Prof. Dr. A. We g e u c r u. Dr. E. K u h 1 b r #d t: Pilotballonaufstiege auf einer Fahrt nach Mexiko, März-Juni 1922. 3
I. Einleitung.
Die im folgenden behandelten Pilotballonaufstiege sind von den Verfassern gemeinsam an Bord
des Frachtdampfers „Sachsenwald“ der Hamburg-Amerika-Linie auf einer Fahrt von Hamburg nach
Cuba, Mexiko und den Golfstaaten und zurück in den Monaten März bis Juni 1922 ausgeführt worden.
Sie fanden hierbei von Seiten des Kapitän F. Molchin und seiner Offiziere dankenswertes Entgegen
kommen. Die Hamburg-Amerika-Linie hatte die Plätze einschließlich Verpflegung kostenlos zur Ver
fügung gestellt; die sächlichen Kosten in Höhe von 35 000 Mark wurden zunächst von der Deutschen
Seewarte ausgelegt, um die Abreise zu ermöglichen, und sodann von der Notgemeinschaft der deutschen
Wissenschaft übernommen. Letztere trug auch einen großen Teil der Druckkosten, die im übrigen
hauptsächlich durch Beiträge der deutschen Luftfahrtindustrie sowie durch Entgegenkommen des
Dänischen Meteorologischen Instituts aufgebracht werden konnten.
Die Fahrt diente in erster Linie der Vorbereitung weiterer aerologisclier Forschungen auf dem
Ozean durch Erprobung eines neuen Instruments zur Beobachtung von Pilotballonen vom fahrenden
Schiff aus. Sie bildet zugleich den ersten Teil eines größeren Projektes, welches in gemeinsamen Be
sprechungen zwischen Vertretern der Flugzeug- und Luftschiff-Industrie, der Hamburg-Amerika-Linie,
des Preußischen Aeronautischen Observatoriums Lindenberg und der Deutschen Seewarte festgesetzt
wurde und im wesentlichen in der Ausführung einer Reihe derartiger Fahrten zur Erforschung der
Höhenwinde über dem Atlantischen Ozean für die Zwecke eines künftigen transatlantischen Luftverkehrs
besteht. Die Ausrüstung, welche größtenteils aus den eigenen Mitteln der Seewarte zusammengestellt
wurde, bestand in:
1 Spiegcltheodolit, enthaltend: Balloutheodolit mit zehn
facher Vergrößerung von Fness, Aufsatzscxtant und
kardaiiisehcs Stativ.
1 Reserve-Theodolit von Fness.
1 Ballontheodolit mit 20fachcr Vergrößerung von Bunge
zum Auswcchseln im Spiegeltheodoliten.
1 Reserve-Aufsatzscxtant.
1 Fluidkompaß mit Stativ (wurde beim Transport beschä
digt und daher nicht benutzt).
8ii Guinmiballone von je 110 g Gewicht von Continental-
Hannover.
10 Gummiballone desgl. von je 70 g Gewicht.
80 Papierballone des Normalmodeils von Neumann-
Dresden.
20 Stahlflaschen mit komprimiertem Wasserstoff, mit
insgesamt etwa 110 m 1 * 3 * 5 Gas. 1 Flaschenschlüssel.
1 Füll hätte aus Persenning und Holzstangen 8X2 in.
1 Fülltülle von Hartmann und Braun.
1 Füllwage mit Gewichtssatz.
5 in Gummischlauch.
1 Reduzierventil.
1 Büchse dicke Gummilösung.
Ballastsand.
Batterien für Leuchtpiloten.
Farbfilter zum Aufsetzen auf die Okulare der Theodolite.
2 Schutzbrillen.
2 Taschenlampen mit Reservebatterien.
1 Stoppuhr.
1 Reißbrett.
Miliimelerpapicr in Form von großen Rollen und Blocks.
Rechenschieber, Zirkel. Transporteur, Parallellineal,
Lineal.
Beobach tnugsbiieher, Schreibt) locks, Schreibmaterial,
Leim, Handwerkszeug.
Handaneinonieter, je 1 nach Morell und Fness.
1 Hilfsapparat nach Roteli zur Ermittlung des wahren
Windes aus dem gefühlten.
1 Thermograph.
1 Hygrograph.
1 Barograph.
1 großes Aspirationspsychrometer mit Ersatzteilen.
1 Wassevthcrmometer und Pütze.
Handbuch des Heereswetterdienstes, Psyehrometertafeln.
1 photographischer Apparat 9 X12 mit sämtlichem
Zubehör.
Es sei nur kurz erwähnt, daß außerdem noch verschiedene Instrumente zu Versuchszwecken mit
genommen wurden und daß die gebotene Gelegenheit auch noch zu Beobachtungen anderer Art benutzt
werden konnte. So wurde die Verwendbarkeit einer Flieger-Kamera mit großer Brennweite besonders
für Wolkenaufnahmen an Bord erprobt; ferner wurden im Aufträge der Abt. II der Seewarte Ablesungen
an drei Quecksilberbarometern mit verschiedener Rohrverengung angestellt (im Seegang) zwecks Ermitt
lung der günstigsten Rohrverengung für Schiffsbarometer. Auf Anregung der Abt. H. der Seewarte