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Full text: 39, 1921

\V. Brennecke: Die ozeanograpliisclien Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. ]O 
Wir werfen jetzt einen Blick auf die bislang außeracht gelassenen Schichten zwischen 
Oberfläche und 500 m Tiefe. Es sind dies die Schichten, in denen zwischen 40° S-Br. und 
40° N-Br. die größten Salzgehaltsdifferenzen Vorkommen, entsprechend den g'roßen Unterschieden an der 
Meeresoberfläche. Der Salzgehalt nimmt im Mittelpunkt der subtropischen Gebiete hohen Salzgehalts 
schnell von der Oberfläche nach der Tiefe ab, und die Isohaiinen legen sich schalenförmig um die 
Maxirna an der Oberfläche, am engsten liegen sie um das südliche Gebiet hohen Salzgehalts. Das nörd 
liche Gebiet hohen Salzgehalts ist kräftiger ausgebildet und ausgedehnter, infolgedessen macht sich 
auch hier in den Schichten unter der Oberfläche der höhere Salzgehalt mehr geltend, wie uns der Verlauf 
der 36 °/ 0 o-Isohaline vor Augen führt, die auf N-Br. etwas über 400 m, auf S-Br. nur etwas über 200 m 
Tiefe erreicht. Von den Zentren der beiden subtropischen Gebiete hohen Salzgehalts schiebt sich unter 
der Oberflächenschicht salzreiches Wasser keilförmig gegen den Äquator vor; dies führt zur Bildung 
einer Schicht maximalen Salzgehalts unter der Oberfläche, die in unserem Schnitt bei allen Reihen 
zwischen 16° S-Br. und 18° N-Br. anzutreffen ist. Das Phaenomen ist hier bedeutend großartiger und 
ausgedehnter als an der Ostseite des Ozeans, wie ein Vergleich mit den Beobachtungen des „Planet“ 
und der „Möwe“ in den entsprechenden Breiten zeigt. Auf Einzelheiten wird noch im Kapitel VI, Ab 
schnitt 2, zurückzukommen sein. 
Wenden wir uns jetzt den höheren südlichen Breiten zu, deren Salzgehaltsverhältnisse 
uns bislang völlig unbekannt waren. Bekannt war nur, daß an der Oberfläche des Treibeisgebietes der 
Salzgehalt infolge der Eisschmelze herabgemindert ist, was auch unsere Beobachtungen bestätigen. Dort, 
wo der Schmelzprozeß ein lebhafter ist, sinkt der Salzgehalt der Meeresfläche im Weddell-Meer bis 
33.50 % 0 , während im Winter der Salzgehalt der Oberflächenschicht unter der Eisdecke sich infolge der 
Salzausscheidung beim Gefrierprozeß bis auf 34.50°/oo anreichert. (S. auch Kap. III, Abschn. 3.) VonderOber- 
fläche zur Tiefe nimmt der Salzgehalt stets zunächst zu, bis er — durchschnittlich in 400mTiefe) — den Wert 
von 34.67 °/ 00 erreicht. Von 400 m Tiefe bis zum Boden in 4000 m und mehr Tiefe herrscht 
vollständige Homohalinität 1 )! Die homohaiine Wassermasse ist im Schnitt durch Schraffur 
gekennzeichnet, und wir sehen, daß sie ein Gegenstück zu der homohaiinen Wassermasse in den höheren 
Breiten des Nordatlantischen Ozeans bildet. 
Während im Norden die Entstehung der mächtigen Schicht homohaiinen Tiefenwassers des euro 
päischen Nordmeeres durch Konvektionsströmungen, d. i. durch Wasseraustausch zwischen Oberflächen- 
und Bodenschicht, in einem bestimmten Gebiet zwischen Jan Mayen und Spitzbergen erklärt werden 
kann, ist diese Erklärung für das Weddell-Meer nicht stichhaltig. Unsere Beobachtungen ergaben 
nämlich, daß überall, wo wir mit unserm Schiff zu den verschiedenen Jahreszeiten hinkamen, der Salz 
gehalt in der Oberflächenschicht niemals so große Werte wie in der Tiefenschicht erreichte. Eine Ent 
stehung der homohaiinen Wassermasse durch Austausch zwischen Oberfläche und Tiefe ist sonach im 
Weddell-Meer selbst nicht möglich, auch widerspricht einer solchen Erklärung die überall im Weddell- 
Meer angetroffene warme Zwischenschicht, die nach oben und unten durch Wasser mit einer Temperatur 
unter 0° begrenzt ist. Wie ist aber der gleichförmige Salzgehalt dieser Wasserschicht von z. T. über 
4000 m Dicke zu erklären? Im Abschnitt 1, B dieses Kapitels wurde ausgeführt, daß die niedrigen 
Bodentemperaturen der Weddell-See durch Absinken des kalten, auf dem Schelf befindlichen Wassers 
in die Tiefsee zu erklären sind. Das Absinken kann nur dort erfolgen, wo keine Schwelle der Flachsee 
vorgelagert ist. Es handelt sich nun darum, welchen Salzgehalt das vom Schelf absinkende Wasser auf- 
weisen wird. Bei Reihe 61, die innerhalb des Schelfbeckens liegt, ergab sich für 600 m Tiefe und für die 
Bodenschicht (685 m) ein Salzgehalt von 34.69 %o. Dieser Salzgehalt ist so zu erklären, daß dort, wo der 
Schelf flach ist, die Anreicherung des Wassers infolge Ausfrierens der Salze größer als über der Tiefsee 
sein wird, so daß hier auf den flachen Teilen des Schelfs sich ein Wasser von etwa 34.67 °/ 0 o im Durch- 
J ) Die Salzgehaltsbestimmungen in den verschiedenen Tiefen ergehen Werte zwischen 34.65 °/oo und 34.70 a [ 00 , diese 
Unterschiede bewegen sieh innerhalb der Fehlergrenze. Von einer an Bord bestimmten Reihe aus dem Weddell-Meer 
wurden Kontrollbestimmungen im Meereslaboratorium zu Kopenhagen gemacht, die keine größeren Unterschiede als 
0.02 °/ 00 Salzgehalt gegen die von mir gemachten Bestimmungen aufwiesen.
	        
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