Prof. Dr. A.Wegeaer n. Dr. B.Kuhlbrodt: Pilotballonaufstiege auf einer Fahrt nach Mexiko, März-Juni 1922. 13
Seehöhe
km
Fig. 8.
4
-o —
4
-o —
„Saeksenwald“ insgesamt
5 Heisen nach Südamerika («S
„Saehsenwald“, Atlantik (45
„ Westindien (50
Westindien, im Hafen
_ in Fahrt
(95 Aufstiege)
)
, )
)
)
)
(so
(20
bei den geplanten künftigen Fahrten ansgearbeitet,
welche inzwischen Herrn Dr. M e y auf der 2. aero-
logischen Expedition dieser Art mitgegeben wurde.
Da diese Anweisung alles enthält, was über die
Methode hier noch zu sagen wäre, und ihr Wortlaut
auch an sich nicht ohne Interesse ist, sei sie hier
ungekürzt mitgeteilt:
Anweisung
für Pilotballonaufstiege auf See.
(Nach Erfahrungen von A. Wegen er und
E. K u h 1 b r o d t an Bord der „Sachsenwald“
März — Juni 1922).
1. Allgemeine Orientierung. Die folgende An
weisung gilt für den Fall, daß der Beobachter an Bord
keinerlei Ansprüche an die Schiffsleitung stellen
darf, durch welche die Fahrt des Schiffes verzögert
oder der Kohlenverbrauch vergrößert wird.
Pilotballonaufstiege vom fahrenden Dampfer sind wesentlich schwieriger als solche vom Lande,
weil das Schiff im Seegange schwankt und außerdem durch das Arbeiten der Maschine vibriert, ferner
weil der Fahrtwind, wenn er auch in Einzelfällen die Bedingungen verbessern kann, doch in der Mehr
zahl der Fälle das Forttreiben des Ballons beschleunigt 1 ), und ganz besonders weil der Bodenwind auf
See viel starker zu sein pflegt als auf dem Lande. Eine weitere Schwierigkeit verursacht auch noch
die Rauchfahne, die grundsätzlich denselben Weg nimmt wie der Ballon und diesen oft verdeckt.
Besonders bei der älteren Methode unter Verwendung von Sextant und Peilkompaß wurden deshalb
in der Mehrzahl der Fälle nur Höhen von wenigen hundert Metern gewonnen, denen vereinzelte Auf
stiege auf große Höhen gegenüberstanden, die gewonnen waren, wenn Wind und Schiffsbewegung nahe
zusammenfielen. Das größte Gewicht muß daher in Zukunft auf eine möglichst regelmäßige Er
reichung guter Höhen gelegt werden. Die Vorbedingungen hierzu sind zweierlei:
Einmal möglichst große Steiggeschwindigkeifc der Ballone, d. h. Verwendung möglichst großer
Ballone, und andererseits die Benutzung der am Lande erprobten Spezialtheodoliten mit starker Bild
vergrößerung. Da ein Theodolit nicht ohne weiteres an Bord ver
wendbar ist, ist der von der Deutschen Seewarte konstruierte Spiegel
theodolit zu benutzen. Dieser besteht aus einem der üblichen
Spezialtheodoliten, der auf einem kardanischen Stativ montiert ist und
vor dem Objektiv einen kleinen Spiegelsextanten trägt, der die Kimm hin
einspiegelt, so daß der Höhenwinkel von der Kimm aus, also unabhängig
von den Schiffsschwankungen, gemessen werden kann. Vergl. die
Fig. 3—6 sowie Fig. 9, welche den Strahlengang kenntlich macht.
Das Azimut wird am Horizontalkreis des Theodoliten von der
Schiffsachse, und zwar vom Bug aus, gemessen und mit Hilfe des
rechtweisenden Schiffskurses (von der Brücke zu erfragen) redu-
ziert. Den Einfluß ungenauen Stenerns kann man durch gleichzeitige
J ) Nur "bei Segelschiffen wird das Forttreiben durch die Fahrt stets verringert. Bei Dampfern wird es, wenn
die Schiffsgeschwindigkeit gerade gleich der Windgeschwindigkeit ist, in s / 3 aller Fälle beschleunigt. Hier sind
allgemein nur diejenigen Fälle günstig, in denen der Winkel a s zwischen Wind w und Schiffsbewegnng kleiner ist
- kl
2 Iwl
B
Fig. 9.
K
o
Im Gesichtsfeld des zum Pilotballon B
gerichteten Fernrohrs F des Theodo
liten wird das Ballonbild überlagert
vom Bild der Kimm K, welches durch den
drehbaren großen Spiegel Sj und den
festen kleinen Spiegel Sa in das Ob
jektiv O hineingespiegelt wird.
als der Grenzwert Qq, der gegeben ist durch COS Qq-