W. Brennecke: Die ozeanographischen Arbeiten der Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 9
Seilscheibe zwischen Spule und Lottrommel schalten und den Draht einmal um die Seilscheibe herum
legen, um die Reibung zu vergrößern.
Die Verbindung der Drahtenden wurde durch Lang spleiße bewerkstelligt, die etwa 1 m
lang waren. Die Endstellen wurden nicht gelötet, sondern mit feinem Blumendraht, dünnem Kupfer
draht, auch wohl Segelgarn umwickelt. Auch wurden die äußersten Enden des Drahtes so gebogen,
daß sie, wenn der Schleiß sich zusammenzog, ineinander hakten; mit solchem zusammengezogenem
Spleiß kann man oft noch lange arbeiten. Praktisch sind auch schmale Kupferhülsen, die zum Be
festigen der Enden des Spleißes verwandt werden. Die Verbindung zwischenDraht undVorlauf geschah
mittels kleiner Schäkel, nachdem vorher am Ende des Drahts und am linde des Vorlaufs je ein Aug-
spleiß ausgeführt worden war. Das Auge des Drahtes wurde durch einen beigelegten Draht verstärkt.
Eine lose Verbindung zwischen Draht und Vorlauf ist von Vorteil, da der Draht dann nicht unter
der Feuchtigkeit der Hanfleine leidet und letztere gut getrocknet werden kann, was vor allem in den
Polargebieten, wo die Leine nach dem Aufkommen steif friert, erforderlich ist. Die Länge des Vor
laufs wird praktisch zu 15 bis 20 m gewählt; die Differenz Vorlauf minus Höhe des Meßrades über
Wasser ist zu den Ablesungen des Meßrades zu addieren, wenn der Vorlauf nicht mit auf die Trommel
genommen wird.
Zur Konservierung des Lotdrahtes wurde nach Entfernung des beim Einhieven anhaftenden
Wassers der Draht mit öl eingefettet, was am besten dadurch geschieht, daß man mit einem Pinsel von
Zeit zu Zeit die auf die Trommel sich aufrollenden Drahtlagen mit öl versieht. Wir benutzten hierzu
ein von den Deutschen ölwerken in Berlin gestiftetes Rostschutzöl, was sich gut bewährt hat. (100 Liter
in Gefäßen zu 25 Liter).
Die Ausführung der Lotungen. Der Draht ging von der Lotmaschine ohne jede Führungsrolle
außer dem Meßrad direkt in See, was dadurch ermöglicht wurde, daß die Maschinen möglichst nahe
dem Schiffsbord aufgestellt wurden, so daß der Draht gut frei vom Schiff ging. Ein bei den ersten
Lotungen gemachter Versuch, den Draht über eine außenbords angebrachte Leitrolle und einen Block
im Davit zu leiten, bewährte sich nicht, da bei starkem Überholen des Schiffs der Draht leicht Buchten
wirft und aus der Rolle springt. Zur Heruntergabe des schweren Lotgewichts und der Instrumente
bedienten wir uns einer Hülfsvorrichtung. An einem neben der Lotmaschine befindlichen Davit wurde
ein Steertblock aufgehängt, in den der Vorlauf hereingelegt wurde. Nachdem Lotspindel und Gewicht
befestigt waren, wurde der Vorlauf langsam gefiert, bis das Gewicht sich im Wasser befand, und sodann
wurden Wasserschöpfer und Kippthermometer am Vorlauf befestigt. Dann wurde der Vorlauf weiter
gefiert, zum Schluß der Steertblock gesenkt, bis das Ende des Vorlaufs in straffer Verbindung mit dem
Lotdraht war. Hierzu mußte der Vorlauf, dessen Verbindung mit dem Lotdraht schon vorher her-
gestellt war, zuletzt aus dem Block herausgenommen und das letzte Meter Vorlauf mit der Hand gefiert
werden.
Die ersten 20 bis 30 m Lotdraht wurden mit der Handkurbel ausgelassen, um ein Abspringen des
Gewichts zu verhüten, alsdann begann der freie Ablauf des Drahtes. Die Geschwindigkeit des Ablaufs
regulierte ich mit der Kopfbremse, nachdem vorher die Federn entsprechend dem Lotgewicht einge
stellt waren. Die Stellung der Federn wurde während der Lotung in der Regel nicht verändert, war
der Ablauf zu schnell oder zu langsam, so konnte dies bequem durch die Kopfbremse geändert werden;
auch konnte bei stark überholendem Schiff die Lose mit kleinen Drehungen der Kopfschraube gut
weggebremst werden. Die Ablaufgeschwindigkeit habe ich zu Beginn der Lotung auf 32—35 Sekunden
für 100 m gehalten, in größeren Tiefen von 3000 bis 6000 m verringerte sich die Geschwindigkeit meist
ohne Änderung der Bremse auf 38—40 Sekunden. Eine größere Geschwindigkeit darf das Lot bei Er
reichung des Meeresbodens nicht haben, da es andernfalls sich so fest in den Ton einrammt, daß beim
Herausziehen zu Beginn des Einhievens leicht der Draht bricht. Beim Einhieven habe ich stets die
ersten 20 m mit der Handkurbel einholen lassen, bis die Schlammröhre aus dem Boden herausgezogen
war, erst dann ist die Maschine eingekuppelt worden. Mehrfach hatte sich die Schlammröhre so fest ein