H. Mahn köpf: I)ic Auslösung der i'unkentelegr. Nanener Zeitsignale durch die Deutsche Seewarte, 15
zu kennen, ist daher nicht erforderlich. Genauer ergab sieh aus einer größeren Anzahl von Bestim
mungen, die im Juli und August 1919 angestellt wurden, für die Kontaktbreite der Wert 0.0095 R. Die
später von Zeit zu Zeit durchgeführten Ivontrollmessungen haben nie Anlaß gegeben, jenen Wert, mit dem
seither gerechnet worden ist, abzuändern. Wenn die Kontakte öfter gut gereinigt und dauernd unter
Fett gehalten werden, ändert ihre Breite sich nicht merklich. Der tote Gang der Mikrometerschraube
wurde nach Aufstellung des Instruments im Mittel aus vielen Bestimmungen zu 0.0000 R ermittelt; alle
späteren Messungen ergaben sehr kleine positive und negative Werte, die innerhalb der Grenzen der
Beohachtungsgenauigkeit lagen; der tote Gang ist daher als verschwindend anzunehmen. Nach der oben
angegebenen Formel beträgt also die Verbesserung der vom Streifen abgelesenen Durchgangszeit
+ 0 S .0505 sec Ö.
Bei den Zeitbestimmungen wird, wie schon erwähnt, das Instrument innerhalb jedes Sterndurch
ganges umgelegt, wodurch der Kollimationsfehler eliminiert wird. Die Neigung der Achse wird durch
Ablesen der Libelle in beiden Lagen des Instruments, also ohne Umhängung des Niveaus, ermittelt, und
zwar möglichst beim Durchgang eines jeden Sterns. Die vorzügliche Libelle gestattet eine sehr sichere
Bestimmung der Neigung; der mittl. F. einer Nivellierung beträgt ±0 S .005. Bei der Ableitung dieser
Zahl habe ich darauf Rücksicht genommen, daß an vielen Beobachtungsabenden die Neigungswerte einen
Gang zeigen, der sicherlich auf schwache, besonders nach längeren Regenfällen auftretende Senkungen
des Pfeilers zurückzuführen ist. An sich ist der Pfeiler selbst kräftig xmd stabil genug, auch gut fun
diert; der ganze Untergrund jedoch ist, wie bereits erwähnt, ziemlich locker. In den meisten Fällen, in
denen solche Neigungsänderungen auftreten, senkt sich die Westseite des Instruments, so daß die Neigung
kleiner wird; es sind aber auch Fälle mit entgegengesetzter Tendenz vorgekommen. Im übrigen ver
laufen die Änderungen stets sehr genau der Zeit proportional und überschreiten im Laufe eines Abends
selten den Betrag von 0 S .05. Die Sicherheit der Zeitbestimmungen wird durch ihr Auftreten kaum beein
flußt. Die Differenz der Neigungen, die bei Einstellung des Fernrohrs auf das Zenit und auf die Pol
gegend gemessen worden sind, beträgt im Mittel +0 S .009 im Sinne i Zenit —i Pol mit einem m. F. von
± (KOOl. Überhaupt ließ die auf einen großen Teil des Umfangs ausgedehnte Durchprüfung der Zapfen
des Instruments mit der Libelle keine Zweifel an ihrer Güte erstehen. Andere Hilfsmittel zur Unter
suchung der Zapfen, insbesondere zur Ermittlung der wahren Form ihres Querschnittes, standen mir
bisher nicht zur Verfügung.
Der Einfluß einer fehlerhaften Annahme des Azimuts auf das Resultat der Beobachtungen wird
dadurch sehr klein gemacht, daß für die Zeitbestimmungen fast nur zenitnahe Sterne verwandt werden.
Es wird entweder im Meridian oder, was bisher vorzugsweise der Fall war, im Vertikal des Polarsterns
beobachtet. Gewöhnlich werden 5 Zenitsterne beobachtet, für Kontrollzwecke ferner wenigstens ein
äquatornaher Stern, bei Meridianbeobachtungen außerdem möglichst 2 Sterne von höherer Deklination
zwecks Ableitung des Azimuts, während beim Arbeiten im Vertikal des Polarsterns wenige Minuten vor
dem Durchgänge eines jeden Zeitsterns der in die Mitte des Gesichtsfeldes (Trommelablesung 0.000)
gebrachte bewegliche Mikrometerfaden durch Drehung der Schraube für die azimutale Bewegung des
Instruments auf u Ursäe min. eingestellt wird, wobei die Übertragung des Moments der Einstellung
auf den Chronographen durch Tasterdruck erfolgt. — Systematische Unterschiede zwischen den nach
beiden Methoden erhaltenen Resultaten haben sich aus den sehr zuverlässigen Gängen der Normaluhren
nicht nachweisen lassen. Die Genauigkeit der Beobachtungen ist in beiden Fällen etwa die gleiche.
Aus der innern Übereinstimmung der letzten 55 Zeitbestimmungen ergibt sich der m. F. einer Kor
rektion der Arbeitsuhr aus einem Stern zu ± 0 S .028. Unter vernünftiger Berücksichtigung des übrigens
sehr kleinen Einflusses der m. F. der Neigungs- und Azimutbestimmung sowie der Uhrvergleichung, die
vor und nach jeder Beobachtung erfolgt, würde dann bei Verwendung der jetzigen guten elektrischen
Hilfsmittel der m. F. einer auf 5 Zeitsternen beruhenden Korrektion einer Hauptuhr kleiner als ±0 S .020
herauskommen. Bekanntlich muß man bei Abschätzungen solcher Art mit Vorsicht zu Werke gehen;
wir wollen uns deshalb hier auf keine bestimmte Zahl festlegen. Später (s. S. 38) werden wir auf einem
ganz anderen Wege ein Maß für die Genauigkeit der Zeitbestimmungen zu finden suchen.