W. Bremecke: Die ozeanographischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 27
Die Ergebnisse der Lotungen, die in der näheren Umgebung des Felsens ausgeführt
worden sind, zeigt Figur 18 auf Seite 26. Der Felsen wurde näher untersucht von der „Chal-
lenger“-Expedition, die auch verschiedene Tiefenlotungen ausführte. Während ein Boot der „Deutsch
land“ den Geologen und seine Begleiter auf dem Felsen landete, wurden von mir die verzeichneten
Lotungen Nr. 63a —68f ausgeführt. Da die Landung erst kurz vor Dunkelwerden geschah, stand leider
nur wenig Zeit zur Verfügung. In Anbetracht der erreichbaren Genauigkeit der Positionsbestimmungen
ist die Übereinstimmung zwischen den „Challenger“- und „Deutschland“-Lotungen zufriedenstellend.
Für einige der Lotungen sind die verschiedenen Böschungswinkel in Bezug auf den St. Pauls-
Felsen berechnet worden.
Es ergab sich:
Die Böschungswinkel in etwa 1 bis 2 Sm Ab
stand vom Felsen sind demnach ungemein groß und
betragen bis zu einer Tiefe von 2600 m meist 28°,
sind also ebenso groß wie die Böschungswinkel der
Vulkane (Vesuv, Ätna). Berechnet man den Böschungswinkel zwischen Lotung 2606 m und 793 m, so
erhält man einen Böschungswinkel von 47°!. Für die in größerer Nähe des St. Paul-Felsens gelegenen
Lotungen hat Dietrich 1 ) Böschungswinkel ausgerechnet und Beträge bis zu 62° gefunden. „Die
Böschung wird aber schon in 70 m beträchtlich flacher, es folgt eine sanft abgedachte Terrasse, an die
sich erst bei 90 m ein steilerer Absturz anschließt.“ Ähnliche submarine Terrassen sind auch bei anderen
isolierten Inseln im Atlantischen Ozean vorhanden.
Für Lotung 714 m eia Böschungswinkel von 28.8°
„ „ 869,, „ „ „ 12.6°
„ „ 933 „ „ „ „ 27.9°
„ „ 1426,, „ „ ,, 27.6°
„ „ 2606 „ „ „ „ 28.1°
4. Die Lotungen im Südatlantischen Ozean.
Bei unserer Reise von Pernambuco nach Buenos Aires mußte der ursprünglich beabsichtigte
Kurs quer zum Brasilstrom und sodann südwärts über die Insel Trinidad nach Buenos Aires aufgegeben
werden, da die frischen östlichen Winde die Fahrt des Schiffes derartig verlangsamten, daß ein zu
spätes Eintreffen in Buenos Aires zu befürchten war, wenn die Untersuchungen südöstlich vom La Plata
über das Zusammentreffen der Brasil- und Falklandströmung zur Ausführung gelangen sollten.
Die Lotungen Nr. 68 mit 4192 m und Nr. 69 mit 2012 m Tiefe liegen noch in der Nähe der Küste,
der Schelf ist hier sehr schmal und die Abböschung zur Tiefsee steil. Interessant sind die Lotungen, die
wir wischen der Montague und Jaseur Bank (in 20°—21° S-Br., 36° W-Lg.) ausführen konnten. Zuerst
erhielten wir eine Tiefe von 887 m, die anzeigte, daß die beiden Bänke durch die 1000 m - Isobathe ver
bunden sind. Die folgende Lotung wurde 1 Sm südlicher gelegt und ergab 2209 m, also eine Tiefen
differenz von 1322 m, was einen Böschungswinkel von 35° ergibt, wenn die Distanz exakt ist. Die dritte
Lotung liegt etwa 3Y 2 Sm südlicher, die Tiefe ist auf 3099 m gewachsen. Da in diesem Gebiet sich noch
eine Reihe anderer Bänke befinden, die auch steil aufragen, so macht das Ganze den Eindruck eines
in der Tiefsee liegenden Gebirges, von dem einige Bergspitzen und Talzüge angelotet sind; die Hänge
dieser unterseeischen Gebirge dürften im allgemeinen steiler sein als diejenigen der festländischen.
In der Höhe von Kap
Frio setzten wir den
Kurs auf Land zu, um
hier ein Profil der
Abböschung vom
Schelf zur Tiefsee zu
erhalten. Das in Fig-14
gezeichnete Profil ist
in gleichem Maßstabe
*) F. Dietrich: Untersuchungen über die Bösehungs Verhältnisse der Sockel ozeanischer Inseln. V. Jahres
bericht der Geographischen Gesellschaft in Greifswald 1890/93.