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Full text: 39, 1921

Aus dem Archiv der Deutschen Seewürfe. — 1921. Nr. 1. 
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Bei Reihenmessung 66 sind die Tiefenschichten von 200 ni bis 400 m durchweg kälter und sauer 
stoffreicher als bei Reihe 65, namentlich das Wasser in 400 m Tiefe weist eine wesentlich niedrigere 
Temperatur auf als bei Reihe 65. Die Wärmeverteilung in dem Gebiet, in dem die Untersuchungen in 
der 300m-Schicht ausgeführt wurden, war also keine einheitliche; das Schiff wird bald näher, bald ent 
fernter dem vom kalten Schelfwasser stärker beeinflußten Gebiet gewesen sein. 
Die Messungsergebnisse der Gruppe I sind in der Tabelle am Schluß des Abschnitts zusammen 
gestellt, bestimmt wurden in der Regel Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoff. In einem vorläufigen 
Bericht über die ozeanographischen Arbeiten im Weddell-Meer 1 ) ist auch eine graphische Darstellung 
gegeben, in der die Gleichsinnigkeit der Schwankungen von Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoff gut 
hervortritt. Aber der Standpunkt, den ich s. Zt. zu den Ergebnissen nahm, hat sich in einer Hinsicht 
stark geändert. Ich nahm damals noch an, daß die drei außerordentlich niedrigen Temperaturen: 
—1.83°, —1.85° und —1.87°, die am 2., 23. und 28. April 1012 in 300 m Tiefe beobachtet wurden, einwand 
frei seien und daß sie eine Folge der an den betreffenden Tagen herrschenden stürmischen Winde 
wären. Bei der Bearbeitung bin ich aber jetzt zu der Überzeugung gekommen, daß hier technische Ver 
sager vorliegen, daß diese drei Werte also falsch sind, trotzdem die Beobachtungen alle von mir per 
sönlich mit aller Kritik und mit gelegentlichen Kontrollen ausgeführt worden sind. Die drei niedrigen 
Temperaturen sind nämlich verbunden mit Sauerstoffwerten, wie sie nur in der Oberflächenschicht Vor 
kommen. Selbst wenn man annehmen würde, daß bei stürmischen Winden Oberflächenwasser in diese 
Tiefen gelangen könnte, so steht wohl außer Zweifel, daß hierbei starke Mischung eintreten und der 
Sauerstoff nicht die gleichen Beträge wie an der Oberfläche haben würde. — Zur Erklärung, wie diese 
Versager zustande gekommen sind, sei angeführt, daß der Schöpfer vom Achterschiff durch den Ruder 
brunnen gefiert wurde, unter dem das Scholleneis in großer Mächtigkeit zusammengeschoben war. Bei 
stürmischem Wetter wunderte der Draht stark seitlich aus, da die Trift verstärkt war, und das Fall 
gewicht ist dann wahrscheinlich an einer Eisscholle hängen geblieben. Beim Aufholen des Schöpfers 
kam dieser ungeschlossen in die Oberflächenschicht, stieß dann gegen die Schollen und wurde hierdurch 
geschlossen. Die stürmische Witterung und die hierdurch veranlaßten mannigfachen Geräusche ver 
hinderten die sonst mögliche Kontrolle des Zeitpunkts, in dem der Schöpfer geschlossen wurde. 
Die Ergebnisse sind nach Ausschluß der drei fehlerhaften Werte in Abb. 4, Tafel 12 zusammen 
gestellt unter Beifügung der gleichzeitigen Beobachtungen des Luftdrucks und des Windes, die mir 
freundlichst von meinem Kameraden, Herrn Dr. Barkow, zur Verfügung gestellt wurden. Bei der 
Deutung der Kurven ist zu berücksichtigen, daß starker Wind zur Folge hat, daß der Draht mit dem 
Instrument nicht senkrecht steht, sondern in einem durch die Geschwindigkeit der Trift verursachten 
Winkel in die Tiefe geht. Die erhaltenen Temperaturwerte entsprechen dann nicht genau 300 m Tiefe, 
sondern einer etwas geringeren Tiefe. Nach Reihenmessung 55 und 56 wird man einen mittleren Tempe 
raturunterschied für 10 m Tiefendifferenz von rund 0.1° annehmen können. Nach Kap. 4, Abschnitt 3 
wird auch bei großem Drahtwinkel die erreichte Tiefe nur in Ausnahmefällen um mehr als 10 % ver 
ringert, so daß man hiernach eine Beeinflussung der erhaltenen Temperaturwerte durch starke Winde 
bis etwa 0.3° annehmen kann. Vergleicht man jetzt die Kurve der Windgeschwindigkeit mit der Tempe 
raturkurve für 300 m, so ergibt sich, daß eine gewisse Beeinflussung der Temperaturkurve durch die 
Stärke des Windes stattgefunden hat, derart, daß bei besonders starken Winden das Instrument in etwas 
geringeren Tiefen als 300 m gewesen ist und die niedrigere Temperatur einer etwas höher gelegenen 
Wasserschicht anzeigt. Weiter zeigt aber ein Vergleich der erwähnten Kurven, daß die Änderungen der 
Temperatur viel zu groß sind, um hierdurch allein ihre Erklärung finden zu können, ebensowenig wie die 
Windrichtung von Einfluß zu sein scheint. Außer Wind und Temperatur sind noch die Luftdruckwerte 
zu den jeweiligen Beobachtungsstunden in Abb. 4 auf Tafel 12 eingetragen. Der Verlauf der Luftdruck 
kurve und der Temperaturkurve für 300 m Tiefe zeigt in einer großen Zahl von Fällen eine gute Über 
einstimmung, allerdings auch Abweichungen wie an den Tagen vom 6.—8., vom 15.—18. April und vom 
i) Zeitschr. der Ges. f. Erdk, Berlin 1914, Nr. 2, Abb. 9.
	        
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