Einleitung.
Die funkentelegraphischen Zeitsignale der Großfunkstelle Nauen werden täglich um 0 h und 12’>
mittl. Zeit Greenwich nach dem internationalen „Onogo“-System abgegeben, wie es die Pariser Zeit
signal-Konferenz vom Oktober 1912 festgelegt hat. Vergl. das am Ende dieser Arbeit befindliche Signal
schema, das außer den eigentlichen Signalen auch die Vorsignale und die Ankündigungszeichen gibt,
Vom 5. Januar 1917 bis zum 81. Oktober 1919 sind die Nauener Signale auf Veranlassung des
Reichs-Marine-Amts durch die Hamburger Sternwarte zu Bergedorf über eine vom Reichs-Post-Amt zur
Verfügung gestellte Telegraphenleitung ausgelöst worden. Im Reiehs-Marine-Amt bestand damals der
Plan, für den Signaldienst eine besondere ET-Zeitdienstanlage auf der Großfunkstelle Nauen einrichten
zu lassen. Als diese Absicht wegen der Höhe der für die Anlage zu erwartenden Kosten im Jahre 1919
fallen gelassen wurde, übertrug das Reichs-Marine-Amt die Auslösung des Zeitsignals der Deutschen
Seewarte und überwies ihr die bereits erworbenen bezw. in Bestellung gegebenen Apparate und Instru
mente. Dies waren der Wanachsche Zeitzeichengeber, zwei Signal-Auslöseuhren, zwei Richtersche Prä
zisions-Pendeluhren und ein Bambergsches Durchgangsinstrument mit unpersönlichem Mikrometer.
Die Bergedorfer Sternwarte hatte sich für die automatische Abgabe der Signale einer Kontaktuhr
bedient, deren Einrichtung von den Herren Schon- und Dolberg in der „Zeitschrift für Instrumenten
kunde“ 33, 1913, S. 141—145, beschrieben worden ist. Da diese Uhr auf der Sternwarte Bergedorf aufge
stellt war, mußten sämtliche Zeitzeichen durch die Telegraphenleitung Bergedorf-Nauen geschickt werden.
Beim Übergang des FT-Zeitdienstes auf die Seewarte wurde das Verfahren abgeändert: Der Wanachsche
Signalgeber wurde auf der Großfunkstelle untergebracht, während die Auslöseuhren, die ihn durch
einen einzigen Stromstoß in Tätigkeit setzen, auf der Seewarte a*ifgestellt wurden, so daß seitdem die
Leitung Seewarte - Nauen nur für die kurze Zeit des Auslöse-Stromstoßes benötigt wird.
Die elektrischen Einrichtungen, die im Gebäude der Abteilung IV der Seewarte vorhanden waren
und die für den Ohrononieterdienst voll ausreichten, hätten kaum genügt, um die sichere und lückenlose
Abgabe der Signale mit der erforderlichen Genauigkeit zu ermöglichen. Sollte also die mustergültige
Zuverlässigkeit, mit der die Bergedorfer Sternwarte alle an die Signale gestellten Anforderungen
befriedigt hatte, beibehalten werden, so mußten auf der Deutschen Seewarte für den Zeitdienst neue elek
trische Einrichtungen geschaffen werden, und ferner war es erforderlich, einen modernen Uhrenraum
anlegen zu lassen. Die neue Anlage konnte infolge der Ungunst der Zeitverhältnisse erst zu Anfang
August 1920 völlig in Betrieb genommen werden; bis dahin mußte der Zeitdienst unter Aufbietung vieler
Mühe mit provisorischen Hilfsmitteln durchgeführt werden. — Die im Gebäude von Abt. IV vorhandenen
Einrichtungen für FT-Empfang waren veraltet. Die daraus sich ergebenden Schwierigkeiten ließen sich
indessen dadurch beseitigen, daß die moderne Empfangsstation im Hauptgebäude der Seewarte, die für
die Zwecke des Funkwetterdienstes eingerichtet worden war, für den Funkzeitdienst mit verwandt
werden konnte.
Die Herstellung aller Einrichtungen wurde nach dem Gesichtspunkte betrieben, eine Anlage zu
schaffen, die den Anforderungen neuester Technik und Wissenschaft Genüge leistet und die es gestattet,
an der Durch- und Weiterbildung der Methoden des Funkzeitdienstes, dessen Bedeutung sich ent
sprechend den zu erwartenden Fortschritten der funkentelegraphischen Technik steigern wird, nach
Kräften mitzuwirken.
Im folgenden sollen die Anlagen, die der Auslösung und Kontrollierung der Nauener Signale und
der Aufnahme der Zeitzeichen anderer Funkstationen sowie dem astronomischen Zeitdienst dienen,
beschrieben werden; daneben werden wir auch auf die bisher gemachten Erfahrungen und die bislang