W. Bren ti ecke: Die ozeaiiographischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 15
0 m bis 200 m Tiefe mittels des Schlauches. Dies gleichzeitige Arbeiten ergab zuweilen Kollisionen
zwischen den Instrumenten, die aber selten zu Verlusten führten. Nach Beendigung dieser Arbeiten be
gann ich mit Reihenmessungen, indessen Professor Lohmanil Stufenfänge ausführte. Um spä
testens 8 Uhr nachmittags waren die Messungen beendet, so daß in der Regel noch die Sauerstoff- oder
Alkalinitätsbestimmungen denselben Tag erledigt werden konnten. Am folgenden Tage konnten die
übrigen Untersuchungen im Laboratorum gemacht werden, zuweilen fanden auch einzelne Lotungen
statt; ferner galt es, die vorläufigen Berechnungen zu machen, neue chemische Lösungen anzusetzen
u. a. m., um am nächsten Morgen wieder klar zu einer neuen Reihe zu sein. Es gelang auf diese Art,
das gesammelte Material fortlaufend zu bearbeiten, so daß nur einzelne Proben zu exakteren Analysen
konserviert zu werden brauchten. -— Die fortlaufende Aufarbeitung des Materials hat den Vorzug, daß
einerseits keine Fehler durch Konservieren der Proben entstehen können, und daß man andererseits stets
einen Überblick über die Ergebnisse der Untersuchungen hat und neu auf tretenden Fragen sofort nach
gehen kann.
Eine der schwierigsten Aufgaben ist die richtige Auswahl der zu untersuchenden Tiefen,
Schwierig deswegen, weil die Arbeitszeit stets begrenzt ist, und eine Vollständigkeit, wie sie wünschens
wert ist, sich nur in vereinzelten Fällen erreichen läßt. Ich habe bei der Reise mit der „Deutschland“
ein spezielleres Interesse den größeren Tiefen von 1500 bis 3000 m zugewandt, die in der Regel wenig
untersucht worden sind, da die Messungen in diesen Tiefen sich sehr zeitraubend gestalten. Bei der
Auswahl der geringeren Tiefen habe ich Wert darauf gelegt, die Sprungschicht unter der Oberflächen-
sohicht festzulegen und ferner für alle Tiefen, die von dem Biologen untersucht wurden,' die hydro
graphischen Werte zu bestimmen, um nach Möglichkeit die Frage nach dem ursächlichen Zusammen
hang biologischer und hydrographischer Befunde zu fördern. Ohne besondere Mühe konnte ich auch
aus meinen Wasserschöpfern die von dem Biologen benötigten Proben für die Zentrifugen - Unter
suchungen zur Verfügung stellen, so daß hierdurch Arbeitszeit gespart wurde.
Fast durchgängig sind aus den untersuchten Tiefenschichten Temperatur, Salzgehalt und
Sauerstoffgehalt bestimmt worden, so daß Schnitte für alle drei Elemente konstruiert werden konnten.
Außerdem konnten eine größere Menge Alkalinitätsbestimmungen ausgeführt werden und Beiträge zu be
stimmten Fragen wie: Einfluß des Drahtwinkels auf die wirklich erreichte Tiefe — Veränderlichkeit
der Temperatur der Tiefenschichten — Methodik der Strommessungen — gewonnen werden. Im Eis
traten die Fragen über die Entsalzung des Meereises, die Abhängigkeit der Trift vom Wind, ihre Tiefen
wirkung und manches andere hinzu. Häufig galt es eine Auswahl unter den vorliegenden Problemen
zu treffen und das Wichtigere dem minder Wichtigen voranzustellen.