W. Brenn ecke: Die ozeanograpliiselien Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 157
Fahrt nach Süden his 72° S-Br. (mit einer Ausnahme bei Reihe 55) in 200 m die Temperatur schon über
0° lag, daß dann aber weiter nach Süden die kalte Oberflächenschicht an Dicke zunahm und bei Eeihe 60
in 73° S-Br. über 400 m erreicht, um schließlich auf dem Schelf bis zum Boden (685 m) zu reichen. Diese
Beeinflussung des vertikalen Ausmaßes der kalten Oberflächenschicht durch das auf dem Schelf befindliche
Wasser zeigt sich auch bei den Messungen während der Trift nach Nord westen. So finden wir Temperaturen
unter 0° in 400m Tiefe bei Eeihe 63 und 64 und 66. Daß bei Eeihe 65 die Temperatur in 400 m Tiefe
über, bei Eeihe 66 unter 0° liegt, erklärt sich daraus, daß Eeihe 66 näher dem Schelfrand liegt als
Eeihe 65, wie die Lotungen erweisen. Im Gegensatz zu den Beobachtungen auf der Fahrt nach Süden
finden wir in 200 m Tiefe während der Trift nach Norden bei allen Beobachtungen bis 63° S-Br. noch
Temperaturen unter 0° (mit Ausnahme der oben erwähnten Eeihe 69). Ob nun die Dicke der kalten
Oberflächenschicht im westlicher gelegenen Teil der Weddell-See stets größer ist als im Osten, oder ob
die größere vertikale Ausdehnung der kalten Oberflächenschicht durch die jahreszeitliche Abkühlung
bedingt ist, ist nicht sicher anzugeben, wahrscheinlich liegt aber hier ein Einfluß der jahreszeitlichen
Erkaltung vor. Über die Veränderlichkeit der Temperatur in der 150m-, 200m- und 300m-Schicht
siehe den nächsten Abschnitt.
Unterhalb der kalten OberfläehenschiCht findet sich verbunden mit einer Zunahme des Salzgehalts
und einer Abnahme des Sauerstoffgehalts die warme Zwischenschicht mit einer Temperatur zwischen 0°
und +1°. Soweit wir feststellen konnten, ist ihr Vorhandensein an die Tiefsee gebunden, auf dem
Schelf fehlt sie, trotzdem hier Tiefen von mehr als 600 m vorhanden sind. Wie schon in Кар. V aus
geführt wurde, ist anzuuelimen, daß die warme Zwischenschicht im südlichen Indischen Ozean ihren
Ursprung hat, daß von hier aus warmes Wasser mit einem Salzgehalt von 34.67 %« sich unter die kalte
Oberflächenschicht ins Wed (teil-Meer vorschiebt. Der Hauptast dieser warmen Zwischenströmung lehnt
sich dabei an den Steilabfall des antarktischen Kontinents an, wie uns gut die Temperatur-Kärtchen für
400 m und 800 m Tiefe zeigen, die aus den Beobachtungen der verschiedenen Expeditionen im Weddell-
Meer zusammengestellt sind. 1 ) Die höchste Temperatur, die von uns südlich von 60° S-Br. in der
warmen Zwischenschicht gemessen wurde, betrug 0.79 in 300 m (70° S-Br., Eeihe 57) und 0.78° in
400 m Tiefe (7IJ4°S-Br., Eeihe 58), dagegen wurde bei Eeihe 55 in 61° S-Br. als höchste Temperatur der
warmen Zwischenschicht nur 0.34° in 400 m und 6OO111 Tiefe bestimmt. In der Nähe des Schelfs, in
78° S-Br., wurden die höchsten Temperaturen sowohl bei Südfahrt wie Nordtrift erst in 800 m Tiefe mit
0.7° gemessen, eine Folge des vom Schelf abfließenden kalten Wassers, das die Temperatur der über
lagernden Schicht herabsetzt. Was die untere Grenze der über 0° temperierten Zwischenschicht an
langt, so sind wir hier vorwiegend auf die während der Südfahrt gemachten Beobachtungen angewiesen,
da während der Trift im Eis der Handbetrieb der Winde eine Beschränkung auf die Untersuchung der
obersten 800 m erforderlich machte. Nördlich des Rückens zwischen den Süd-Orkney- und Süd-
Sandwich - Inseln beträgt die Temperatur noch in 2000 m Tiefe +0.15°, dicht südlich des Rückens aber
—0.24°, um in gleicher Tiefenlage dann in höheren Breiten zuzunehmen; in 71°—72° S-Br. dürften in
2000 m Tiefe wieder positive Temperaturen Vorkommen. Hierauf deutet auch die Bodentemperatur von
Lotung 121, die in 1500 m Tiefe 0.33° betrug. Es ergibt sich also, daß die warme Zwischenschicht am
wenigsten ausgeprägt südlich des Süd-Orkney- — Süd-Sandwich-Rückens ist, der Verlauf der Isothermen
deutet an, daß an dem die Tiefen der Wedell-See nach Norden begrenzenden Rücken ein Aufstau des
kalten Tiefenwassers stattfindet, der die warme Zwischenschicht einschränkt.
Aus der Unterschicht mit Temperaturen unter 0° liegen nicht sehr viele Bestimmungen vor, die
meisten sind gelegentlich der Lotungen in der dem Meeresboden benachbarten Schicht gewonnen worden.
Da die Verteilung der Temperaturen am Meeresboden schon in Кар. II und V erörtert worden ist, so
sei hier nur darauf hingewiesen, daß dort, wo die Bildung der kalten Bodenschicht durch Messung der
niedrigen Temperatur von —0.88° auf dem Steilabfall des Kontinentes (Lotung 143, 2653 m) festgestellt
wurde, die vertikale Ausdehnung der stark erkalteten Schicht sehr gering anzusetzen ist. Es ergab z. B.
t) Vergl. Tafel ß in Ana. d. Hydr. »sw. 1918.