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Full text: 39, 1921

W. Brenuecke: Die ozeanogra.pliisehen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 
Die Einrichtung des Bootes zu den Strommessungen geht aus der Skizze (Fig. 31) hervor, die mir 
von dem inzwischen verstorbenen 1. Offizier der „Deutschland“ W. Lorenzen, dem das gute Ge 
lingen der Bootsverankerung durch seine umsichtige Mitwirkung in erster Linie zu danken ist, zur 
Verfügung gestellt wurde. In der Mitte des Bootes war eine Winde, die 1000 m Drahtlitze von 2 mm & 
faßte, festgelascht. Die Drahtlitze lief von der Winde zu einem Meßrad, das an dem Bootssteven, wo 
sich die Ankerlitze befand, angebracht war; von hier aus ging die Drahtlitze durch die ganze Länge 
des Boots zum andern Steven über eine Leitrolle in die Tiefe zum Strommesser. 1 ) Während der Strom 
vermessung befanden sich im Boot zwei Matrosen zur Bedienung der Winde sowie der 1. Offizier 
Lorenzen und der Verfasser zur Ausführung der Strommessungen. Gearbeitet wurde mit dem 
Ekman-Strommesser, der zu Beginn gut arbeitete. Nach einigen Messungen traten Versager ein, in 
dem sich Kugeln im Gehäuse festsetzten, 2 ) so daß die Umdrehungen des Propellers gehemmt wurden; es 
gelang, den Kugeldurchlauf einwandfrei zu gestalten. Eine Messung in 800 m mißglückte, da sich ein 
Draht von der Litze bei etwa 650 m Tiefe gelöst hatte, so daß das Fallgewicht nicht bis zum Strom 
messer gelangte; ebenso ist eine Messung in 400 m Tiefe fraglich, da der Kugeldurchlauf wahrscheinlich 
behindert war. 
Die in der auf S. 172 stehenden Tabelle angeführten Ergebnisse der Messungen vom 
12. Jul i 1911 sind chronologisch geordnet. Die Lage der Kugeln bei den einzelnen Bestimmungen zeigt, 
daß die Richtung mit genügender Genauigkeit festgestellt werden konnte, sie ist in Spalte 4 der Tabelle für 
eine Mißweisung von 15° verbessert gegeben; die Grade zählen von Nord über Ost. In den Bemerkungen 
befinden sich angenäherte Angaben über die Richtung, in der das Boot anlag, welche mit Hülfe eines 
Bootskompasses ermittelt wurden. Um die Ergebnisse besser überblicken zu können, gebe ich sie 
noch in abgekürzter Form geordnet nach Tiefen. 
Betrachten wir zunächst 
die Bestimmungen des Ober- Zeit 
Tiefe 
m 
Strom nv 
wohin 
Gescliw. 
cm/sec. 
Zeit 
Tiefe 
m 
Strom nv 
wohin 
Gescliw. 
cm/sec. 
X 1 <1 0 11 C 11 b t 1 V 111 Ö» ßvl vllyll 
im Ganzen nur unwesentlichen io a 45 
Schwankungen der Wind- 12p 25 
stärke ist es überraschend 3 P 0 
5p 5 
festzustellen, daß die Strom- 
0.5 
0.5 
0.5 
0.5 
295° 
335' 
310' 
265° 
5 
26 
20 
12 
11a 35 
4p 25 
50 
50 
75° 
70' 
40 
36 
4p 35 
100 
175° 
38 
12p 10 
4p 50 
150 
150 
285' 
275' 
17 
24 
geschwindigkeit an der Ober- lla ^ 
fläche sehr großen Änderungen 4 '' 3 
10 
10 
230° 
250' 
12 
12 
12p 45 
400 
345' 
? 
innerhalb der Beobachtungs- 1U 20 
zeit unterliegt. Der bei Be- 4| ' 
25 
25 
35° 
300' 
33 
11 
2 P 20 
600 
180° 
12 
ginn der Messungen sehr schwache Strom von 5 cm/sec (0.1 Sm/Stunde) hat nach 1 'A Stunden 
eine Geschwindigkeit von 26 cm/sec (0.51 Sm/Stunde), welche später auf 20 cm/sec und schließlich 12 cm/sec 
sinkt. Daß diese Beobachtungen exakt sind, darauf weist u. a. die Bemerkung im Beobachtungsbuch 
hin, daß um 10a45 der Treibanker nur eine Idee achter aus zeigt, während sich um 12p25 die Be 
merkung findet, daß der Treibanker gut achter aussteht und Luftblasen (vom Netz herrührend) am 
Boot vorbeitreiben. In Zusammenhang mit den Änderungen der Geschwindigkeit scheinen die Än 
derungen der Richtung des Oberflächenstroms zu stehen. Der Strom dreht zunächst von 295° auf 335° 
(Maximum der Geschwindigkeit) und dann zurück bis auf 265°. Die erste Drehung des Stroms kann 
eine Folge des südlicher drehenden Windes sein; während der Strom aber dann zurückdreht, dreht der 
Wind über S nach SW. — Es ergibt sich jedenfalls, daß schon die wenigen Beobachtungen über den 
Oberflächenstrom auf hoher See (dessen Schwankungen wir bislang ja nur aus Besteckversetzungen oder 
Beobachtungen von Treibkörpern kennen) uns vor gänzlich unbekannte Erscheinungen stellen, die wir 
i) Durch diese Führung des Drahtes wurde eine genauere Messung des abgelaufenen Drahtes erreicht, als wenn 
der Draht vom Zählrad unmittelbar in die Tiefe ging. 
s ) Die Kugeln hatten nicht den gleichen Durchmesser.
	        
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