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Full text: 39, 1921

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 1. 
Am 24. V. 1911 abends und ebenso am Vormittage des nächsten Tages war die Oberflächentempe- 
satur (43°N-Br.) sehr niedrig, wie die folgende Zusammenstellung zeigt: 
4a 
8 a 
12a 4 p 
8 p 
12p 
23. V. 
24. V. 
25. V. 
15.1 
16.0 
14.8 
WSW ‘/2 
SW 3 
N 1 
15.3 
15.7 
15.0 
SSW 4 
SW 5 
N 1 
15.6 
15.8 
16.3 
SSW 4 
SW 5 
N 1, 0 
15.8 
15.4 
16.5 
WSW 2 
NNW 4 
NNO 1 
16.0 
15.0 
16.2 
WSW 2 
NNW 5 /i 
N 1 
16.2 
14:2 
16.0 
WSW ä ,s 
NNW 3 
S 1 
Da das Schiff sich zu dieser Zeit nördlich der „Chaucer“-Bank befand, so lag es nahe, die niedrigen Tem 
peraturen auf den Einfluß der gesuchten unterseeischen Erhebung zurückzuführen. Die Zusammen 
stellung der Temperatur- und Windbeobachtungen zeigt uns jedoch als Ursache für den Rückgang der 
Temperatur die wechselnde Richtung und Stärke des Windes. Nachdem am 23. V. die Temperatur in 
folge des stetigen südwestlichen Windes und des dadurch veranlaßten Transportes von Wasser aus süd 
licheren Gebieten auch in den Abendstunden (8p und 12p) gestiegen war, trat am 24. V. vormittags ein 
leichter Rückgang ein, weil der Wind stark auffrischte und so eine Durchmischung der Oberflächen 
schicht mit der darunterliegenden kälteren Schicht herbeiführte. Dieser Rückgang der Temperatur 
steigerte sich an den Nachmittagsstunden, so daß die Mitternachtsbeobachtung um 1.6° unter der Mit 
tagsbestimmung und um 2.0 Grad unter der Mitternachtsbestimmung des vorigen Tages lag. Da der 
Wind zwischen 12a und 4p gleichzeitig auf NNW mit Stärke 4 drehte, so liegt der Zusammenhang klar 
vor, besonders da am 25. V. bei bis zu „Windstille“ abflauendem Wind die Temperatur sich schnell 
wieder hob. Das meteorologische Journal verzeichnet« am 24. V. nachmittags „sehr grobe See“, 
die Versetzung wurde am 24. V. mittags zu N 29° O, 0.6 Sm, am 25. V. zu S 72° O, 0.3 Sm festgestellt. 
Die Lufttemperatur wies einen gleichen Rückgang zur Zeit des frischen Nordwindes auf, sie sank am 
24. V. von 12a bis 12p um 3°, um sodann am Mittag des nächsten Tages, ebenso wie die Wassertempe 
ratur, in die Höhe zu schnellen. 
Änderungen der Wassertemperatur von 1° und mehr zwischen zwei Beobachtungsterminen 
finden sich in den Tropen zuweilen dann, wenn mittags Windstille herrscht und die See glatt ist. So 
wurde die höchste Temperatur auf der „Deutschland“-Fahrt bei Windstille ain 9. VII. 1911 um 3 Uhr 
nachmittags mit 28.81° gemessen, während um 8a: 26.95°, um 12a: 28.05° beobachtet wurde, so daß die 
Amplitude fast 2° erreicht. 1 ) 
Einen störenden Einfluß auf den täglichen Gang der Wassertemperatur üben die tropischen 
Regenfälle aus. Das Maximum mit 27.16° wurde z. B. am 14. VII. 1911 um 9a, dagegen das Minimum 
um 2p mit 26.23° beobachtet, eine Folge des von 11a—2p niederfallenden Regens. 
Ungewöhnlich war auch der Gang und die Amplitude der Wassertemperatur am 18. VII. 1911 in 
4°N-Br„ da das Maximum um 9a mit 26.80° beobachtet wurde, während um 8p nur 25.62° gemessen 
wurden. Dieser starke Rückgang dürfte mit Auftriebserscheinungen an der Grenze der Guinea- 
Strömung und der Südäquatorial-Strömung in Beziehung stehen; am 18. VII. wurde Strom nach 
N 84° O 0.8 Kn, am 19. VII. dagegen nach N 49° W 0.3 Kn, am 20. VII. nach N 81° W 2.2 Kn beobachtet. 
Ein weiteres Beispiel für schnelle Änderungen in der Oberflächentemperatur liefert der 19. 
August 1911. Das Schiff befand sich in der Brasilströmung auf Süd-Kurs in 26° bis 27°S-Br., als die 
Temperatur, wie es die umstehende Skizze (Fig. 21) zeigt, unvermittelt im Lauf des Tages um 2 bis 
3 Grad sank, um in den nächsten Tagen auf gleicher Höhe zu bleiben. Gleichsinnig mit der Tempe 
ratur war eine starke Abnahme des Salzgehalts zu verzeichnen. Der Vorgang erklärt sich durch das 
Zurückbiegen der brasilianischen Küste nach Südwesten, der der Brasilstrom folgt, so daß das Schiff 
bei seinem Süd-Kurs am 19. August aus dem zentralen in die peripheren Teile der nach Osten abkur 
venden Strömung gelangt, die niedrigere Temperatur und geringeren Salzgehalt aufweisen. 
Abgesehen von den sprunghaften Änderungen beim Zusammentreffen der Brasil- und Falkland- 
Strömung (siehe Abschnitt 4 dieses Kapitels) treffen wir in dem durchfahrenen Gebiet zwischen Buenos 
>) Vergl. auch: Forschungsreise SMS. „Planet“ Bd. III. Ozeanographie S. 125.
	        
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