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Aus Jem Archiv der Deutschen See warte. — 1921. Nr. 1.
Reihe 67 in 1900 m —0.02°, in 3000 m —0.21°, eine in der Nähe gelegene Lotung in 3516 m —0.73°. Hier
aus ist zu schließen, daß unterhalb 3000 m in der Nähe des Kontinents bezw. des Schelfs ein sprunghafter
Übergang zu der niedrig temperierten Bodenschicht vorhanden ist. In der Nähe des Süd-Orkney—Süd-
Sandwich-Rückens hat dann eine Ausgleichung der Temperaturen stattgefunden, so ergab Reihe 74 in
2000 m —0.17°, in 3000 m - 0.84° und in der Umgebung Liegende Lotungen in 4000 m bis 5000 m —0.50°.
Die Bestimmungen des Salzgehalts in der kalten Unterschicht zeigten überall den gleichen Salzgehalt
wie in der warmen Zwischenschicht, ein äußerst merkwürdiges Phaenomen, das noch der Erklärung
bedarf. Der Sauerstoffgehalt nimmt von der warmen Zwischenschicht mit wachsender Tiefe zu und in
der Nähe des Meeresbodens finden wir den höchsten Gehalt an Sauerstoff (abgesehen von der kalten
Oberfläohenschicht). Hierbei sei noch hingewiesen auf die große Gleichförmigkeit, welche die 800 m
und 1000 m - Schicht im Weddell-Meer hinsichtlich der Größe des Sauerstoffgehalts aufweist: Alle Bestim
mungen, die in diesen beiden Schichten ausgeführt wurden, liegen zwischen den Werten 4.45 und 4.76 ccm,
ganz gleich, ob die Probe im Sommer oder im Winter, in 62° oder 72° S-Br. entnommen wurde.
Es ist jetzt noch einiges zu sagen über die Verhältnisse, die auf dem Schelfplateau, das dem ant
arktischen Kontinent angelagert ist, festgestellt wurden. Wir stellten das Schelfplateau zuerst in 74° 32'
S-Br., 31°11' W-Lg mit einer Lotung von 558m fest, dieTiefen nahmen dann zu bis auf 685m in 75°22'S-Br.,
blieben größer als 500 m bis 76° 46' S-Br. und nur in unmittelbarer Nähe des Inlandeisrandes, der zuerst
in 76° 41'S-Br. gesichtet wurde, wurden Tiefen von 114 m — 182 m festgestellt. Deuten diese Lotungen
während der Südfahrt auf ein 500 m bis 700 m tiefes Becken, das durch eine Schwelle gegen die Tiefsee
abgeschlossen ist, so zeigen die Lotungen 130—136, die bei den Fahrten längs des schwimmenden Inland
eises nach Westen ausgeführt wurden, daß auch größere Tiefen in das Becken eingesenkt sind. So
ergab Lotung Nr. 131 eine Tiefe von 738 m, Lotung 123 in nur etwa 700 m Entfernung vom Rand des
schwimmenden Inlandeises 1158 m. Es ist dies der gleiche Befund wie bei den Lotungen längs der Roß-
Barriere: sehr wechselnde Tiefen, die darauf hindeuten, daß einst die Vereisung des Gebiets bedeutend
intensiver war. Das Vorkommen der größeren Tiefen könnte man sich durch die ausräumende Tätigkeit
gewaltiger Gletscherströme erklären. Heute ist die Höhe des schwimmenden Inlandeises westlich der
Vahsel-Bucht, soweit wir an ihm entlang fuhren, nur gering, etwa 6 m bis 15 m, es zieht sich als eine
fast horizontale schneebedeckte Eisplatte vor dem im Hintergrund auftauchenden Landrücken hin. —
Die weiteren Lotungen westlich der Vahsel-Bucht ergaben Tiefen von 400 m bis 700 m, die niedrigen
Bodentemperaturen zeigen an, daß auch an dem westlichsten Punkte, den wir in 77° S-Br. erreichten,
nämlich in 40° 56'W-Lg., noch die gleichen Verhältnisse vorliegen wie 9 Längengrade waiter östlich.
Das Wasser ist am Boden des Meeres sehr stark abgekühlt, so daß das Schelfplateau durch eine Schwalle
gegen die Tiefsee abgegrenzt sein muß, da auf dem Steilabfall zur Tiefsee bei der Südfahrt höhere Tem
peraturen gemessen wurden als auf dem Schelfplateau.
Während wir im Winter bei der Trift niemals niedrigere Temperaturen als —1.87° (nur in einem
Fall —1.91°) feststellten, fanden wir auf dem Schelfplateau erheblich niedrigere Temperaturen in den
Tiefenschichten. So ergab Reihe 61 in 400 m: —1.93, in 600 m und in 685 m: —1.95°. Bei Lotung 131
und 134 wurden —1.94° und —1.93° und bei Lotung 133 (502 ra) sogar —2.08° gemessen. Da die Bestim
mung der Temperatur bei Lotung 133 mit dem gleichen Thermometer w r ie bei Lotung 134 ausgeführt
wurde, so liegt kein Grund vor, die Messung als fehlerhaft anzusehen. Diese Temperaturen dürften die
niedrigsten sein, die bislang mit modernen, exakten Instrumenten im Meer festgestellt wurden. Wie
sind aber diese niedrigen Temperaturen zu erklären, da während der Trift nur eine Abkühlung des
Wassers im Winter auf —1.87° festgestellt wurde? Der Gefrierpunkt des Meerwassers liegt bei einem
Salzgehalt von 34°/ M bei - 4.85°, bei 35°/oo bei —1.91°, die im Winter beobachteten Temperaturen von
—1.87° unter der Eisdecke entsprechen also einem Salzgehalt von etu r a 34.3 0 / w , der auch tatsächlich hier
festgestellt wurde (vergl. Reihe 66). Auf dem Schelfplateau kühlt sich im Winter dort, wo keine zu
großen Tiefen auf treten, die ganze Wassersäule bis zum Boden bis zum Gefrierpunkt ab, wie denn auch
v.Drygalski bei Kaiser Wilhelm II-Land auf dem Schelf eine gleichmäßige Temperatur von —1.85° von
der Oberfläche bis zum Boden (385 m) festgestellt hat. Da in der Nähe des Bodens auf dem Schelf der