Dr. W. Klo st er: Bewölkungs-, Niederschlags- u. Gewitterverhältnisse d. westind. Gewässer u, d, angrenz. Landmassen. 21
Solange solche allgemeinen Regenmessungen auf See jedoch nichts als fromme Wünsche der
Forscher sind, wird man zur vergleichenden Charakterisierung der Niederschlagsverhältnisse von Land
und See auf die Auszählung der Tage mit Niederschlag und die Berechnung der Niederschlagshäufig
keit, des Quotienten aus der Anzahl der Niederschlagstage und der Gesamtzahl der Beobachtungstage,
angewiesen sein. Dabei ergibt sich jedoch eine neue Schwierigkeit, nämlich die Entscheidung der
Frage, was als Niederschlagstag gerechnet werden soll.
Für das Land ist man, obwohl die Frage auf verschiedenen Meteorologen-Kongressen behandelt
wurde, zu keiner allgemein gültigen Definition des Niederschlagstages gelangt [vgl. 45, 313; 10, 241;
39, 39; 126, 20].
Für die Vereinigten Staaten von Nordamerika sowie die westindischen Inselstationen, deren Beob
achtungsresultate den Veröffentlichungen des U. S. Weather Bureau entnommen wurden, gilt nur der
Tag mit einer Niederschlagsmenge =0,01 Zoll =0,254 m/m als Niederschlagstag, desgl. für die englischen
Besitzungen. In Mexiko und San Salvador dagegen werden auch Tage mit unmeßbarer Regenmenge
als Niederschlagstage bezeichnet; Guatemala rechnet nur Tage mit meßbarer Regenhöhe. Für die
übrigen Beobachtungsnetze ließ sich die Grenze für die Anrechnung der Niederschlagstage nicht mit
Sicherheit bestimmen, doch scheint im allgemeinen nur der Tag mit meßbarem Niederschlag als Nieder
schlagstag gezählt zu werden.
Auf See kommen von den Beaufort’sohen Wetterbezeichnungen für die Niederschlagsverhältnisse
folgende in Betracht: d (drizzling) = Staubregen, p (passing showers) = vorüberziehende Regen
schauer, r (rain) = stetiger Regen, s (snow) = Schnee, h (hail) = Hagel, q (squall) = Böe wurde nur in
Verbindung mit einem der oben genannten Zeichen als Regennotierung gewertet.
In den bisher erschienenen Studien über die Niederschlagsverhältnisse auf dem Meere ist so ver
fahren worden, daß jeder Tag, an dem zu irgend einer Wache eins der angeführten Wetterzeichen
notiert war, als Niederschlagstag geredhnet wurde. Nun haben jedoch die wenigen neueren Regen
messungen, die in den Passatzonen angestellt worden sind, dargetan, daß die Regenmenge, die bei
Staubregen und vorüberziehenden Regenschauern fällt, nur sehr gering oder überhaupt nicht meßbar
ist. So berichtet Lütgens [76, 73] über Regenmessungen auf einer Reise nach Westindien:
„Es wurde nun fast stets unmittelbar nach jedem einzelnenRegenfall gemessen. Dabei ergab sich zunächst,
daß so gut wie alle im Journal als „Staubregen“, „Staubregenböe“ und „feiner Regen“ verzeichneten Fälle
überhaupt keine meßbare Menge lieferten, obwohl stets das Schiff völlig naß war... 19X findet sich
eine Regennotiz, 9X war die Menge nicht meßbar. Und auch sonst waren es meist nur wenige Zehntel
Millimeter. Dagegen brachten die „heftigen“ und „sehr heftigen“ Regenböen „6—12 mm.“
Nach dem Valdiviawerk [11,402] ergaben 10 Regentage im Passat die Summe von hur 0,6 mm,
im Kalmengebiet dagegen 80,2 mm.
Es schien mir daher angebracht, bei der Berechnung der Niederschlagshäufigkeit für das Meer,
um einen strengen Vergleich mit den Zahlen der Landstationen zu ermöglichen, die Tage, an denen
nur d und p notiert war, auszuscheiden und den Zahlen der Niederschlagshäufigkeit auf dem Lande
(Tab. XII) die der Häufigkeit eines Tages mit „r“ auf See gegenüberzustellen (Tab. XI) *). Daneben ist
jedoch auch die Niederschlagshäufigkeit nach der alten Methode berechnet worden (Tab. X), um Ver
gleiche mit den früher erschienenen Arbeiten zu ermöglichen.
Zu welchen Resultaten eine allzu summarische Betrachtung der Niederschlagshäufigkeit führen
kann, möge am Beispiel der Passatregion gezeigt werden. Es ist recht interessant, einmal die Wand
lungen zu betrachten, welche die Anschauungen über die Regenverhältnisse dieser Gebiete im Laufe
der Zeit erfahren haben. Maury, der als erster die Regenverhältnisse der Ozeane systematisch bearbeitete,
*) Wenn auch von einigen Ländern, wie Mexiko und San Salvador, alle Tage mit Niederschlag, ob meßbar oder
unmeßbar, als Niederseh]agstage gerechnet werden, so ist doch anzunehmen, daß aut den Schiffen relativ häufiger
Niederschlag notiert wird, da dort der Beobachter auch nachts, wo, wie wir später naehweisen werden, ein großer
Teil der Niederschläge fällt, ebenso seinen Dienst versieht wie am Tage, während auf dem Lande ein großer Teil der
nächtlichen Niederschläge, die keine meßbare Menge bringen, der Notierung entgehen dürfte.