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1922. Heit 1.
nungen verbundenen Gewitter, sondern auch die geräuschlosen Entladungen, das Wetterleuchten und
das St. Elmsfeuer, empfunden werden, so sei für den Meeresraum auch diesen Beachtung geschenkt.
2. Räumliche Verteilung der Gewitterhäufigkeit im Jahresmittel.
Auf Grund der vorliegenden Gewitterbeobachtungen (Tab. XV, XVII) haben wir unter kritischer
Verwertung derselben versucht, eine Jahreskarte der Gewitterhäufigkeit für unser Gebiet zu entwerfen
(Karte 18, Tafel 3). Entsprechend unseren vorher gemachten Ausführungen über Art und Brauchbarkeit
des Materials kann die Karte in einzelnen Räumen z. B. in Mexiko nur bedingt Anspruch auf zuver
lässige Absolutwerte erheben, doch dürften die großen Züge der Verteilung der Gewitterhäufigkeit im
allgemeinen richtig zur Darstellung kommen. Um das Bild übersichtlich zu gestalten, ist die Zahl der
Häufigkeitsstufen nicht allzu groß genommen worden.
Zunächst fällt die geringe Gewitterhäufigkeit des Meeres gegenüber der des Landes auf. Große
Gebiete im Osten auf dem offenen Ozean weisen eine Gewitterhäufigkeit von nur 1—2 % auf, d. h. es
ist im Jahre höchstens auf 9 Gewittertage zu rechnen (zum Vergleiche dazu einige Daten aus unseren
Breiten nach 64,72: Deutsche Nordseeküste 5 %, deutsche Ostseeküste 4%, Norddeutschland 4 %, Süd
westdeutschland 6 %). Weiter nach Westen, dem Lande zu, wird die Gewitterhäufigkeit größer, sie
steigt bis auf 5—10%. Im zentralen und im südlichen Teile des Golfes freilich geht sie wieder auf
3—5 % herab. Die küstennahen Gewässer, besonders um Florida, zeigen dagegen eine bedeutend höhere
Anzahl von Gewittertagen. Der Norden der Halbinsel Florida sowie der angrenzende Küstenstreifen des
westlichen Golfes ist eins der Hauptzentren der Gewittertätigkeit auf dem Festlande mit über 20 %
Gewittertagen im Jahre. Nach Westen zu nimmt die Gewitterhäufigkeit in den Vereinigten Staaten
allmählich ab, bis sie an der Westküste mit nur 0—2 % den gleichen niedrigen Betrag wie auf dem
offenen Ozean erreicht. In Mexiko zeigt sich eine Steigerung der Gewittertätigkeit von NW nach SE.
Der Südabfall des Tafellandes weist ein zweites Hauptzentrum der Gewittertätigkeit auf. Von dort aus
nimmt die Zahl der jährlichen Gewitter besonders nach der pazifischen Seite hin schnell ab. Mittel
amerika ist, soweit wir aus den wenigen vorhandenen Beobachtungen schließen können, verhältnismäßig
reich an Gewittertagen, vor allem das Innere. Ferner erweist sich der Isthmus von Panama als ein
Gebiet reger Gewittertätigkeit. Der nördliche Küstensaum von Südamerika ist nicht übermäßig reich
mit Gewittern bedacht (nur 5—10 % aller Tage im Jahre bringen Gewitter). Besonders auffallend ist
die Gewitterarmut von Georgetown und Cayenne (nur 1 bezw. 3 %!). Die Amazonasmündung dagegen
weist wiederum gesteigerte Gewittertätigkeit auf, Para hat 44 % Gewittertage im Jahresdurchschnitt.
Die Gcwitterbeobaohtungen von den Inseln passen sich gut in das gewonnene Bild ein. Die Gewitter
häufigkeit auf ihnen ist meist um eine Stufe größer als auf dem umgebenden Meeresraume; besonders
reich an Gewittern scheint das Innere von Haiti zu sein.
Für das Meeresgebiet ist nach den Beobachtungen über elektrische Erscheinungen überhaupt
(t, t + 1, 1), also unter Mitberücksichtigung des bloßen Wetterleuchtens (Tab. XVI), ebenfalls eine Karte
der jährlichen Verteilung dieser Erscheinungen gezeichnet worden (Karte 19). Sie stimmt im wesent
lichen mit derjenigen der jährlichen Gewitterverteilung überein. Die gewitterarmen Räume sind auch
relativ arm an sonstigen elektrischen Erscheinungen. Schärfer hervorgehoben erscheint dagegen die
Häufigkeit elektrischer Vorgänge im Yucatan - Kanal zwischen Cuba und Yucatan und im Raume
zwischen Cuba, Haiti und Jamaica. Würden wir die in dieser Karte benutzten Werte mit denen des
Landes verbinden, so würden die Übergänge zwischen Meer und Land bei weitem nicht so schroff aus-
fallen wie bei Karte 18. Aus der Benutzung solch ungleicher Werte erklärt sich wohl der Satz Hanns
(38,669), daß die Zahl der Gewitter in den Tropen und in den äquatorialen Breiten mit der Annäherung
an das Land weniger stark zunehme als in den mittleren Breiten. Hann stützt sich hierbei wohl haupt
sächlich auf die von A. v. Danckelman in der angeführten Arbeit [14] auf Karte 7 gegebene Darstellung.
Suchen wir nach dieser allgemeinen Orientierung über die regionale Verteilung der Gewitter nach
Gesetzmäßigkeiten und einem kausalen Zusammenhang mit anderen Erscheinungen.