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Full text: 40, 1922

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1922. Heft 4. 
noch mit Vorteil gegenüber dem freihändigen Sextanten gebraucht werden. Im ganzen wurden hier 
100 Ballone mit lOfacher, 32 Ballone mit 20facher Vergrößerung beobachtet, von letzteren 13 vom 
fahrenden, 19 vom stilliegenden Schiff aus. Wenn erwartet werden darf, daß niedrige Wolken den Ballon 
zeitweilig verdecken werden, ist die lOfache Vergrößerung auch bei ruhigem Schiff vorzuziehen, weil 
das größere Gesichtsfeld das Wiederauf finden erleichtert. Bei Leuchtpiloten ist gleichfalls die schwache 
Vergrößerung wegen der größeren Lichtstärke des Fernrohrs vorzuziehen. 
Von großer Wichtigkeit ist die Verwendung namentlich roter Blendgläser (stets vor dem Okular), 
durch welche nach Watson Watt (Meteorolog. Zeitschr. 1921) das Ergebnis um 60—70% verbessert 
werden soll. Auf der „Sachsenwald“-Fahrt konnte eine solche Rotscheibe nur mit Hilfe roter Gelatine 
improvisiert werden, die mit sehr deutlichem Vorteil bei 19 Aufstiegen Verwendung fand. Eine Blau 
scheibe, die auch nach Watt weniger häufig in Frage kommt, wurde nur 3 mal mit weniger deutlichem 
Erfolge benutzt, dagegen wurde eine graue Schutzbrille, die der Beobachter aufsetzte, 13 mal mit gutem 
Erfolge angewandt, aber nur bei stilliegendem Schiff, da durch sie das Gesichtsfeld eingeengt wird. 
Die Wirksamkeit der Rotscheibe beruht darauf, daß sie den leuchtend weiß auf blauem Himmelsgrunde 
erscheinenden Gummipiloten noch mehr hervortreten läßt und zugleich die Helligkeit des Gesichtsfeldes, 
durch die das Auge auf die Dauer geblendet wird, dämpft. Gelegentlich bot die Rotscheibe auch bei 
Papierpiloten Vorteil, wenn diese von der Sonne beschienen waren. Die Blauscheibe kommt nur in Be 
tracht, wenn der Ballon dunkel auf hellem Grunde erscheint. Gerät ein Gummiballon in Sonnennähe, so 
ist womöglich eine dunklere Rotscheibe zu verwenden, eventuell unter vorübergehendem Verzicht auf 
die Kimm. 
Aufsatz-Sextant und Gegengewicht sollen so ausgeglichen sein, daß die Libelle des Theodoliten 
möglichst einspielt, denn bei unerwarteten Drehungen und Zenitdurchgängen des Ballons kommt es vor, 
daß die Kimm zeitweise durch Schiffsaufbauten verdeckt ist, so daß der Höhenwinkel behelfsmäßig am 
Höhenkreis des Theodoliten abgelesen werden muß. Bei Leuchtpiloten ist die Kimm überhaupt nur bei 
hellem Mondschein verwendbar, so daß hier der Aufsatz-Sextant meist ganz fortgelassen wird. Die Be 
nutzung des Höhenkreises gibt natürlich nur bei mäßigen Schiffsschwankungen gute Resultate und ist 
stets ungenauer als die Höhenmessung von der Kimm aus. Leuchtpiloten bei stark schwankendem Schiff 
werden daher sehr ungenau. 1 ) 
Eine besondere Schraube am Sextanten gestattet es, die Spiegel aus dem 
A Strahlengang des Fernrohrs mehr oder weniger herauszuziehen. Fig. 10 deutet 
dies im Anschluß an die Fig. 9 an. Diese Schraube ist vor der Beobachtung so 
^ einzustellen, daß man die Kimm (in dem zu erwartenden Azimut) im Fernrohr ge 
rade noch erkennen kann. Oft muß aber auch während der Messungsreihe noch dre 
Einstellung geändert werden. Durch überflüssige Schärfe der Kimm beeinträchtigt man dasBild desBallons. 
Vor Beginn genaue Einstellung des Okulars für das Auge des Beobachters! Alle Gläser und Spiegel 
putzen! Bisweilen beschlagen diese so schnell, daß man zwischen je 2 Einstellungen putzen muß. In 
angemessenen Zeiträumen ist auch die Justierung der Sextantenspiegel in der üblichen Weise nach 
zuprüfen. 
Der Sextant ist so eingerichtet, daß er im Notfälle auch freihändig in Verbindung mit dem Peil 
kompaß gebraucht werden kann. 
4. Die Beobachtung. 
Nachdem man entschieden hat, welcher Theodolit zu verwenden ist, wird der günstigste Platz 
für die Beobachtung gesucht, je nach der Richtung der Rauchfahne und dem zu erwartenden Höhen 
winde. Man hat darauf zu achten, daß die Kimm nicht verdeckt ist, daß der Ballon nicht hinter dem Sehorn- 
i) Leuchtpiloten wurden auf der Fahrt von vornherein als ungünstig angesehen, sie sind nur Notbehelf; wegen 
des Gewichts der angehängten Leuchtvorrichtung sind keine besonders großen Höhen möglich. Mehr der grundsätz 
lichen (technischen) Fragen wegen wurden einige Leuchtpiloten angestellt (4); die erreichte Höhe betrug hierbei im 
Mittel 2500 m, im Maximum 4050 m. Als Leuchtquelle mit sehr guter Lichtstärke diente hierbei eine gewöhnliche 
Taschenlampenbatterie mit 2 aufgelöteten Glühbirnen.
	        
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