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Aus 11cin Archiv dor Deutschen Seewarte. — 1922. Heit 4.
Datum
Pilot
Nr.
Gradient
ans
Mittel-
Schicht
ans
Beclits-
abienkg. d.
Mittelsch.
Obere
Schicht
aus
Ee chtsab-
lenkungd.
ob. Schicht
Bemerkungen
11. IV.
20
NNE
c
—
N
-20°
(gleichförmiger Ober-
13. „
2425
ENE
ESE
+40 3
NWzN
-100
| wind erst oberhalb
21. „
29
NzAV
NNE
+30
WzN
-70
1 11 km
22. „
30
NzW
NWzN
-20 *)
WNW
-60
23. „
31
NNW
N
+20
WzN
-60
24. „
33
NzW
NzE
+20 *)
W
-80
26. „
36
NNE
ESE
+90
SW
-160
größte Hütte nur lükm
27. „
38/39
NEzE
S
+120
AV SW
-170
u i, i, 9 km
30. „
43
NE
O
—
NW
-90
6. V.
47
SEzS
NNW
-170
N
-150
7.
48
ESE
NzW
-120
N
-110
(gleichförmiger Ober-
wind erst oberhalb
9. „
50
SEzS
NEzE
-90
NWzW
+150
\ Schielitgvenze bei
13. „
54
E
C
—
WNW
-160
| 10 km
*) fast still.
Wie man sieht, ist der Ablenkungswinkel der Mittelschicht, bezogen auf den Gradienten am Boden,
sehr variabel; es kommen hier alle Quadranten vor, wenn auch eine Rechtsablenkung von 20—40° wohl
am häufigsten ist. Ganz anders aber verhält sich die obere Schicht. Mit einer einzigen Ausnahme sind
hier alle Ablenkungswinkel negativ, und zwar liegen die Einzel werte hauptsächlich bei —60° bis —110°
und wiederum bei —150° bis —170°. In Tafel 5, Nr. 1 sind 4 Fälle der ersten Gruppe (13., 21., 24., und
30. IV) und alle 4 Fälle der zweiten Gruppe (26., 27. IV, 6., 13. V) dargestellt. Es läßt sich wohl vor
läufig nicht entscheiden, oh der Einteilung in diese beiden Gruppen eine reelle Bedeutung zukommt
oder ob sie nur durch eine zu geringe Zahl von Beobachtungen entstanden ist. Man sieht aber aus
diesen Beispielen, daß die inverse Beziehung des oberen Windes zu den Bodenisobaren nicht nur bei
westlicher oder nordwestlicher Richtung de« ersteren besteht, sondern auch bei Südwest- und bei Nord
wind, welche für die vorliegende Jahreszeit abnorme Richtungen sind.
Aus allem geht hervor, daß die meridionale Komponente dieses oberen meist westlichen Windes
mit den Druckgebilden auf der Wetterkarte ursächlich verknüpft ist. Diese sind offenbar vorwiegend
thermischer Natur und entsprechen nahezu dem früher in der Meteorologie zur Erklärung der Cyklonen
benutzten Schema, nach dem sich über einem Tiefdruckgebiet ein Hochdruckgebiet befindet und umgekehrt.
Da ferner das südliche Nordamerika auch jahreszeitlich starke thermisch bedingte Druckimter-
scliiede zeigt — im Winter Hochdruck am Boden, Tiefdruck in der Höhe, im Sommer umgekehrt — so
hat die meridionale Komponente des oberen Windes über Westiindien zugleich Monsuncharakter, wie
bereits früher gezeigt wurde. Ob es jemals gelingen wird, die kleine vom Äquator fortgerichtete Kom
ponente festzustellen, die wir als Kompensation der meridionalen Passatkomponente thermisch fordern
müssen, muß wohl dahingestellt bleiben. Es stehen dafür mächtige Schichten zur Verfügung, während die
Passatschicht nur dünn ist, der Betrag dieser Komponente kann also sehr klein sein gegenüber den
oben besprochenen zeitlich und räumlich stark wechselnden meridionalen Komponenten anderer Her
kunft. Man wird aber Gangoiti Recht geben, wenn er zu dem Resultat kommt, daß es einen Anti
passat im alten Sinne nicht gebe. 1 ) Besonders lehrreich sind hierfür die Tage mit starken rein nörd
lichen Oberwinden bis in größte Höhen hinauf, nämlich am 11. und 12. April (Nr. 20, 22, 23) und am 6.
und 7. Mai (Nr. 47, 48).
4. Die Grenze zwischen Ost- und Westwinden.
Es ist auffallend, daß man die Grenze zwischen den Ost- und Westwinden nicht unmittelbar aus
den Einzelkurven entnehmen kann. Es kommt vor, daß eine nahezu meridional bewegte Schicht, die
mau von Tag zu Tag in den Baiionprojektionen wieder erkennen kann, durch eine kleine Drehung das
b L. G a u s o i t i, Circulation general de la Atmosfera. Contralisios. Obs. del Colegio de Belen, Kabana 1917.