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Aus dem Archiv der Deutschen See warte. — 1921. Nr. 2.
nächst, sobald die Uhr für kurze Zeit zu entbehren ist, durch Auswechslung der Drähte und gründliche
neue Abdichtung ihrer Zuführungsstelle beseitigt werden.
Der Luftdruck im Pendelraume beträgt zur Zeit (Ende März 1921) 676 mm bei +14° C. Ablesungen
des Barometers, wobei der m. F. einer Beobachtung +0.2 mm beträgt, und der Temperatur werden täg
lich vorgenommen; der Einfluß der Dichteänderungen, die durch das Eindringen von Luft entstanden
sind, auf den Gang der Uhr kann also stets mit voller Schärfe berücksichtigt werden. — Ein im Pendel
raume aufgehängtes Hygroskop gibt als relative Feuchtigkeit 68% an. —
Es kann nicht unsere Aufgabe sein, im Rahmen dieser Arbeit eine vollständige Theorie der Uhr
Rf 223 (wir schreiben „Rf“ zwecks Unterscheidung von den Richterschen Uhren, die wir mit „Rt“ be
zeichnen werden) und der anderen Uhren der Seewarte zu geben, was zur Zeit auch noch gar nicht
möglich wäre, da die Einrichtung des gesamten FT-Zeitdienstbetriebes speziellen Untersuchungen bisher
nur wenig Raum gewährt hat. Außerdem kann die Ablesung des Schwingungsbogens der Rieflerschen
Uhr, die wie hei den anderen Uhren dieser Art durch ein im Innern der Glasglocke befindliches, mit
dem Uhrwerkständer verbundenes Mikroskop und eine am Pendelteller angebrachte Skala zu erfolgen hat,
zur Zeit nur sehr ungenau erfolgen, da das Mikroskop offenbar einen Fehler hat, der sich bei der Eile,
mit der die letzte .Aufstellung der Uhr bewerkstelligt werden mußte, nicht schnell genug beseitigen ließ
und dem erst bei der nächsten Abnahme der Glocke abgeholfen werden kann. Früher ist der Schwin
gungsbogen selten abgelesen worden, weil die Uhr bis gegen Ende 1919 nur für die Zwecke des Chrono
meterdienstes gebraucht wurde; dafür aber reichten die Gänge ohne jede Reduktion bei weitem aus, so
daß kein Bedürfnis für eine gründliche Untersuchung bestand.
Das aus den früheren Jahren vorhandene Material ist nicht geeignet, ein sicheres zahlenmäßiges
Bild über die Leistungsfähigkeit von Rf 223 zu gewinnen. Zeitbestimmungen wurden früher mit Hilfe
von Tasterregistrierungen gewonnen, und die Differenzen zwischen den persönlichen Gleichungen der
verschiedenen Beobachter lassen sich nicht ableiten; zudem sind zwecks Erzielung eines möglichst kleinen
Ganges der Uhr viele Eingriffe vorgenommen worden. Auch war ihre Aufstellung recht ungünstig.
— Etwas homogener ist das Material aus dem Jahre 1918, wo ich den größten Teil der Zeitbestimmungen,
ebenfalls mit Anwendung des Tasters, ausgeführt habe. Damals ergab sich aus einer genäherten Aus
gleichung, bei der als Unbekannte nur der mittlere tägliche Gang und seine zeitliche Änderung verwandt
wurden, als m. F. eines Ganges ±0 S .017, also ein überaus kleiner Wert, der allerdings in Anbetracht der
Umstände für die Beurteilung der Güte unserer Uhr noch nicht entscheidend sein konnte, vor allem des
halb nicht, weil auch damals verschiedene Eingriffe vorgenommen wurden, so daß jener Wert aus drei
kürzeren Perioden abgeleitet werden mußte. Immerhin ließ dieser Vorversuch für die Zukunft das Aller
beste erhoffen. Seit Juni 1919 werden die Zeitbestimmungen mit dem neuen Bambergerschen Durch
gangsinstrument unter Anwendung des unpersönlichen Mikrometers ausgeführt.
Es ist bereits erwähnt worden, daß nach Unterbringung der Uhren im neuen Uhrenraume die Ver
hältnisse insofern sehr ungünstig waren, als die große Feuchtigkeit für einige Monate eine dauernde
Verbindung des Raumes mit der Außenluft und die Anwendung künstlicher Heizung erforderte, wobei
sich tägliche Temperaturschwankungen und stärkere Temperaturschichtungen nicht vermeiden ließen. Da
außerdem während jener Zeit (Oktober bis Dezember 1919) nur wenige Zeitbestimmungen erhalten
werden konnten, müssen bei der späteren Untersuchung die Gänge der Uhren aus jener Periode außer
Betracht bleiben. Trotz aller Ungunst der Verhältnisse hat auch damals Rf 228 Vorzügliches geleistet,
wie die am Geodätischen Institut zu Potsdam für November und Dezember ermittelten Korrektionen der
Nanener Mittagssignale bewiesen.
Von Januar 1920 ab zeigte Rf 223 einen überraschend regelmäßigen Gang, so daß ich bald die Ver
mutung zu hegen begann, daß die Uhr die von Herrn Kienle in der bereits erwähnten Arbeit über R 28
und R 33 ausgedrückte Ansicht bestätigen könnte, daß es sich bei der erstaunlich guten Uhr R 23 nicht
um einen Ausnahmefall handelte, sondern daß auch noch andere Rieflersche Uhren diesen hohen Grad
der Vollkommenheit erreichen würden (a. a. O., Seite 102). — Um hinsichtlich der Beurteilung der Uhr
nichts zn versäumen, wurden die Zeitbestimmungen mit äußerster Sorgfalt ansgeführt; an manchen