Dr. Alb. Behler: Die tiuperiod. Temperaturt-chwarik untren ¡111 der Westseite Europas und der Ostseite Nordamerikas. 28
Diese Druckverteilung erklärt uns die negativen Teinperaturabweichungen über dem nördlichen
Gebiet der nordamerikanischen Ostküste derart, daß die Westküste Grönlands unter dem Einfluß des
relativ hohen Drucks über Grönland liegt. Ungleich schwieriger ist es jedoch, aus der vorliegenden
Karte die negativen Temperaturabweichungen über dem nördlichen Gebiet der europäischen Westküste
zu erklären. Anzunehmen ist, daß nördlich und nordwestlich des skandinavischen Tiefdruckausläufers
der Luftdruck wieder rasch zunimmt. Leider reichen die Aufzeichnungen der Luftdruckwerte nach
Norden hin nicht aus, um eine Bestätigung hierfür zu erhalten. Die zum Vergleich herangezogenen
Isobarenkarten der Monate November 1896 und Juli 1898 lassen die Druckverhältnisse über den nörd
lichen, polaren Gebieten ebensowenig erkennen. Hingegen deckt sich die Annahme hohen Drucks über
den Polargebieten mit den Ergebnissen der Exnerschen Untersuchungen über die Korrelationen des
Polardrucks und den Temperaturen über der nördlichen Halbkugel. Exner stellt fest, daß tiefe Tem
peraturen über Nordwest- und Nordeuropa meist mit hohem Polardruck Zusammenhängen.
Ich glaube, dieses Ergebnis von seiten Exners auch für uns hier in Anwendung bringen zu dürfen,
zumal es der natürlichen Erwartung durchaus entspricht. Da es mir fernerhin als sehr wahrscheinlich
erscheint, daß der relativ hohe Druck über Grönland mit dem polaren Hochdruckgebiet in unmittelbarer
Verbindung steht, so möchte ich diesen Typ der Luftdruckverteilung als P 0 1 a r t y p bezeichnen, abge
kürzt Plr. (Eine Abkürzung Po oder Pol könnte zu Mißverständnissen führen.) Ich muß indessen hin
zufügen, daß die Bezeichnung dieses Typs, da er sich zum Teil auf Vermutungen aufbaut, nur mit Vor
behalt geschehen kann.
Die Häufigkeit der Fälle beträgt 5; davon entfallen auf die wärmere Jahreszeit 4, auf die kältere 1.
11. + Abw. SE mit' + Ab w. 8 A im März 189 7.
(Siehe Isobarenkarte VIII auf Tafel 2.)
Das Azorenmaxinnim ist kräftig entwickelt und erscheint mit seinem Kern nach Osten verschoben.
Der hohe Druck erstreckt sich über das südliche Mittelmeer weit nach Osten. Westlich der Azoren
nehmen die Isobaren hohen Drucks eine südost-nordwestliche Richtung ein und erstrecken sich bis über
den nordamerikanischen Kontinent. Das Gefälle ist hier zwar nach Nordosten gerichtet, der Gradient
indessen — besonders über dem südlichen Gebiet der nordamerikanischen Ostküste — aber nur sehr
schwach. Um so größer ist der Gradient in der Umgebung des Isländischen Minimums, das außer
ordentlich intensiv entwickelt und außerdem nach Süden verschoben ist. Beträgt der durchschnittliche
Druckunterschied zwischen Ponta Delgada und Stykkisholm in diesem Monat 9,8, so ist dieser jetzt rund 24.
Zwei Faktoren sind es also, die charakteristisch sind und die die Wind- und Temperaturverhäit-
nisse bedingen: die große Intensität des Isländischen Minimums und des Azorenmaximums und die weite
Ausbreitung des letzteren in westlicher Richtung. Diese beiden Faktoren bewirken wiederum eine er
höhte Luftzirkulation von Süden nach Norden, die ihrerseits für beide hier betrachteten Gebiete positive
Temperaturabweichungen im Gefolge hat.
Ein Vergleich unserer Isobarenkarte mit derjenigen des Monats September 1900 zeigt, daß auch
hier das Azorenmaximum, besonders aber das Isländische Minimum außergewöhnlich intensiv entwickelt
sind, nur daß im letzten Monat beide Druckzentren etwas nach Norden verschoben erscheinen.
Gemeinsam und typisch ist fernerhin die weite Ausbreitung des Azorenmaximums in westöstlicher
Richtung. Die Luftdrucklage beider Monate jedoch einem bestimmten der von v. Bebber und Koppen
aufgestellten Typen unterzuordnen, erscheint mil* schwierig. Ich möchte daher, in der Annahme, damit
das Wesentliche und Entscheidende der Luftdrucklage zum Ausdruck zu bringen, 1 ) diesen Typ benennen
als Azoren westlichöstlich, abgekürzt Awo.
Die Häufigkeit der Fälle beträgt 16: davon entfallen auf die kältere wie auf die wärmere Jahres
zeit je 8.
') nämlich di*- weite westöstliche Erstreckung des Asorenmaximnms.