W. Brennccke: Die ozeanographischen Arbeiten der Deutschen Antarktischen Expedition 1911 -1912.
der Vahsel-Bucht überwintern
sollte, gefährdet, da das sich
bildende Jungeis das Schiff
besetzte und mit diesem aus
der Bucht, die ihren Schutz
infolge Abtreibens großer
Teile der westlich befind
lichen Barriere - Eismassen
verloren hatte, heraustrieb.
Dies nötigte die „Deutsch
land“, am 4. März 1912 die
Vahsel-Bucht zu verlassen.
Die ozeanographischen Ar
beiten während dieses Reise
abschnittes traten hinter die
Hauptaufgabe,die Erreichung
einer hohen südlichen Breite
und Errichtung einer Station,
zurück und konnten nur dann,
wenn sie diese nicht hemm
ten, ausgeführt werden;
aber der lange Aufenthalt
im Treibeis ermöglichte
doch die Ausführung einer größeren Zahl von Lotungen und Reihenmessungen. Auch konnte die Ver
änderlichkeit der Tiefentemperaturen, während das Schiff im Eis trieb, näher studiert werden, ebenso
wie den Eisverhältnissen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In der Vahsel-Bucht konnten im
Abstand von etwa je 10 Tagen vergleichende Serien gewonnen werden, schließlich unterstützte ich den
Geologen, Dr. F. Hei m, bei vorbereitenden Arbeit en auf dem Inlandeis.
Die Rückfahrt bezw. Trift des Schiffes nach Süd-Georgien. Nach dem Verlassen der Vahsel-Bucht
am 4. März 1912 wurden zunächst günstige Eisverhältnisse angetroffen, so daß die Aussicht bestand,
Süd-Georgien zu erreichen und hier zu überwintern. Aber schon am 5. März begann das Meer zu erstarren,
Pfannkuchen-Eis bildete sich, und in der Nacht vom 5. zum 6. März kam die „Deutschland“ in 78° 57'S-Br.,
30° 34' W-Lg. fest, indem das ganze Meergebiet sich mit einer zähen Eisschicht bedeckte. (Vergl. Fig. 7.) Es
gelang in den nächsten Tagen noch, einige Meilen nach Norden zu kommen, dann wurde alles auf eine Trift im
Eis vorbereitet. Diese Trift dauerte bis zum 26. November 1912 und führte das Schiff im Zickzackkurs bis
60°37 / S-Br. und 36° 34'W-Lg.; die Länge der Trift betrug 1500 Sm. Nachdem das Schiff aus der Scholle
befreit war, trieb es zunächst inmitten der großen Eisfelder, bis diese sich lockerten und einen Durch
bruch gestatteten. Dann wurde leichteres Scholleneis passiert und in 58° S-Br. offene See erreicht. Am
19. Dezember 1912 ging die „Deutschland“ in Grytviken zu Anker. Da hier der Expeditionsleiter die
Expedition für unterbrochen erklärte und die Mehrzahl der wissenschaftlichen und nautischen Mitglieder
aufforderte, das Schiff zu verlassen, so mußten die ozeanographischen Arbeiten abgeschlossen werden,
was um so mehr zu bedauern ist, da für die Strecke Süd-Georgien — Buenos Aires auf der Ausreise nur
wenig Beobachtungen infolge der Erkrankung des Arztes ausgeführt werden konnten. Am 16. Februar 1913
traf ich wieder in Hamburg ein.
Während der Trift mußten alle Tiefenbestimmungen mittels Handbetrieb ausgeführt werden, so
daß die Serienbestimmungen nur bis 800 m Tiefe durchgeführt wurden. Lotungen wurden je nach der
Schnelligkeit der Trift ausgeführt, ihre Ausführung war von verschiedenen Umständen (Witterung,
Position) abhängig. In den ersten Monaten der Trift wurde ein größeres Material zum Studium der
Änderungen in der 300 m - bezw. 200 m - Tiefe durch täglich ein- bezw. dreimal erfolgende Messungen
Fig. 6. Das Inlandeis bei der Vahsel-Bucht Phot. C. Heyneck
(im Vordergrund Buchteis, das bald zerbrach und forttrieb).