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Full text: 39, 1921

H. Mahlt köpf: Oie Auslösung der fuiikentelejrr. Kauener ZeitsiBnalc durch die Deutsche Seewarte. 17 
Schwankungen nicht allzu sehr über das Maß des Erlaubten hinausgingen. Eine ausgedehnte Verwen 
dung der elektrischen Heizung wurde jedoch durch das Auftreten von starken Temperaturschichtungen im 
Raume, die sich bei Anwendung von künstlicher Heizung ja stets einstellen, von selbst verboten. — An 
fang Februar 1920 konnte die nach außen führende Luftklappe geschlossen werden. Der Betonblock gibt 
jedoch noch jetzt, also nach l'A Jahren, merkliche Mengen von Feuchtigkeit ab; daher sind die vom 
Uhrenraume zum Kellerflur führenden Türen bislang fast stets offen gehalten worden, um der verhält 
nismäßig sehr trockenen Kellerluft den Zutritt zu gewähren. Die in den Kellerräumen herrschende Tem 
peratur ist übrigens nur relativ geringen Schwankungen unterworfen; infolgedessen betrug z. B. im 
Winter 1920/21 der Unterschied zwischen der höchsten und der tiefsten im Uhrenkeller gemessenen Tem 
peratur nur etwa 4°C. Temperaturänderungen mit täglicher Periode sind seit Anfang 1920 überhaupt 
nicht mehr aufgetreten. — Den Raum mit Hilfe der trockenen Kellerluft allmählich austrocknen zu 
lassen, wurde für besser gehalten, als durch Schließung aller Türen eine große Konstanz der Temperatur 
zu erreichen und das Austrocknen durch künstliche Mittel zu erzwingen, deren Anwendung stets schäd 
liche Folgeerscheinungen zeitigt. Binnen kurzem wird der Raum voraussichtlich völlig ausgetrocknet 
sein; dann werden alle Einrichtungen voll und ganz ihrem Zweck dienen können. 
§ 7. Die Hauptuhren. 
Von den 5 Präzisionspendeluhren der Seewarte, die man gemäß den heutzutage zu stellenden An 
forderungen als astronomische Hauptuhren bezeichnen kann, sind 4 in dem neuen Uhrenraume aufge 
hängt: Riefler 223, Richter 101, Richter 102 und Knoblich 2090; die fünfte, Strasser & Rohde 219, ist an 
dem großen Pfeiler des als „Mittelraum“ bezeichneten Zimmers im Erdgeschoß des Gebäudes der Abt. IV 
befestigt. 
Die Uhr „Riefler 2 2 3“ wurde im Jahre 1909 von der Firma Clemens Riefler, Nesselwang- 
München, bezogen. Die Uhr befindet sich unter luftdichtem Verschluß, welch letzterer im unteren Teile 
aus einem Kupferzylinder, im oberen Teile aus einer Glasglocke besteht. Das Instrument besitzt die 
bekannte „freie“ Riefler-Federkrafthemmung und ist mit einem erstklassigen Nickelstahlpendel (Type J 1 ) 
für luftdichten Verschluß ausgestattet. Ferner ist die Uhr mit elektrischem Aufzug versehen, für dessen 
Betrieb eine Akkumulatorenbatterie den Strom liefert. Der Aufzug erfolgt alle 32—34 Sekunden und 
wird vermittels eines Vorschalt Widerstandes auf diesem Intervall gehalten. — Der Luftdruck im abge 
schlossenen Pendelraume wird mit Hilfe eines Barometers, dessen Teilmigsinlervall 2 nun beträgt, abge 
legen. Für die Ablesungen der Temperatur dient ein Thermometer mit 0?2-Teilung. 
Der luftdichte Abschluß hat etwa 10 Jahre lang nie versagt; seit der letzten Abdichtung, die im 
Oktober 1919 bei der Aufstellung der Uhr im neuen Uhrenraume erfolgte, sind jedoch geringe Luft 
mengen eingedrungen. Der Fehler wird an der Einführungsstelle der Leitungsdrähte (Kabelbüchse) zu 
suchen sein. Verschiedene an allen in Frage kommenden Stellen mit Vaselin unternommene Abdichtungs 
versuche hatten erst im September 1920 Erfolg. Die Reduktion der Barometerablesungen auf die gleiche 
Temperatur zeigte, daß bis dahin seit Mitte Januar 1920 infolge des Eindringens von Luft der Druck im 
Pendelraume um fast 11 nun gestiegen war. Von da ab bis Januar 1921 nahm der Druck langsam ab, ins 
gesamt um eine Größe, die auf ein Jahr umgerechnet rund 3 mm ausmachen würde. Diese Erscheinung 
der Druckabnahme in abgeschlossenen Pendelräumen ist bereits öfter beobachtet worden. Die angegebene 
Zahl erscheint zwar reichlich groß, ist auch, da der Beobachtungszeitraum nur kurz war (kaum 
4 Monate), nicht sicher bestimmt; jedoch ist eine Druckabnahme von der gleichen Größe auch bei der 
Münchener Uhr „R88“*) in den Jahren 1916/17 festgestellt worden. • - In den Monaten Januar und 
Februar 1921 ist dann wiederum etwas Luft eingedrungen. Der Herd des kleinen Übels soll dem 
*) H. Kienle: Untersuchungen über Pendeluhren mit besonderer Berücksichtigung der beiden luftdichten Riefler - Uhren 
R 23 und 1! 33 der K. Sternwarte zu München. — Neue Annalen der K. Sternwarte /.n München. Band V, lieft 2 (1918), S. 44.
	        
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