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Full text: 39, 1921

H. Mahnkopf: Die Auslösung der funkentelegr. Nauener Zeitsignale durch die Deutsche Seewarte. 
II 
Die bisher festgestellten Gangleistungen der Uhren sind viel besser, als bei Uhren, deren Stand in 
jedem Falle kurze Zeit vor der Benutzung korrigiert wird, erforderlich ist. Eine ins einzelne gehende 
Untersuchung der Instrumente ist bisher nicht möglich gewesen, weil beide erst wenige Tage vor der 
Übernahme des Signaldienstes auf der Seewarte aufgestellt werden konnten und seitdem dauernd im 
Betrieb gewesen sind. Die Richtersche Uhr hat ein zweitklassiges Rieflersches Nickelstahlpendel Type 
„K“, dessen Temperaturkoeffizient nach den bisher gemachten Beobachtungen innerhalb der Grenzen 
liegt-, die Riefler als mittleren Kompensationsfehler solcher Pendel (±0 S .02) angibt. Die Kompensation 
des Pendels der Uhr von Strasser & Rohde scheint in demselben Maße geglückt zu sein. Genauere An 
gaben über die Werte der Koeffizienten können vorläufig nicht gemacht werden, weil aus verschiedenen 
Gründen die Temperatur im Zeitdienstzimmer möglichst konstant gehalten wird. 
Was die Dichtekoeffizienten angeht, so lassen sich die halbtägigen Gangänderungen der Riehterschen 
Uhr recht gut durch den Koeffizienten 0 S .012 darstellen. Derjenige des Ganges der Strasserschen Uhr, deren 
Pendelkörper zylindrische Form hat, ist um 0 S .004—Ü s .006 größer. — Vor einigen Monaten sind die Uhren 
zwecks Beseitigung des Einflusses der Luftdichte auf ihren Gang mit Dosenaneroiden, die in bekannter 
Weise an der Pendelstange befestigt sind, versehen worden. Die Kompensation hat sich auf das beste 
bewährt; für beide ist der Dichtekoeffizient seitdem sehr nahe der Null gleich. 
Wenn die „zufälligen“ Schwankungen des Ganges der beiden Uhren als Maßstab für ihre Güte 
angesehen werden, so müssen beide als vorzüglich bezeichnet werden, und es ist kaum daran zu zweifeln, 
daß sie sich bei mehr stabiler Aufstellung und bei Fortfall der jetzt so häufig erfolgenden Eingriffe in 
den Gang als Normaluhren erster Güte bewähren würden. — 
Wie erwähnt, betätigen die Auslöseuhren das Relais R, ein polarisiertes Relais mit Flügelanker, 
das sich sehr gut bewährt und noch in keinem Falle versagt hat. Es ist auf einer Konsole vor der später 
zu beschreibenden Standschalttafel aufgestellt. Von der Kontaktklemme d lind der Zungenklemme e des 
Relais führen Leitungsdrähte zu dem im gleichen Raume aufgestellten Morsetische, wo der eine von 
ihnen an die Batterieklemme der Morsetaste M gelegt ist, während der andere zu dem Umschalter T geht, 
mit dessen Hilfe entweder der Relaiskontakt o oder die Leitungsschi ne der Morsetaste an die Fernleitung 
geschaltet werden kann. 
Vom Gebäude der Abt. IV führt die Telegraphenleitung zunächst nach der Funkstation im Haupt 
gebäude der Seewarte; auch dort können eine Taste und ein Schreiber eingeschaltet werden. Von der 
FT-Station verläuft die Leitung dann über das Telegraphenzimmer der Seewarte in einem unterirdischen 
Kabel zum Telegraphenamt Hamburg, wo die Verbindung mit dem Haupttelegraphenamt Berlin her 
gestellt wird. Dieses schaltet durch nach der Großfunkstelle Nauen. 
Nach der Übernahme der Signalauslösung, die am 1. November 1919 erfolgte, hatten wir gegen 
Ende 1919 und in den ersten Monaten des Jahres 1920 mit vielen Störungen der Leitung See 
warte—Nauen zu kämpfen, so daß in manchen Fällen die Signalabgabe unmöglich war. Die Leitung 
Hamburg—Berlin, wo fast stets ein unterirdisches Kabel benutzt wird, war nur sehr selten gestört; öfter 
versagten dagegen die oberirdischen Leitungen von Berlin nach Nauen, die infolge schlechter Isolation 
einen abnorm hohen Widerstand hatten, der von der Seewarte aus gelegentlich auch durch den stärksten 
überhaupt zulässigen Telegraphierstrom nicht zu überwinden war. Zuweilen versagten die Schalteinrich 
tungen der Telegraphenämter, auf denen bei Herstellung der Verbindung auch manche Schaltungsfehler 
begangen wurden. Erst nach vielen Bemühungen der Großfunkstelle, der Ämter und der Seewarte ge 
lang es, aller Schwierigkeiten Herr zu werden. Manche Unzuträglichkeiten ergaben sich auch daraus, 
daß die Seewarte in Ermangelung einer eigenen hinreichend starken Stromquelle über ein halbes Jahr 
lang mit dem vom Telegraphenamt Hamburg gelieferten Telegraphierstrom ai'beiten mußte; durch Her 
stellung einer Schaltung, die es ermöglichte, den Hamburger Lichtstrom zum Telegraphieren und zur 
Abgabe der Stromstöße zu benutzen, habe ich diesem Übelstande abgeholfen. 
Der Umstand, daß die beiden Signalgeber auf der Großfunkstelle Nauen aufgestellt sind, daß also 
die Leitung Seewarte—Nauen bei jeder Signalabgabe nur für einen 2 S langen Stromstoß in Anspruch ge 
nommen wird, verleiht der Signalauslösung eine größere Sicherheit, als wenn alle Zeitzeichen einzeln
	        
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