Dr. W.K los ter: Bewölkung»-, Niederschlags-u.Gewitterverhältnisse d. westind. Gewässer u. d. angrenz. Laiidmassen. 11
entwickelt (im Dez. nur 4% Stillen), so daß wir ein verhältnismäßig breites Band schwacher Himmels
bedeckung feststellen können. Nach dem Äquator zu nimmt die Stetigkeit und Stärke des Passats all
mählich ab, die Bewölkung steigt etwas. Doch kann von einem eigentlichen Kalmengürtel kaum mehr
die Rede sein, es findet ein fast unmittelbarer Übergang des NE-Passats in den SE-Passat statt. Auf
dem Lande ist die Zahl der Stillen schon beträchtlicher (in Para z. B. 28% gegen 21% Winde aus NE,
18 aus E, 11 aus SE vgl. 13, 114). Die Küstenorte zeigen dementsprechend höhere Bewölkungsgrade.
Die weiter westlich gelegenen Teile der Nordküste haben nach Sievers [110, 415] „von Oktober oder
November bis März oder April NE-Passat, der im allgemeinen Trockenheit bringt.“ Der Westen der
Nordküste Südamerikas ist daher heiterer als der Osten. Die Verhältnisse im Binnenlande, in den Llanos
von Venezuela, schildert Humboldt [49, III, 11] folgendermaßen: „Unvergleichlich ist die Reinheit der
Luft vom Dezember bis in den Februar. Der Himmel ist beständig wolkenlos, und zieht je ein Gewölk
auf, so ist dies ein Phänomen, das die ganze Einwohnerschaft beschäftigt. Der Wind bläst stark aus E
und ENE.“
In Mittelamerika führt der herrschende Passat auf der atlantischen Seite reichliche Bewölkung
herbei. Daneben bringen aber auch die Nortes stärkere Himmelsbedeckung. So heißt es von Tabasco
[37, II, 330]: „Im November und Dezember wird der Nordwind herrschend und weht mit Kraft, er ist
mit mehr oder weniger starken Regen begleitet, wenn diese aufhören, bleibt der Himmel doch mit
Wolken bedeckt“. „Von Januar bis März ist die Atmosphäre mit Wolken beladen, die der N-Wind
bringt.“ Vom Golf von Campöche berichtet Schufeldt [108], daß w'ährend des Winters die Hälfte der
Nortes von Regen begleitet seien und nahezu alle mit trübem Wetter. In der AltaVerapaz im nörd
lichen Guatemala sind nach Sapper [98, 132] ganz bedeckte Tage als Folgeerscheinungen der N-Winde
in den Monaten Januar bis März recht häufig. Zu der starken Bewölkung der atlantischen Seite Mittel
amerikas steht die heitere pazifische Küste in auffälligem Gegensatz. Auch hierhin reichen im Nord
winter noch die Passatwinde, doch hat der Passat hier einen ganz anderen Charakter angenommen.
Nach dem Übersteigen der Gebirgsketten ist er zu einem relativ trockenen Föhnwind geworden, der
klares, heiteres Wetter im Gefolge hat. A. v. Frantzius [29, 305] berichtet darüber: „Zur selben Zeit,
wenn der NE-Passat im Oktober und November auf der NE-Seite als Regenwind erscheint, hören auf
der SW-Seite die Regen auf; der bisher bewölkte Himmel klärt sich auf, und der NE-Passat kündigt sich
zuerst durch einige heftige Windstöße an, fängt aber bald an mit großer Heftigkeit zu wehen.“ Auch
die von den Nortes mitgeführten Wolken „lösen sich auf, sowie sie über das Grenzgebiet in die trockene
Atmosphäre der pazifischen Ebene getrieben werden, weil der vorherrschende N-Wind, nachdem er seine
Feuchtigkeit als Regen auf der atlantischen Seite abgegeben hat, beträchtlich wärmer ist, wenn er diese
Gegend (die pazifische Seite) erreicht hat“ [108]. Solche nördlichen Winde, auch „Papagayos“ genannt,
herrschen an der ganzen Westküste Mittelamerikas von Dezember bis März.
Der östliche Teil Mexikos und die anschließenden Teile Nordamerikas erfreuen sich während des
Winters eines heiteren Himmels, größtenteils infolge der NW-Winde, die, wie schon erwähnt wurde,
von einem kälteren Meeresraume auf relativ wärmeres Land wehen. Die Golfstaaten östlich von etwa
97° W mit Ausnahme Floridas weisen verhältnismäßig hohe Bewölkungsgrade auf. Dies ist wahrschein
lich zurückzuführen auf die kalten, aus dem Innern wehenden Winde, die zu der noch relativ warmen
Luft der Küste in Beziehung treten.
Der Frühling (Karte 3 u. 8) bietet im Vergleich zum Winter ein heiteres Bild dar. Das Gebiet
der von der Isonephe 4 eingeschlossenen Fläche hat an Ausdehnung gewonnen, ist zudem mit den sich
nach Ende März (südlichste Lage der Passatgrenzen) wieder nach Norden verschiebenden Passatgrenzen
weiter nach Norden gewandert. Auch der Kalmcngürtel hat dementsprechend eine nördlichere Lage
eingenommen. Außerdem ist er breiter geworden, was sich auch an dem breiteren Band stärkerer Bewöl
kung zu erkennen gibt.
An der Nordküste Südamerikas ist das Bild im wesentlichen das gleiche geblieben wne im Winter,
doch hat jetzt auch der Westen bei schwächer werdenden und mehr westlichen Winden stärkere Bewöl
kung erhalten. Mittelamerika zeigt auch ungefähr die gleichen Verhältnisse wie in den Wintermonaten.