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Aus dem Arelüv der Deutschen Seewarte. — 1922. Heit 1.
In den übrigen Gebieten haben die Bewölkungsverhältnisse noch keine zusammenfassende Dar
stellung gefunden; es waren daher die Angaben aus den verschiedenen Veröffentlichungen der be
treffenden meteorologischen Institute, sow r eit solche Vorlagen, und aus den Auszügen in der Meteorolo
gischen Zeitschrift zusammenzutragen.
Tabelle II des Anhangs gibt die Monats- und Jahresmittel der Bewölkung für 55 ausgewählte
Landstationen, während die aus den Schiffsbeobachtungen für die 47 Felder berechneten entsprechenden
Werte in Tabelle I mitgeteilt sind.
In Tabelle III sind im Auszuge für einige Gradfelder zwischen 20° und 30° N die von uns ge
fundenen Werte für die mittlere Bewölkung den auf Tafel 32 und 33 des Atlas der Seewarte mitgeteilten
Bewölkungsziffern gegenübergestellt. Es ergibt sich im Jahresmittel bei der Mehrzahl der Felder eine
geringe Zunahme der Bewölkung, positive Abweichungen kommen am häufigsten und mit stärkstem
Betrage im Winter vor, negative Abweichungen sind dagegen in der wärmeren Jahreszeit häufiger
vertreten. Ob diese Unterschiede auf das Material oder auf periodische Änderungen im Laufe der
Jahre zurückzuführen sind, vermögen wir nicht zu entscheiden. Zu einer vergleichenden Untersuchung
der Periodizität der Bewölkung stehen noch nicht genügend lange Beobachtungsreihen vom benach
barten Lande zur Verfügung.
2. Verteilung der mittleren jährlichen Bewölkung.
Um uns zunächst einigermaßen über die Größe und räumliche Verteilung der Bewölkung in
unserem Gebiete zu orientieren, betrachten wir die mittlere jährliche Bewölkung. Eine übersichtliche
Darstellung der Verhältnisse gibt uns die Karte 6 auf Tafel 2. Auf dieser sind alle Orte, die im
Jahresmittel den gleichen Grad der Himmelsbedeckung aufweisen, nach der von Renou [93] zuerst an
gewandten Methode durch Linien gleicher mittlerer Bewölkung, Jahres - Isonephen, miteinander ver
bunden. Die Isonephen sind in einem Abstand von 10 zu 10 % ausgezogen. Zu ihrer Konstruktion
wurden in Gebieten mit reichlichen Beobachtungsstationen nur diejenigen mit langjährigen Mittelwerten
benutzt, während in Gegenden, wo nur wenige kurzfristige Beobachtungsreihen zur Verfügung standen,
auch diese mit herangezogen werden mußten. Die Linien sind in diesen Fällen, wo man mehr oder
weniger auf Vermutungen angewiesen ist, punktiert gezeichnet worden.
Die Karte zeigt, daß wir in dem größten Teile des betrachteten Meeresraumes mit einer relativ
geringen Bewölkung zu rechnen haben. Nur 4 /»»—■*/»• des Himmels sind im Durchschnitt an den ein
zelnen Tagen des Jalmes mit Wolken bedeckt (gegen 6 /io— 7 /io im Durchschnitt in Mitteleuropa). Im
Caribischen Meere und im südlichen Teile des Golfes von Mexiko geht die Himmelsbedeckung noch
unter diesen Betrag herab, bis auf 3,7. Eine Zone stärkerer Bewölkung (5,0—6,4) zeigt sich im Be
reiche von etwa 4—12° N und 40—50° W.
Für das Landgebiet sind die Verhältnisse nicht so einheitlich. Wir finden dort mehr Abwech
selung in der Verteilung der einzelnen Bewölkungsgrade. Während wir in Zentralamerika und an der
Nordküste von Südamerika ein Steigen der Bewölkung von der See zum Lande beobachten, zeigt sich
in Nordamerika eine Abnahme landeinwärts von SO nach NW bis auf 2,0 im Coloradogebiete. Im
Osten finden wir dagegen an den Südausläufern der Alleghanies stärkere Bewölkungsgrade (5—6).
Wollen wir diese Unterschiede: gleichförmige Bewölkung auf dem Meere, unregelmäßige Verteilung
auf dem Festlande, Aufklärung von SO nach NW im Norden, Zunahme der Bewölkung in Zentral-
und Südamerika vom Meere zum Lande erklären, so müssen wir etwas näher auf die Bedingungen der
Wolkenbildung im allgemeinen eingehen.
Durch Verdunsten des auf der Erde vorhandenen Wassers wird der Luft stets eine gewisse
Menge Wasserdampf geliefert. Das Quantum, das ein bestimmter Raumteil Luft auf nehmen kann, ist
jedoch nicht unbeschränkt. Es ist bestimmt durch die jeweilige Temperatur der Luft, und zwar ist der
aufzunehmende Betrag um so höher, je wärmer die betreffende Luftschicht ist. Wird nun eine Luft