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Full text: 39, 1921

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. I. 
Auf der Fahrt längs des 25. Breitengrades befinden wir uns im Bereich des Nordäquatorial- 
stromes am Rande der Sargasso-See, nur eine Versetzung in 31° W-Lg. zeigt noch nach Südosten, 
alle anderen Versetzungen sind fast rein westlich mit 0.3 bis 0.8 Knoten; die Windrichtung schwankt 
zwischen Ost und Nordost von Stärke 2. Auch bei dem anschließenden südlichen Kurs quer durch den 
Nordäquatorialstrom bleiben die Versetzungen westlich gerichtet bis 9°N-Br., zeigen aber bedeutend 
größere Abweichungen nach Norden qnd Süden als auf dem 25. Breitengrad; die Zunahme der Stärke 
des Nordostpassats äußert sich nicht in der Größe der Versetzung. 
In 8°N-Br. und 42°W-Lg. tritt das Schiff in den Bereich der äquatorialen Gegenströ 
mung (Guineaströmung), indem am 9. und 10. Juli kräftige Versetzungen nach NO (0.9 Kn.) und 
OSO (1.5 Kn) beobachtet werden und der Wind gleichzeitig südlicher dreht und zeitweise auf Windstille 
abflaut. Vom 11. bis 13. Juli sind die Versetzungen schwächer und in der Richtung veränderlich, bald 
nördlich, bald südlich, während östlich von 35° W-Lg. wieder alle Versetzungen nach Osten gerichtet 
sind, bis in 5° N-Br. und 27° W-Lg. das Schiff in den Südäquatorialstrom eintritt. Die Beobachtung, 
daß schon in 42° W-Lg. östliche Versetzungen auf treten, steht nicht vereinzelt da, auch die Plankton- 
Expedition beobachtete in 7° N-Br. 43° W-Lg. Oktober 1889 einen Strom von S 84° 0 mit 40 Sm im Et- 
mal 1 ). Im übrigen sind gerade für die Monate Juni bis September Beobachtungen westlich von 30° 
Länge sehr spärlich, da aber auch die englische Seekarte hier Oststrom vermerkt, so kann man in den 
Sommermonaten von etwa 42° W-Lg. an auf vorwiegende Ost-Versetzung in etwa 6° bis 8° N-Br. rechnen. 
Für unsere zeitlich beschränkte Fahrt war das Vorhandensein der äquatorialen Gegenströmung in dieser 
Länge von großem Wert, da wir mit ihr nach Osten fuhren und die Voraussetzungen, die für die Anlage 
des Reiseweges und der Zeitberechnung von mir gemacht worden waren, sich so erfüllten. — Bemerkens 
wert sind auch die beobachteten hohen Geschwindigkeiten des Guineastroms zwischen 32° und 28° W-Lg., 
die im Durchschnitt von 4 Tagen eine Versetzung über 1.1 Sm pro Stunde ergeben, trotzdem an 2 Tagen 
der Südostpassat mit Stärke 3 entgegenstand. Diese Beobachtungen sprechen für die Darlegung 
Krümmels, daß der Guineastrom in allen Phasen seiner Größenausdehnung im wesentlichen als ein 
Kompensationsstrom zwischen den beiden Äquatorialströmen aufzufassen ist. 2 ) 
Die größte Versetzung wurde im Südäquatorialstrom nördlich von St. Paul mit 2.2 Knoten 
nach N 81° W oder 53 Sm im Etmal beobachtet, auch südlich des Äquators wurden noch 1.2 Knoten 
gefunden. 
Geringere Geschwindigkeiten weisen die Stromversetzungen im Brasil-Strom auf, die meist 
weniger als 20 Sm im Etmal betragen. Die Hauptrichtung der Versetzung ist bis 27' 8-Br. stets West, 
bei Pernambuco mit nördlicher, sodann mit südlicher Komponente; bei der Ansteuerung von Kap Frio 
treten einzelne nördliche und eine Südversetzung auf. Von 27° S-Br. an macht sich deutlich das Abkurven 
der Strömung nach Osten bemerkbar, da das Schiff sich bei Südkurs von der Küste entfernt. (Vergleiche 
hierzu Abschnitt 2 des Kapitels.) Bei der Wiederannäherung an die Küste überwiegen die Westver 
setzungen, bis schließlich in 39° S-Br. nördliche Versetzungen den Falklandstrom anzeigen. 
Auf den beiden Fahrten der „Deutschland“ «wischen Süd-Georgien und Buenos Aires 
sind erwähnenswert die kräftigen Ostversetzungen von oa. 50 Sm, die in 38° bis 39° S-Br. und 48° W-Lg. 
im Oktober 1911 und Sommer 1913 beobachtet wurden. Bei der Fahrt nach den Stid-Orkney-Inseln zeigten 
die zahlreichen, zum Teil beträchtlichen nördlichen Versetzungen klar das Gebiet des Falklandstroms, 
die Beobachtungen nördlich von Süd-Georgien und auf der Fahrt nach den Sandwich - Inseln ergaben 
gleichfalls nordwärts gerichtete Wasserversetzungen. 
Von den auf der Rückfahrtd&r „Deutschland“ von Buenos Aires nach Gibraltar er 
mittelten Versetzungen ist nur weniges zu erwähnen. Im Brasil - Strom wurden mehrfach Geschwindig 
keiten über 1 Knoten beobachtet; die Breitenlage des Guineastroms, den das Schiff in derselben Länge 
und im gleichen Monat wie 1911 schnitt, war genau die gleiche, die Geschwindigkeit betrug jedoch nur 0.5 
i) Yergl. hierzu Krümmel, Handbuch der Ozeanographie Bd. II 2. Auf!. S. 561. — s ) Handbuch S. 572 und 573.
	        
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