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Full text: 39, 1921

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Aus dem Archiv der Deutsehen Seewarte. — 1921, Nr. 1. 
kennen, daß sie in erster 
Linie durch den Wind ver 
ursacht wurde, da Änderun 
gen in der Wind-Richtung 
und -Stärke stets ent 
sprechende Änderungen der 
Trift hervorriefen. 
Dies Verhalten des Eises 
gegenüber dem Wind erfor 
dert einige Erläuterungen 
über die Art der Eisbe 
deckung des Weddell- 
Meeres. Die sich zu Anfang 
des Winters infolge des Ge 
frierens der Meeresober 
fläche bildende Eisdecke, in 
der die Überreste vorjähri 
gen Eises und Eisberge ein 
geschlossen sind, zerreißt 
sehr bald. Einerseits bedingt 
die Ausdehnung des Eises 
bei weiterer Erniedrigung 
der Temperatur ein Auf 
wölben und Zerreißen der 
Decke, andererseits ist die 
Wirkung desWinddrucks auf 
die mit altem Packeis durchsetzte Eisfläche überall eine verschiedene, so daß Spannungen im Eis entstehen, 
die zur Bildung von Rissen in der Eisdecke führen. Es ist also keine einheitliche zusammenhängende 
Eisdecke vorhanden, sondern die Oberfläche besteht aus einer großen Anzahl von Eisfeldern, die sich 
gegeneinander verschieben, die oft gegeneinander gepreßt werden, so daß die Schollen zerbrechen und 
sich Preßrücken von mehreren Metern Höhe an der Berührungsfläche der Felder bilden (Fig. 39), oft 
aber auch auseinander weichen und große Flächen freien Wassers zwischen sich lassen. Diese Waken 
sind sehr wechselvolle Gebilde, sie entstehen bald in dieser, bald in jener Richtung vom Schiff, die eine 
Wake hält sich wochenlang, eine andere ist am nächsten Tage schon wieder verschwunden, einige sind 
groß (kilometerlang), andere nur klein. Daß diese Waken oft auch bei strengster Kälte nicht gefrieren, 
ist der Bewegung des Wassers relativ zur Eisdecke zuzuschreiben. Das unter der Eisdecke befindliche 
Wasser bewegt sich langsamer als die Eisdecke, die Eisfelder werden also über die Wasseroberfläche 
fortgeschoben, so daß in den Waken stets neues Wasser init der Luft in Berührung kommt, 1 ) Nur wenn 
die Bewegung des Eises langsam ist, so daß die Bewegungsdifferenz zwischen Eis und Wasser minimal 
ist, bedecken sich die Waken mit Jungeis. Etwas anders ist es mit kleinen offenen Stellen in der Eis 
decke (wie z. B. das Wasserloch am Achtersteven des Schiffs); diese bedecken sich täglich von neuem 
mit Eis, du hier das Wasser vom Eis mit fortgeschleppt wird, das Loch ist dann durch Ansatz von Eis 
an den Rändern bald wieder mit einer Eisschicht bedeckt. 
Fig. 38. Phot. ß.Uarkew 
Pfaiinkocheii-Eis gebildet am 4. und 5. März 1912. 
i) Daß sich die Wasseroberfläche mit geringerer Geschwindigkeit bewegt als die Bisoberfläche, konnte mehr 
fach direkt beobachtet werden. Kleine. Eisstücke, die sich von den Schollen' gelöst hatten und in den Waken 
schwammen, bewegten sieh stets entgegengesetzt der herrschenden Windrichtung. Da der Beobachter sich auf dem 
Eisfeld befand, so geht daraus hervor, daß die Bewegung des Wassers hinter derjenigen des Eisfeldes zurück blieb, 
das schneller durch den Wind vorwärts getrieben wurde als die Wasseroberfläche, so daß sieh die kleinen Eisstücke, 
die als Bewegunganzeiger der Wasseroberfläche dienten, scheinbar gegen den herrschenden Wind bewegten.
	        
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