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Aus dem Archiv der Deutschen See warte.
1921. Kr. 1.
Entfernung von der Küste sich eine unterseeische Bank längs der Insel hinzieht, erfuhren wir schon auf
der Walfangstation in Grytviken. Die Bank ist bekannt als Aufenthaltsort der Wale und wird von den
Fangschiffen zur Jagd der Wale auf gesucht.
Die ozeanographischen Arbeiten auf der Fahrt von Süd-Georgien nach den Süd-Sandwich-Inseln,
die als Ziel die Untersuchung der Tiefen östlich der Sandwich-Inseln hatte, da hier Saumtiefen zu ver
muten sind, wurden durch die äußerst stürmische Witterung, die während der Fahrt herrschte, sehr er
schwert. Infolgedessen konnten nur wenige Lotungen ausgeführt werden, auch die Lotungsreihe östlich
der Inseln mußte aufgegeben werden, da hierdurch eine zu große Verzögerung in Hinsicht auf die Rück
kehr nach Süd-Georgien entstehen konnte, weil die Fahrt nach Westen durch die schweren Stürme aus
dieser Richtung sich schwierig und langwierig gestaltete. Es gelang uns immerhin, einige Anhalts
punkte für das Relief des Meeresbodens in diesem Gebiet zu gewinnen.
Die drei Lotungen Nr. 102, 108 und 109 mit Tiefen von 4300 m bis 5600 m (vergl. Tafel 2) ergeben
eine tiefe Einsenkung zwischen Süd-Georgien und den nördlichen der Süd-Sandwichs-Inseln; so lange
nicht mehr Lotungen vorliegen, müssen wir diese Tiefe als eine Einbuchtung des argentinischen Beckens
auffassen. Die Lotung 110 mit 2956 m liegt etwa 70 Sm nordöstlich von Süd-Georgien, ferner liegt
eine Lotung von 3380 m in etwa 100 Sm Entfernung westlich der Insel, so daß wir die 3000 m - Isobathe
in einer Entfernung von 70—80 Sm um die Insel ziehen können. Aus den Lotungen in der Nähe der
Süd-Sandwich-Inseln geht hervor, daß Lieskow-Insel steile Böschungen zur Tiefsee hat, eine Lotung in
etwa 1 y 2 Sm Entfernung von der Insel ergab 776 m Tiefe. Lieskow liegt außerhalb der bogenförmigen
Anordnung der übrigen Inseln und ist von diesen nach SO durch eine Tiefe von mindestens 2644 m getrennt.
Die übrigen Inseln dürften einem gemeinsamen Rücken von geringerer Tiefe aufsitzen, worauf eine
Lotung von 876 m Tiefe etwa 12 Sm NNO von Candlemas-Insel und die Lotung mit 2096 m Tiefe etwa
22SmNO von Zavodovskij-Insel hinweist. Bei letzterer Insel legten wir in etwa iy 2 Sm Abstand einige
Lotungen auf Land zu (Zavodovskij-Insel rw. SW peilend) und erhielten folgende Tiefen: 183 m, 183 m,
128 m, 95 m, 106 m, 95 m, ähnliche Tiefen fanden wir auch an der SO-Spitze der Insel.
Die Zeichnung der Isobathen östlich der Süd-Sandwich-Inseln ist gänzlich unsicher. Es fehlt hier
durchaus an Lotungen. Aufmerksam gemacht sei auf den Bericht von Bellingshausen 1 ), der am 7. Januar
1820 eine Ankerung auf 50 Faden Tiefe östlich der Insel Thule erwähnt. Die Ankerung fand um 11 Uhr
Vm. statt, für 7 Uhr abends wird eine Position von 59° 49’ 50” S und 20° 47' W angegeben, so daß hier
nach, da SO-Kurs gesteuert wurde, sich eine Untiefe in angenähert 59° 20' S und 21° 20' W befinden
müßte. Bei der Zeichnung der Isobathen ist die Untiefe nicht berücksichtigt worden; eine Erkundung
der Tiefenverhältnisse hier durch eine diese Gebiete berührende Expedition ist dringend erwünscht.
5. Die Lotungen im Weddell-Meer.
Bei den meisten der kn Weddell-Meer ausgeführten Lotungen lag das Schiff zwischen Schollen
oder ganz fest im Feldeis (bei der Trift). Die Lotungen im losen Schollen-Eis gestalteten sich einfach,
wenn nur darauf geachtet wurde, daß der Draht frei von den Schollen blieb, indessen die Lotungen
während der Trift besondere Maßnahmen erforderlich machten. Als das Schiff Anfang März 1912 im
Eis festkam, waren die Lotmaschinen schon für die Überwinterung auseinandergenommen, die Händel
für die Maschine waren bei grober See über Bord gespült worden, und viele notwendige Arbeiten für die
Überwinterung des Schiffs in der Trift verhinderten in der ersten Zeit die Ausführung von Lotungen.
Da während der Trift keine Dampfkraft zur Verfügung stand, konnte die Lotmaschine von ihrem
Platz an der Reling entfernt und auf einem Bock befestigt werden, um ein bequemeres Arbeiten für die
mit dem Aufhieven beschäftigte Mannschaft zu ermöglichen. — Während der ersten Monate der Trift
loteten wir durch den Ruderbrunnen, jedoch machten sich hier mit der Länge der Zeit immer mehr die
unter das Schiff gepreßten Eismassen störend bemerkbar, indem bei starker Trift des Schiffes der
Draht unter dem Schiff seitlich ausstand und sich in die dort befindlichen Schollen einschnitt. Wenn
*) F. v. Bellingshauseus Forscliungsfahrten im Südlichen Eismeer 1819—21. Herausgeg. vom Verein f. Erdkunde
in Dresden, Leipzig 1902, S. 70 u. 71.