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Full text: 39, 1921

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1921. Kr. 1. 
Bekanntlich wird das Trinkwasser an Bord häufig aus den hochgepreßten Packeistrümmern 
gewonnen; an Bord der „Deutschland“ wurde während der Trift des Schiffes hierzu Eis von einem großen 
Preßhügel benutzt, der während des vorangegangenen Sommers nicht geschmolzen, sondern im Jungeis 
des Winters wieder eingefroren war. Dies überjährige Eis (Probe 15) wies einen Chlorgehalt unter 0.1 °/oo 
auf, auch die im November 1912 untersuchten Proben diesjähriger Eistrümmer (hochgepreßte Platten 
ohne Kontakt mit dem Wasser) ergaben nur einen Chlorgehalt von 0.1 bis 0.4°/ 00 (Probe 22, 23 und 25). 
Anfang Oktober untersuchte ich zwei hochgeschobene Platten diesjährigen Eises, deren eine einen Chlor 
gehalt von nur 0.04 °/ 00 hatte, während die andere einen Gehalt von 2.00 0 / 00 aufwies. Erstere lag wahr 
scheinlich schon sehr lange auf der Scholle, da ihre Struktur grobkörnig war, ebenso wie dies bei dem 
überjährigen Eis und bei Probe 25 der Fall war; alle grobkörnigen Proben wiesen 0.1 °/ w oder weniger 
Chlorgehalt auf. 
Vergleicht man unsere Beobachtungsergebnisse mit denen der ,,Vega“-Expedition, i ) so findet sich 
gute Übereinstimmung. So wurde von der „Vega“-Expedition am 2. III. 78 der Chlorgehalt des Rassols 
zu 47°/ 0 o, später zu 31*/“ und 61 °/<k> bestimmt. Höhere Werte wies die Salzlauge auf, die sich zuweilen 
auf dem Eise findet, ihr Chlorgehalt betrug 157 °/oo- Der Chlorgehalt des Schnees auf den Schollen wurde 
zu 5.8 %° und 8.5°/oo gefunden, ferner an der Oberfläche eines dicken Blocks (12.1.1879) zu 4.3°/ 0 o, in den 
Tiefenlagen des Eises jedoch geringer als im Weddell-Meer zu 1.1 bis 1.8 0 / 00 , vielleicht infolge des gerin 
geren Chlorgehalts des Oberflächenwassers an der Sibirischen Küste. Die Proben von einzelnen Blöcken 
(toross) ergaben 0.3 bis 0,6°/ O o Chlorgehalt; altesMeereis (überjähriges) hatte meist weniger als 0.1 %o Chlor. 
In seinem Bericht über die Trift der „Endurance“, dem Expeditionsschiff Shackletons, im Weddell- 
meer macht J. M. Wordie Mitteilungen über die Naturgeschichte des Packeises, die sich im Wesent 
lichen mit unsern Beobachtungen decken. 2 ) Auch Wordie stellt fest, daß das Eis, um seinen Salzgehalt 
zu verlieren, über den Meeresspiegel gehoben, d. h. zu Preßrücken aufgeworfen werden muß. 
5. Untersuchungen über Ausdehnung und spezifisches Gewicht des Eises. 
Die nachfolgenden Untersuchungen waren im Plan der ozeanographisehen Arbeiten nicht vorge 
sehen, da mit einer Überwinterung des Schiffes in hohen südlichen Breiten nicht gerechnet worden war. 
So war demgemäß auch die instrumenteile Ausrüstung nicht darauf zugeschnitten, und die ausgeführten 
Bestimmungen erreichen nicht die Genauigkeit, die erwünscht wäre. Wenn sie trotzdem kurz veröffent 
licht werden, so geschieht es einerseits, weil wenig experimentelle Untersuchungen hierüber an Bord 
ausgeführt sind, anderseits, da die angewandte Methode vielleicht Interesse erwecken dürfte. 
Das Meereis zieht sich im Gegensatz zu andern Körpern bei Abkühlung nicht zusammen, sondern 
dehnt sich nach dem Gefrieren bei abnehmender Temperatur zunächst noch aus, walrscheinlich weil die 
eingeschlossenen Partikel von Seewasser neues Eis bilden- 1 ). Diese Ausdehnung jungen Meereises bei 
sinkender Temperatur führt bei geschlossener Eisdecke zu Pressungen und zur Aufwölbung der Eisdecke. 
Einen ersten Anhalt über die Größe der Ausdehnung erhielt ich, als ich einen Meßzylinder, der 734 ccm 
Meerwasser von etwa 19 •/<» Chlorgehalt enthielt, nachts der Abkühlung aussetzte. Die Lufttemperatur 
sank in der Nacht auf —16° und betrug am nächsten Morgen —14°; das gebildete Eis erfüllte den Raum 
von 804 ccm, so daß also ohne Berücksichtigung der Zusammenziehung des Glases eine Vermehrung des 
Volums von 70 ccm vorlag. 
Ein zweiter Versuch, die Ausdehnung zu bestimmen, wurde am 29. VI. 1912 ausgeführt. Hierzu 
wurde eine 50 ccm - Bürette benutzt, die am unteren Ende mit einem Glashahn versehen war. Zunächst 
wurden 3.65 ccm Quecksilber in die Bürette gefüllt, um ein Zerspringen der Bürette beim Gefrieren des 
dann darüber eingefüllten Meerwassers zu verhüten. Die Menge des Meerwassers betrug 20.15 ccm, sein 
i) Vcga-Expeditionens Vetenskapliga .Takttagelser. II. Bd.: O. Pettersson, On tlie Properties of water and ice. 
S. 307. 
s ) Geogr. Journal 1918. I. S. 210 37. 
®) Vergl. Krümmel, Handb. d. Ozeanographie, Bd. I. S. 512 (hier auch Literatur).
	        
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