W. Br en necke: Die ozeanographischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 183
größer als in den darüber liegenden Schichten. Wir wissen nun aus der meridionalen Tiefenzirkulation, daß
in 800 m bis 1000 m Tiefe eine Verschiebung von Wasser geringen Salzgehalts von südlichen nach nörd
lichen Breiten erfolgt, die wir als subantarktischen Tiefenstrom bezeichneten. Diese Bewegung prägt sich
auch in unseren Alkalinitätswerten aus, indem <5 in der 800 m- bis 1000 m-Schicht eine gut ausgeprägte
Abnahme von Süden nach Norden zeigt. Da bei der Bewegung nach Norden das Wasser des Tiefen
stroms allmählich mit Wasser aus höhern Schichten vermischt wird 1 * ), in denen <5 kleinere Werte hat, so
muß <5 im subantarktischen Tiefenstrom mit nördlicherer Breite kleiner und schließlich negativ werden.
In den Schichten von mehr als 1000 m ist <5 = A—A„ überall positiv bestimmt worden, was wohl auf
die vermehrte Lösungsfähigkeit der Tiefenschichten für kalkhaltige Organismenreste zurückgeführt
werden kann. Im Wasser über dem Meeresboden wurde in Übereinstimmung mit den Messungen früherer
Expeditionen eine relativ große Alkalinität gefunden. Wenngleich die Einzelbestimmungen hier stärker
von einander abweichen, so spricht doch die Gesamtheit der Bestimmungen dafür, daß infolge des Ein
flusses der Bodensedimente die Alkalinität hier größer ist als in den andern Schichten bei gleichem Salz
gehalt. Der Höchstwert von r) wurde zu 1.74 ccm erhalten. Dies ist gering im Vergleich zu den Messungen
der älteren Expeditionen*), spricht aber etwas für die Verläßlichkeit der neueren Messungen auf der
„Deutschland“.
2, Die Bestimmungen der Wasserstoffjonenkonzentration des Meerwassers.
Vom Carlsberg-Laboratorium in Kopenhagen wurde der Expedition freundlichst ein Satz von Ver
gleichsflüssigkeiten nebst Zubehör für die Reise zur Verfügung gestellt, um Bestimmungen der Wasser
stoffjonenkonzentration gelegentlich ausführen zu können. Es handelt sich dabei um kolorimetrische
Messungen, indem zu 10 ccm einer Wasserprobe 6—8 Tropfen Naphtliolthalein- oder Phenolphthalein-
Lösung zugesetzt werden, um die Wasserstoffjonenkonzentration dann durch Vergleich mit den Farben
der Vergleichsflüssigkeiten, deren Wasserstoffjonenkonzentration bekannt ist, festzustellen. Die näheren
Einzelheiten des Verfahrens finden sich in der Arbeit von Sven Palitzsch „Über die Messung der
Wasserstoffjonenkonzentration des Meerwassers“ 3 ). Über dieAusführung der Messungen ist zu bemerken,
daß der Vergleich der einzelnen Proben bis zum 4. IX. 1911 erst nach Beendigung der Reihenbestim-
mungen vorgenommen wurde, so daß hierdurch vielleicht eine kleine Ungenauigkeit entstanden ist; später
wurde sie sogleich nach Abfüllen der Probe ausgeführt. Ferner ist anzuführen, daß zuweilen die Ein
reihung der Proben zwischen die Vergleichsflüssigkeiten recht schwierig war, wenn der Farbton der
Probe von den zum Vergleich vorhandenen Farbtönen stark abweichend war; in der Regel zog ich noch
einen Fachgenossen zu den Bestimmungen mit heran, um möglichst einwandfreie Werte zu erhalten.
Die Ergebnisse der ausgeführten Bestimmungen sind nach Anbringung der Salzfehler-Korrektion nach
den von Palitzsch entworfenen Tabellen in nachfolgender Tabelle zusammengestellt; pn ist der Wasser-
stoffjonenexponent und — abgesehen von dem Vorzeichen — der Logarithmus der Anzahl der Gramm
äquivalente Wasserstoffjonen im Liter 4 ). Der Vorschlag Gaarders 5 ) statt pjj die Wasserstoff zahl oder
Hydroxylzahl zu geben, verdient sicher Beachtung; hier wurde keine Umstellung der p H -Zahlen vorge
nommen, da die Vergleichswerte von Palitzsch, die hauptsächlich in Betracht kommen, auch durch p H aus
gedrückt sind.
Die erhaltenen Werte sind zu spärlich, um Gesetzmäßigkeiten über die Verteilung der Wasserstoff
jonenkonzentration im Ozean ableiten zu können. Sie erscheinen aber von Wert zur Beurteilung der
Frage, zwischen welchen Grenzen die Wasserstoffjonenkonzentration im Ozean schwankt. Ausführliche
exakte Bestimmungen liegen bislang in größerem Maßstabe von der „Thor“-Expedition nach dem Mittel
>) Dies prägt sieh in der Zunahme des Salzgehalts der 890 m bis 1909 m - Schiebt von Süden nach Norden aus.
*) Siehe die Angaben in Krümmels Handbuch der Ozeanographie, Bd. I, S. 310 u. 311.
*) Puhl, de eireonstancc No. 60. Kopenhagen 1911.
4 ) Siehe hierüber auch Kuppin: Die hydrogr.-chemisehen Methoden in Wiss. Meercsuntersiichiingen Kiel. N. F.
XIV, 2. 1912.
°) T. Gaarder: Die Hydroxylzahl des Meerwassers in Bergens Museums Aarborg 1916/17. Naturw. Reihe Nr. 3.