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Full text: 39, 1921

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 1. 
Kapitel III. 
Die Beobachtungen der Meeresoberfläche. 
1. Allgemeines. 
Die Beobachtungen, die zu bestimmten Terminen ausgeführt wurden, erstreckten sich auf Tem 
peratur und Salzgehalt des Oberflächenwassers, aus denen die Dichte nach den hydrographischen 
Tabellen von Knudsen berechnet wurde. Die Dichte (st) ist stets in der abgekürzten Form (et) gegeben, 
wobei ert -(st— 1)1000. Außer Temperatur und Salzgehalt wurde täglich mindestens einmal die Farbe 
des Meeres nach der Farbenskala vonForel bestimmt; die angegebenenZahlen bezeichnen die Prozente gelb. 
Die Temperatur des Oberflächenwassers wurde in der Regel durch Messung in einer großen Segel 
tuchpütze, die eine Zeitlang im Wasser nachgeschleift worden war, bestimmt, zeitweilig auch durch ein 
Thermometer gemessen, das mit seinem unteren Ende in ein Gefäß eintauchte, das mit dem Thermo 
meterrahmen fest verbunden war. Letztere Messung ergab eine größere Genauigkeit, aber die feinen 
Thermometer zerbrachen leicht, wenn der Rahmen an die Bordwand anschlug. Die Konstruktion war 
von C. R ic h t er - Berlin geliefert. Das Wasser wurde in kleinen Fläschchen ä 100 ccm mit Patent 
verschluß entnommen und der Salzgehalt im Laboratorium an Bord durch Chlortitration bestimmt. 
Diese Bestimmungen führte bis Buenos Aires Herr Dr. S e h 1 h e i m aus, der sich auch an den Ober 
flächenbeobachtungen beteiligte. Die Beobachtungen wurden in der Regel bis Buenos Aires sechsmal 
täglich gemacht, die Beobachtungen um 12 Uhr nachts und um 4 Uhr morgens übernahm stets der die 
Wache habende Offizier. Die Termine um 4a, 8a, 12a, 4p, 8p und 12p sind nicht immer genau ein 
gehalten worden. Wenn das Schiff zu Reihenbeobachtungen still lag, fiel meist die Mittagsbeobach 
tung fort; die 8a- und 8p-Beobachtung ist eine Zeitlang durch eine 6a- und 6p-Beobaohtung ersetzt 
worden. Nach dem Verlassen von Buenos Aires wurde täglich dreimal beobachtet, um 8a, 4p und 12p; 
im Weddell-Meer war eine regelmäßige Beobachtung wegen der Eisverhältnisse nicht möglich. 
Regelmäßige Beobachtungen über Temperatur und Salzgehalt der Meeresoberfläche sind bei hydro 
graphischen Expeditionen stets in möglichst großer Anzahl und mit möglichst großer Genauigkeit er 
wünscht. Von besonderem Wert sind die Beobachtungen aus nicht erforschten Gebieten, wie bei 
unserer Expedition aus dem südlichsten Atlantischen Ozean und dem Weddell-Meer. In Gebieten, 
deren Oberflächen - Temperatur und - Salzgehalt schon bekannt ist, bieten die neuen Beobachtungen 
Material, um Abweichungen feststellen zu können, sei es jahreszeitliche Unterschiede oder aperiodische 
Änderungen. Sind die neuen Oberflächenbeobachtungen zahlreich genug, so ist es möglich, den täg 
lichen Gang der einzelnen Elemente in den verschiedenen Gebieten und den Einfluß bestimmter Witte 
rungsfaktoren auf die Meeresoberfläche festzustellen. Schließlich bilden die Beobachtungen der Meeres 
oberfläche stets die Grundlage für die Tiefenbeobachtungen und für die Bearbeitung der biologischen 
Ergebnisse. 
Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, wie wenig wir über die tatsächlich im Laufe 
des Jahres und von Jahr zu Jahr erfolgenden Änderungen an der Meeresoberfläche wissen. Am besten 
bekannt ist die Schwankung der Oberflächentemperatur, viel weniger wissen wir über die Schwankungen 
des Salzgehaltes und demzufolge auch über die Schwankungen der Dichte. Diese letzteren sind aber 
ausschlaggebend zur Beurteilung der Frage, bis in welche Tiefen bann das Oberflächenwasser infolge 
Erhöhung seiner Dichte absinken? Ich erinnere hier nur an Nansens Hypothese über die Bildung 
des Bodenwassers des Nordmeeres und des Nordatlantischen Ozeans 1 ) — selbst hier in diesem so nahe 
fl F. Nansen: Das Boienwasser und die Abkühlung des Meeres. Intern. Revue der gesamten Hydrobiologie 
und Hydrographie. 1912, Bd. V, H. I.
	        
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