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Full text: 39, 1921

W. Brenn ecke: Die ozeanographischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 199 
Di*. Barkow, freundlichst zur Verfügung gestellt wurden. Die Windwerte beruhen zum größten Teil 
auf Angaben von Registrierinstrumenten, die durch Augenbeobachtungen ergänzt wurden; wegen der 
Schwierigkeiten der Registrierung und der häufigen Drehungen der Scholle, in der das Schiff festlag, 
werden allerdings die Windwerte niemals die Genauigkeit erreichen, wie sie an einer Landstation erzielt 
werden kann. Die Richtung des Windes ist wie die Richtung der Trift in Graden, von 0° über Osten 
zählend, und zwar in Richtung, wohin der Wind geweht hat, gegeben, die Geschwindigkeit des Windes 
ist in m/sec ausgedrückt. Die (in den Spalten 7 und 8 der Tabelle) gegebenen Werte sind die Resul 
tanten aus den stündlichen Beobachtungen, die nach der Koppelrechnung ermittelt wurden. 1 * ) Hierbei 
ist daran zu erinnern, daß bei stark voneinander abweichenden Richtungen (innerhalb 24 h oder 48 h ) die 
mittlere Geschwindigkeit kleiner ausfällt als das arithmetische Mittel der Geschwindigkeit. Wenn z. B. 
in 12 h von 24 h der Wind aus SW mit 6 bis 8 m/sec Geschwindigkeit geweht hat und dann w'ährend der 
andern 12 h mit annähernd gleicher Geschwindigkeit aus dem entgegengesetzten Quadranten weht, so 
wird die ermittelte resultierende Geschwindigkeit nur sehr gering sein. 
Spalte 9 der Tabelle enthält den Ablenkungswinkel «, der angibt, um wieviel die Trift von der 
Windresultierenden abgelenkt ist. Wenn die Richtung der Trift, wie es die Regel ist, links von der 
Windresultierenden lag, wurde der Winkel positiv gerechnet, v*enn er rechts von ihr lag, negativ. Spalte 
10 der Tabelle enthält schließlich den Windfaktor, d. i. der Betrag der Trift, der 1 m/sec Wind 
geschwindigkeit entsprechen würde/) 
Neben der Zusammenstellung der für die Trift und den Wind erhaltenen Werte in Tabelle A 
wurde auch eine graphische Darstellung der Trift und der Windresultierenden ausgeführt (s. Tafel 15), 
um einen besseren Überblick über die Beziehungen zwischen Wind und Trift zu erhalten. Es galt 
hierbei auch die Frage zu entscheiden, ob für die Trift des Schiffes einzig und allein die Kraft des 
Windes als maßgebend anzusehen ist, oder ob noch eine aus anderen Ursachen herrührende Strömung 
für die Bewegung des Eises w'ährend der Dauer der Trift in Betracht kommt. 
Bei der Erörterung der Trift der „Fram“ im Nordpolarbecken 1893/96 stellte F. Nansen einen 
dauerden, von lokalen Winden unabhängigen Oberflächenstrom fest (permanent surface current). 
Nansen ermittelte den Betrag dieses Stromes, indem er die Trift-Resultanten für solche Perioden von 
langer Dauer ermittelte, in denen die Windresultante Null war. 3 ) Der Betrag des so ermittelten Ober 
flächenstroms (produced by the force of circulation of the water) nahm von Osten nach Westen zu, von 
0.45 Sm täglich im Sommer 1894 bis auf 1 Sm täglich im Februar und Mai 1896. Dieser Oberflächen- 
strom war für die Trift des Eises im Nordpolarbecken von größerer Bedeutung als die durch die vor 
herrschenden Winde hervorgerufene Trift. Während der ganzen Reise ergab der Oberflächenstrom 
eine Trift von 0.73 Sm in 24 h , der vorherrschende Wind eine Trift von 0.52 Sm täglich. Während des 
ersten Jahres betrug die Trift, hervorgerufen durch den Oberflächenstrom, 0.54 Sm, die Windtrift 0.41 Sm, 
während des zweiten Jahres 0.78Sm bezw'. 0.61 Sm und während des dritten Jahres 0.98 Sm bezw*. 0.70 Sm 
täglich 4 ). 
Betrachten wir die graphische Darstellung der „Deutschland“ - Trift nebst den zugehörigen 
Windresultierenden auf Tafel 15, so fällt sofort die Übereinstimmung des Triftweges mit dem Wind- 
w'eg auf. Die Triftkurve w iederholt in vielen Fällen alle Eigenheiten der Windkurve und erweckt sofort 
den Eindruck, daß der Wind der maßgebende Faktor für den Verlauf derTrift der „Deutschland“ gewesen 
ist 5 ). Wir finden auch hier Perioden, in denen die Windresultente unter Null ist, aber sie umfassen 
nicht wie bei der „Fram“-Trift meist mehrere Monate, sondern nur eine Reihe von Tagen. Die längste 
1) Siehe O. Krümmel. Handbuch der Ozeanographie, 2. Anfl., 2. Bd„ S. 421. 
-) Eine Berücksichtigung der Veränderung der Breite erübrigt sich, da Vs/nZp kaum von 1 abweiclit. 
*) Nansen, The Norwegian North Polar Expedition 1993—90. Bd. III. S. 358. 
*) Nansen, 1. c. S. 393. 
5 ) Man vergleiche hiermit die Wind- und Trift-Kurve hei Nansen, 1. e. Tafel 18. Trotz des sehr kleinen Maß 
stabes erkennt man, daß die Beziehungen zwischen Wind und Trift hei der „Fram“-Expedition nicht so einfache 
waren wie hei der „Deutschland“-Expedition.
	        
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