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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Nr. 1.
Bau des Rückens, sie sind im nebenstehenden Profil (zehnfache Übertiefung) dargestellt. Es ergibt
sich, daß dem etwa 150 km breiten Hauptrücken mit sanft geneigten Hängen ein zweiter schmaler
S km 24-.S 24-5 . f 23.S 13.0 28-7 31.5 35.3 ^ t £8-4 rt 52.3 30.9 km
Sm* 13^2 t3!ä 12.7 7.0 15.5 17.0 19.3 15~3 2871 ** 16/7 * Sm N
Fig. 17. Querschnitt des Rückens Süd-Orkney- — S. Sandwich-Inseln.
Länge : Tiefe = 1 : 10.
Rücken mit steileren Hängen nach Süden vorgelagert ist, der sich zu den großen Tiefen von 5000 m im
Süden absenkt. Im Osten fanden wir bei unserer ersten Überquerung des Rückens keine Anzeichen eines
zweiten Rückens, allerdings sind auch hier unsere Lotungen in größeren Abständen gelegt. Daß der unter
seeische Höhenzug zwischen den Süd-Orkney- und den Süd-Sand wich-Inseln im westlichen Teil nicht überall
bis zu 1000 m Höhe aufragt, sondern durch Quertäler zerteilt ist, darauf weisen die relativ niedrigen
Bodentemperaturen hin, die wir an der Nordseite des Höhenzuges fanden. Es scheint hier ein Gebirge
mit Höhenzügen und Tälern versenkt zu sein, von dem wir nur einzelne Höhen und Tiefen angelotet
haben. Durchaus wahrscheinlich ist es auch, daß einzelne Teile des Gebirges noch in geringeren Tiefen,
als wir festgestellt haben, liegen; die Bodenbeschaffenheit wurde bei einigen Lotungen als erdig be
zeichnet, bei Lotung 172 wurde felsiger Boden festgestellt.
Die Feststellung dieses unterseeischen Rückens zwischen den Süd - Orkney- und Süd - Sandwich-
Inseln ist eine wesentliche Stütze der von Reiter, Ar ktowski und S u e ss behandelten Hypothese,
daß das Faltengebirge der Anden, das bei der Magelhans-Straße von Nord-Süd- in Ost-West-Richtung
umschwenkt und am Ostende der Staaten-Insel abbricht, seine Fortsetzung in Süd-Georgien, Süd-Sand
wich-, Süd-Orkney-Inseln und Graham-Land finde. Durch die Arbeiten der schwedischen Südpolar-
Expedition wissen wir, daß Graham-Land in seinem Bau ein Spiegelbild des südlichsten Amerika ist.
Unsere Lotungen ergaben, daß ein versenkter Gebirgszug von den Süd-Orkney- zu den Süd-Sandwich-
Inseln herüberstreicht, auch machte es die bogenförmige Anordnung der Süd - Sandwich - Inseln und die
wenigen Lotungen bei diesen Inseln vulkanischen Ursprungs wahrscheinlich, daß sie einem gemeinsamen
Sockel aufsitzen. Nur über den Bau von Süd-Georgien liegt noch kein positives Ergebnis unserer Unter
suchungen, mit deren Bearbeitung der Geologe der Expedition, Dr. F. Heim, zur Zeit beschäftigt ist,
vor. Fallen diese günstig für die Hypothese aus, so kann die Annahme von einem Gebirgszug, der, von
Südamerika nach Osten ausbiegend, einst alle diese Inseln verbunden hat, als gesichert gelten. Wir
hätten dann hier nach Suess ein zweites Vordringen des andinen Baus gegen den Atlantischen Ozean,
und man könnte die Süd-Sandwich-Inseln mit Recht als Südliche Antillen bezeichnen.
Lotung Nr, 170 mit einer Tiefe von 5148 m am Südhang des Rückens gelegen, ist die größte Tiefe,
die bislang im Weddell-Meer gelotet worden ist, und es erscheint nicht ausgeschlossen, daß eine Tiefen
rinne den von den Sandwich-Inseln verlaufenden Rücken begleitet.
Den größten Flächenraum im Weddell-Meer nimmt die Tiefsee mit 4000 bis 5000 m Tiefe ein. Sehr-
bemerkenswert ist nun, daß der Anstieg von der Tiefsee zum Festland bei Coats-Land sich gänzlich
anders gestaltet wie bei Prinzregent Luitpold-Land. Bei Coats - Land finden wir nur einen schmalen
Schelf der Küste vorgelagert, ja z. T. schwimmendes Landeis und Tiefen von mehr als 1000 m in Nähe
der Küste, 1 ) während bei Prinzregent Luitpold-Land der Küste eine Flachsee von etwa 150 Sm Breite vor
gelagert ist und erst in etwa 100 Sm Entfernung vom Rande der Flachsee die 4000 m -Tiefenstufe er
reicht wird. Dieser allmähliche Übergang von der Tiefsee zur Flachsee beruht vornehmlich auf der
E. Shaekleton: South. The story of Shackleton’s last Expedition 1914—1917. London 1920.