W. Brenneeke: Die ozeanograpliischen Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. ( 4 ]
einerseits die Unterschicht des subantarktischen Tiefenstroms bilden, anderseits in größeren Tiefen mit
dem nordatlantischen Tiefenwasser vermischt werden. In etwa 50°S-Br., wo das Wasser des subautarkti
schen. Tiefenstroms absinkt, habe ich, dem Isothermenverlauf entsprechend, Konvektionsströmungen bis
in ziemlich große Tiefen angenommen; leider fehlt es gerade in dieser Breite an Reihenmessungen.
Als viertes Glied in der Stromschichtung des südatlantischen Ozeans ist noch die Bewegung in
den Schichten oberhalb des subantarktischen Tiefenstroms zu betrachten. An der Oberfläche des Meeres
wird hier das Wasser durch den S ü d ä q uat 0 r i a 1- und B r a s i 1 s t r o m nach Süden geführt. Wie
weit die Wirkung dieser Oberflächenströme'sich in die Tiefe erstreckt, darüber haben wir nur Anhalts
punkte durch unsere Reihenmessungen, namentlich durch die Bestimmungen des Salzgehalts. Diese er
gehen, daß südlich des Äquators (Reihe 27 und 28) schon in 200 m Tiefe der Salzgehalt ein gänzlich
anderer ist als an der Oberfläche, in 10° bis 30° S-Br. tritt die wesentliche Änderung im Salzgehalt in
300 m bis 400 m Tiefe ein (subantarktischer Tiefenstrom) und in 36° S-Br. zwischen 400 m und 600 m
Tiefe. Der Verlauf der Isohaiinen zeigt ferner, daß von der Oberfläche in 20° S-Br. sich salzhaltiges
Wasser in etwa 100 m Tiefe äquatorwärts vorschiebt, also entgegengesetzt zur Oberflächenströmung, ein
Beweis dafür, daß hier zwischen 0° und 20° S-Br. die Mächtigkeit der Süd setzenden Oberflächenströmling
sehr gering sein muß. Diese Bewegung salzreichen Wassers aus den Gebieten hohen Salzgehalts von der
Oberfläche der Subtropen zum Äquator hin findet sich gleicherweise auch im Nordatlantischen Ozean,
wie die Isohaiinen <Jes Schnitts in Tafel 10 gut veranschaulichen. Zwischen 20° und 40° S-Br. steigen
Isohaiinen und Isothermen tiefer hinab, es findet eine Stauung des Brasilstroms statt, die sein Abkurven
nach Osten bewirkt. Wie die .StromVorgänge sich möglicherweise ahspielen, habe ich im Stromschnitt
anzudeuten versucht, entscheiden können aber hierüber nur exakt ausgeführte Strommessungen vom
verankerten Boot aus und größeres Beobachtungsmaterial.
Wir wenden uns jetzt der Tiefenzirkulation des Nord atlantischen Ozeans zu, den wir in
der Golfstromtrift und im Nordäquatorialstrom kreuzten. Die im Stromschema dargestellte meridionale
Tiefenzirkulation zeigt gegenüber früheren Anschauungen keine so grundlegenden Abweichungen wie beim
Südatlantischen Ozean. Wir haben an der Oberfläche vorwiegend eine nach Nord gerichtete Strom
komponente, in der Tiefe dagegen, mit Ausnahme des subantarktischen Tiefenstroms und des antarkti
schen Bodenstroms in niederen Breiten, Süd setzende Bewegungen. Ebenso wie im Südatlantischen
Ozean sehen wir im Nordatlantischen Ozean salzreiches Wasser sich von dem subtropischen Gebiet hohen
Salzgehalts zwischen 20° und 30° N-Br. keilförmig unter der Oberflächenschicht gegen den Äquator vor
schieben, so daß wir auch hier die Mächtigkeit des Oberflächenstroms auf weniger als 100 m anzusetzen
haben. Nordwärts von 30° N-Br. wird das Oberflächenwasser infolge der Abkühlung mit wachsender
Breite schwerer und sinkt infolgedessen in die Tiefe. In je höherer Breite das Wasser absinkt, desto
größer ist die Tiefe, in die es gelangt, wie uns die Isothermen, Isohaiinen und Isopyknen der Längs
schnitte zeigen, bis schließlich in bestimmten Gebieten wie östlich von Süd-Grönland im Winter Kon
vektion zwischen Oberfläche und Bodenschicht eintritt. (Vergl. Abschnitt 3 dieses Kapitels.) Das von
der Oberfläche niedersinkende Wasser wird überall, wo nicht Sonderverhältnisse Abweichungen be
dingen, das leichtere in den südlich gelegenen Tiefen befindliche Wasser zu verdrängen suchen, da es
unter höherem Druck steht, so daß die Hauptbewegung des Wassers gegen den Äquator gerichtet ist.
Das nur zu geringen Tiefen absinkende Wasser, wie in 40° bis 50° N-Br., erhält schon bald nach Er
reichen der größten Tiefenlage in etwa 1000 m eine aufwärts gerichtete Bewegungskomponente, um von
30° N-Br. an, unter allmählicher Vermischung mit dem von 'Süd andringenden Wasser der subantarkti
schen Tiefenströmung, wieder dem Wasser -der geringeren Tiefen beigemischt zu werden. Diese Ver
hältnisse werden, je nach der besonderen Lage des Schnitts, sich verschieden darstellen und lassen sich
durch einen Generalschnitt nicht veranschaulichen. Das Im Nordatlantischen Ozean zu größeren Tiefen
absinkende Wasser erfährt in unserem Schnitt noch Veränderungen durch den Zufluß von Mittelmeer
wasser, das als Gibraltar-Tiefenströmung von großer Dichte in der Breite von 30° Nord die Ausbauchun
gen der Isothermen und Isohaiinen nach der Tiefe hin bedingt. In niederen Breiten wird auch dies
Wasser in den größeren Tiefen eine aufwärts gerichtete Bewegungskomponente erhalten.