W. ßrcnnockc: Die ozeanograpliischcn Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. \ ß7
Die Salzgehaltsverteilung in 400 m Tiefe. Fast durchweg hat sich der Salzgehalt
in 400 m Tiefe gegen 200 m verringert. So sind im Europäischen Nordmeer die Werte von über 35.25 %o
verschwunden, im Nordatlantischen Ozean erreichen die Höchstbeträge nur wenig über 36 %o, und die
weiten Gebiete zwischen 10° N-Br. und 40°S-Br. erfüllt Wasser, dessen Salzgehalt fast durchweg
zwischen 34.5 und 35.0 °/oo liegt. Nur im Brasilstrom tauchen noch höhere Werte über 35 °/#o auf, jedoch
auch nur im südlichen Teil. Die höchsten Werte wurden hier zwischen 35° und 40°S-Br. beobachtet,
während sie sich in 200 m Tiefe in etwa 20° S-Br., in 100 m zwischen 10° S- und 20° S-Br. fanden. Es hat
also eine Verschiebung der Höchstbeträge des Salzgehalts mit zunehmender Tiefe in Richtung der Ober
flächenströmung stattgefunden. An der gegenüberliegenden Seite des Ozeans hebt sich das Gebiet des
Agulhasstroms noch deutlich durch höheren Salzgehalt heraus. In den höheren südlichen Breiten hat
sich das Gebiet geringen Salzgehalts (unter 34.25 °/oo)im Vergleich zu 200 m Tiefe weiter nordwärts ver
schoben, hier macht sich der subantarktische Tiefenstrom geltend. Die Werte des Salzgehalts im Weddell-
Meer erreichen vielfach schon den Betrag von 34.67 %o, der dann bis in die größten Tiefen der gleiche
bleibt.
Die Sa 1 zgeha 11svertei 1 u ng in 1000m Ti ef e. Wir finden hier eine durchgreifende Ver
änderung des Bildes gegenüber den Schichten von 0 m bis 400 m. In den höheren Breiten herrscht jetzt
sowohl im Norden wie im Süden auf weiten Flächen völlige Gleichförmigkeit, die sich bis zum Boden
erstreckt. Im Norden beträgt hier der Salzgehalt durchweg 34.92°/oo, im Süden 34.67 bis 34.70 °/ 0 o- Das
wesentlich Neue ist aber das Auftreten eines gut ausgeprägten Gebiets maximalen Salzgehalts, das sich
mit seinem Kern an den Ausgang des Mittelmeers anlehnt. Seine Entstehung verdankt es der aus dem
Mittelmeer austretenden salzhaltigen Tiefenströmung, die sich in den Tiefenschichten des Atlantischen
Ozeans ausbreitet. Die Isohaiine von 35.25 °/ 0 o dürfte annähernd die Ausbreitung des Mittelmeerwassers
in der 1000 m - Schicht umgrenzen, der Verlauf dieser Isohaiine fällt etwa mit dem Verlauf der 8°-
Isotherme in der 1000 m - Schicht zusammen, wenn man letztere unter Heranziehung der „Deutschland“-
Beobachtungen zieht. Die in der Mitte des Nordatlantischen Ozeans auftretenden Werte zwischen 35.0
und 35.25 °/<>o Salzgehalt kann man als letzte Spuren der in den Oberflächenschichten hier vorhandenen
hohen Salzgehaltswerte auffassen. Südlich von etwa 25°N-Br. findet in der 1000 m - Schicht eine lang
same Abnahme des Salzgehalts nach Süden zu statt, bis das Gebiet gleichförmiger Salzgehaltsschichtung
im Weddel-Meer erreicht ist. Schwach, aber doch erkennbar ausgeprägt sind noch der salzreiche Agulhas-
strom und der salzarme Falklandstrom.
Die Salzgehaltsverteilung in 1500 m Tiefe. Der Verlauf der Isohaiinen in 1500 m Tiefe
zeigt zwar ein ähnliches Bild wie die lOOOm-Tiefe, aber doch ergeben sich wesentliche Unterschiede in der
Verteilung des Salzgehalts. Bemerkenswert ist die Zunahme, die der Salzgehalt zwischen 20° N-Br. und 40°
S-Br. in 1500 m erfahren hat. Diese Zunahme kann nur durch eine Zufuhr von salzreichem Wasser ver
anlaßt sein, die aus dem Nordatlantischen Ozean erfolgt sein muß. Wir finden hier eine Bestätigung
dessen, was wir aus unsern Längsschnitten abgeleitet hatten. Der nordatlantische Tiefenstrom ist aber,
wie wir jetzt klar aus der Karte der Salzgehaltsverteilung in 1500 m Tiefe entnehmen können, nicht nur
auf die Westseite des Südatlantischen Ozeans beschränkt, sondern auch in der Mitte und im Osten vor
handen. Das dem Ausgang des Mittelmeers angelagerte Gebiet hohen Salzgehalts ist etwas schwächer
ausgeprägt, da der Salzgehalt des in größere Tiefen abgesunkenen Mittelmeerwassers durch Mischung
etwas verringert worden ist. Wir dürfen daher auch annehmen, daß in 1500 m Tiefe sich der Mittelmeer-
Tiefenstrom auch noch jenseits der Isohaiine von 35.25 °/ 0 o geltend macht. Hierauf deutet u. a. der relativ
hohe Salzgehalt, den die „Gauß“ in 20° N-Br. und 30° W-Lg. beobachtete, der gut zu den nördlich lie
genden Werten der „Deutschland“ stimmt. Erwähnenswert sind vereinzelte höhere Salzgehaltswerto an
der Südspitze Afrikas, die auf den Agulhastrom himveisen, und ein etwas niedrigerer Wert des Salzgehalts
vor der La Plata-Mündung, der im Gebiet des Falklandstroms liegt.
Die Salzgehaltsverteilung am Meeresboden. Die letzte der Karten vereinigt die neu
eren Bestimmungen des Salzgehalts in der untersten Schicht am Meeresboden, soweit dieser Tiefen von
mehr als 3000 m aufweist. In die Karte sind zur Heraushebung der Hauptzüge des Reliefs die Tiefenlinien