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Full text: 40, 1922

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Aus dem Archiv der Deutschen .Seewarte. — 1922. Heft 4. 
welches Vorzeichen seine meridionale Komponente hat. Es war oben gezeigt worden, daß diese meri 
dionale Komponente örtlich wie zeitlich wechselt und nicht als Kompensation der meridionalen Passat 
komponente betrachtet werden kann. Im alten Sinne läßt sich, wie schon bemerkt, ein Antipassat über 
haupt nicht feststellen. Aber wenn wir beim Passat die Haupterscheinung gerade in der Ostkomponente 
sehen, so ist es nur folgerichtig, den Antipassat als den über dem Ostwind herrschenden Westwind zu 
definierèn. Jedenfalls brauchen wir auch für diesen einen Namen. Diese Vorstellungen stimmen übrigens 
im wesentlichen auch mit denen überein, die V. Bjerknes jüngst entwickelt hat. 1 ) Passat, Urpassat 
und Antipassat sind demnach die drei in den PasSat- 
zonen übereinander lagernden Windschichten. 
Fig. 14 zeigt diese Windschichtung, wie sie sich aus 
unseren Beobachtungen über Westindien im Früh 
jahr ergibt. 
7. Passat und Reibung. 
Schon vor längerer Zeit wurde ein Versuch von 
A. W e g e n e r in folgender Weise ausgeführt: Ein 
gußeisernes Rotationsgefäß (Figur 15) wurde mit 
Wasser gefüllt, und Sägespäne oder Teeblätter oder 
dergl. wurden hineingetan, um die Bewegung des 
Wassers sichtbar zu machen. Dann wurde das Oefäß 
längere Zeit in gleichförmiger Umdrehung gehalten, 
bis der Inhalt ebenso schnell rotierte wie das öefäß. 
Die suspendierten Teilchen zeigten dann relative Ruhe an. Wurde nun die Rotation des Gefäßes 
beschleunigt, so daß das Wasser von unten her Antrieb in Richtung der Rotation erhielt, so schied sich 
im Wasser eine dünne Bodenschicht, anscheinend überall von gleicher Dicke, aus, die mit lebhafter Be 
wegung zur Peripherie strömte. Die darüber liegenden Schichten 
behielten, durch eine scharfe Grenzfläche getrennt, ihre frühere 
Bewegung bei. Die große Gleichförmigkeit dieser Bodenströmung, 
die auf Wellen in der oberen Schicht wenig reagiert, ihre geringe 
Mächtigkeit und ihre scharfe obere Begrenzung erinnern in auf 
fallender Weise an die Passatströmung, die ja gleichfalls trotz 
mancher Störungen thermischer Art von überraschender zeitlicher 
und räumlicher Gleichförmigkeit ist und auch dem Sonnenstände 
doch nur auffallend wenig folgt. 
Diese Vorstellung, daß der Passat gerade in seinen typischen Eigenschaften — der örtlichen und zeit 
lichen Gleichförmigkeit nach Richtung und Stärke, sowie in seiner zum Äquator gerichteten Komponente 
— wesentlich durch die Reibung an der ja überall gleichförmigen Meeresoberfläche bedingt sei, und die 
bisher meist in den Vordergrund gestellte thermische Ursache nur von geringerem Einfluß ist, findet 
nun in den vorliegenden Untersuchungen eine weitere Stütze darin, daß seine Höhe etwa mit der Rei 
bungstiefe zusammenfällt. Eine wichtige Rolle scheint hierbei auch der Inversion zuzufallen, welche an 
der Grenze des eigentlichen Passats liegt. Man könnte sich wohl vorstellen, daß die Passatströmung 
durch die darüber liegende Schichtgrenze gewissermaßen von dem oben wehenden Urpassat losgelöst ist 
und deshalb nicht allen Launen desselben zu folgen braucht. Er stellt auf diese Weise eine unmittelbare 
Verbindung her zwischen dem Hochdruck der Roßbreiten und der äquatorialen Tiefdruckrinne, ist also 
dem Druckunterschied dieser seiner Grenzen und der gleichförmigen Reibung auf dem Meere unterworfen. 
I) V. Bjerknes, On the dynamics of the circular vortex with application to the atmosphere and atmospheric 
vortex and wave motions. Geofysiske Publicationer 2 Nr. 4, Kristiania 1921. 
Fig. 15. 
Hohe Fig. 14. 
N-Br. 35“ 30 0 25" - 20° 15“ 10° 5° 0° 
Die Windschichtung im Frühjahr über Westindien.
	        
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