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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte.
1921. Nr. I.
sich mit dem Studium der schnellen Zustandsänderungen in den Tiefenschichten, den internen Wellen,
befassen. Eine Änderung in den Strom- oder Witterungsverhältnissen kann eine Änderung in den wirk
lich erreichten Tiefen bedingen und die Genauigkeit der Untersuchung wesentlich herabmindern. Bei
allen diesen Untersuchungen ist also eine Kontrolle der wirklich erreichten Tiefen ein Bedürfnis.
Auf der Reise mit S. M. S. „Planet“ 1 ) 1906/07 hatte ich eine Anzahl Versuche mit einem regi
strierenden Manometer von Schaffer und Budenberg ausgeführt, indem ich das Manometer bei mehr oder
weniger stark abtreibendem Schiff versenkte und gleichzeitig den Drahtwinkel (Abweichung des
Drahtes von der Lotrechten) bestimmte. Das Instrument erwies sich infolge seiner Schwere als sehr
unhandlich, so daß es für die regulären Reihenmessungen nicht in Betracht kommt, auch war die erzielte
Genauigkeit nicht sehr groß; immerhin war damit eine erste Vorstellung von den wirklich erreichten
Tiefen bei verschiedenem Drahtwinkel gewonnen.
Für die „Deutschland“-Reise hatte ich nur gelegentliche Messungen nach einer neuen Methode,
angegeben von Professor R u p p i n, 2 ) geplant, die die wirklich erreichte Tiefe aus der Differenz zwischen
einem offenen, nicht gegen Druck geschützten Kipp-Thermometer und einem gewöhnlichen, gegen Druck
geschützten Kipp - Thermometer ermittelte, also den Druck der über den Instrumenten befindlichen
Wassersäule aus den Unterschieden der Angaben der beiden Thermometer bestimmte. Eine Erprobung
dieser Methode durch Perle witz hatte ihre Verwendbarkeit für größere Tiefen gezeigt. 3 ) Aus den ge
planten gelegentlichen Bestimmungen der wahren Tiefen wurden bald ziemlich regelmäßige, da die
„Deutschland“ infolge ihrer hohen Takelage stark trieb und mehrfach die Abtrift des Schiffes nicht
genügend durch Dampfkraft verbessert werden konnte, weil nur der Reservekessel in Betrieb war,
so daß der Draht recht häufig stark von der Lotrechten abwich. Dies muß bei den verzeichneten
Drahtwinkeln berücksichtigt werden; mit einem Dampfer, und namentlich mit einem Zweischrauben-
sohiff, wird man in der Regel bedeutend geringere Drahtwinkel erzielen. Die Messungen der wirklich
erreichten Tiefe nahmen ein Ende, als das einzige ungeschützte Thermometer durch Drahtbruch verloren
ging — beibehalten wurde aber auch bei den weiteren Messungen die Feststellung des Drahtwinkels,
nur im Eis wurde hiervon abgesehen, da hier der Draht meist auf und nieder stand. Eine Messung des
Drahtwinkels (durch einen Senkelquadranten, wie er bei aerologisehen Arbeiten benutzt wird) sollte bei
jeder Reihenmessung stattfinden, und zwar zu dem Zeitpunkt, in dem die Auslösung der Instrumente
durch Fallgewicht erfolgt; nur so kann später die betreffende Messung zu Vergleichen herangezogen
werden.
In unten folgender Tabelle sind sämtliche Messungen, geordnet nach der zeitlichen Folge, ein
getragen; ihre Zahl beträgt 134. Eine größere Anzahl von diesen sind mehrfach wiederholte Messungen
zwecks Feststellung von Änderungen der Temperatur. Hingewiesen sei hier auf die vorläufige Bericht
erstattung über die Messungen in den Annalen der Hydrographie usw. 1914 S. 34, wo die Bestimmungen
geordnet nach den Tiefen und Drahtwinkeln veröffentlicht sind. Die Berechnung der wirklich erreichten
Tiefe erfolgte nach der von Ruppin angegebenen Methode 4 ). In den einzelnen Spalten bedeutet L
die Länge der ausgegebenen Drahtlitze, t die Tiefen temperatur in situ, t n die aus den Ablesungen des
ungeschützten Thermometers ermittelte Temperatur, D die wahre Tiefe — die Konstante K ergab sich in
unserem Fall = 100. Wenn die Abweichungen zwischen Drahtlänge und wahrer Tiefe nennenswert
waren, so sind die wahren Tiefen auch in der Haupttabelle der Reihenmessungen (s. Abschnitt 5 dieses
Kapitels) vermerkt. Der größte Fehler bei der Ermittlung der Tiefe aus den Ablesungen eines ge
schützten und eines ungeschützten Thermometers beträgt etwa 5 m, wie die negativen Werte in der
Tabelle anzeigen.
1) Forschungsreise SMS. „Planet“ 1906/07, Bd. III. Ozeanographie S. 11.
2 ) Ruppin: Umkipp-Thermcmeter als Tiefenmesser. In Wiss. Meeresuntersuclningen, Abt, Kiel N. F. Bd. 9
No. 5, 1906, auch ebendort N. F. Bd. 14 No. 2, 1912.
3) Annalen d. Hydrographie usw. 1908 S. 1.
4 ) Die hydrographisch-chemischen Methoden. Wiss. Meeresuntersuchung'en Abt. Kiel N. F. Bd. 14 No. 2 1912.