A. Schumacher: Über bcträchtl. Temperaturänderungen vou Tag zu Tag im Gebiet der deutschen Nordseeküste. 39
erklärlich, daß die ohnehin schon große Prozentzahl der Zunahmen für den NE-Quadranten bei Borkum
2 p und Wilhelmshaven 8 p bei Beschränkung auf die ersten Sommermonate noch zunimmt (eben auf
Kosten des SE-Quadranten). Im Frühsommer war noch zu bemerken (S. 36), daß der SW als End
quadrant durchweg gegenüber der Verteilung im gesamten Sommer zurücktritt. Darin kommt zum Aus
druck, daß die Lage des beherschenden Hochdruckgebiets über Mitteleuropa („Strahlungstyp“), die ja
für unser Gebiet südwestliche Winde bedingt, im Spätsommer ihre größte Häufigkeit erreicht
(vergl. v. Bebber a. a. O.).
Die Verteilung der verschiedenen Stufen der Ausgangstemperatur („kühl“, „nor
mal“, „warm“, mit den Zwischenstufen) nach Wi n d q u a d r a n t e n, wie sie für den Winter im Ab
schnitt II A, 4 besprochen worden ist, bietet für den Sommer wenig Anlaß zu Erörterungen; das ist schon
nach dem Abschnitt 5 des I. Teils (Die Lage der Ausgangstemperaturen zur Normaltemperatur) zu er
warten. Nur bezüglich der Temperaturzunahmen sei erwähnt, daß weitere beträchtliche Temperatur
sprünge bei ohnehin schon „warmem“ (oder gar „sehr warmem“) Wetter zum weitaus größten Teil bei
Übergang des Windes in den SE-Quadranten (oder bei ständigem SE) stattfinden. Hierin kommt also
auch noch einmal zum Ausdruck, daß unter den vier Quadranten der SE seinen Charakter vom Winter
zum Sommer am ausgeprägtesten wechselt.
Rückblick.
Die Aufstellungen der Abschnitte 1 und 2 des 1. Teils stimmen zu den Ergebnissen der früheren
Untersuchungen von Kremser und Großmann. Bezüglich der Gesamtzahl der beträchtlichen Än
derungen tritt Wilhelmshaven gegenüber Hamburg durchweg außerordentlich hervor. Dies hat aber
nur zum geringen Teil tatsächliche klimatologische Bedeutung (insofern, als sich darin die Feststellung
Kremsers aussprechen würde, daß die Temperatur Veränderlichkeit in unmittelbarer Nähe der Küste
besonders rasch abnimmt). In erster Linie halte ich diese scheinbare Begünstigung Wilhelmhavens viel
mehr für eine Folge des Großstadtcharakters von Hamburg, daneben auch der geschützten Lage Wil
helmshavens.
Der jährliche Gang der prozentischen Häufigkeit beträchtlicher Temperaturänderungen mit seiner
doppelten Schwankung und dem Januar und Mai als eigentlichen Monaten der Maxima entbricht dem
jährlichen Gang der wahren mittleren interdiurnen Veränderlichkeit. Bei den beiden Seestationen
Borkum und Wilhelmshaven zeigt sich am Sommerabend deutlich die ausgleichende Wirkung der See
brise auf die interdiurnen Temperaturgegensätze.
Der jahreszeitliche Wechsel im Vorherrschen der Abnahmen bezw. Zunahmen der Temperatur
unter den „beträchtlichen“ Änderungen (>±5.0°) bietet einigermaßen dasselbe Bild wie bei den „großen“
Änderungen Q> + 6.5°) in Großmanns Zusammenfassung; jedenfalls verhalten sich die „beträchtlichen“
Änderungen in dieser Hinsicht den „großen“ Änderungen ähnlicher als den „kleinen und mittleren“ in
Großmanns Aufstellung. Unter Zugrundelegung der auf Seite 10 mitgeteilten Erörterungen Groß
manns ist dies dahin zu deuten, daß im allgemeinen der Lufttransport bei den „beträchtlichen“ Ände
rungen (> 5.0°) tatsächlich eine merkliche Rolle spielt.
Mehrfach kommt in unseren Tabellen zum Ausdruck, daß in unserem Gebiet der Winter den
Sommer an Einheitlichkeit der jeweiligen Witterung bedeutend übertrifft, und daß dementsprechend
auch die größeren Temperaturänderungen im Winter in ausgeprägterem Maße mit allgemeinen Wetter
umschlägen verknüpft sind als im Sommer. Dies zeigt sich bei der Musterung der Daten der größten
Änderungen (I 3), im völligen Fehlen von gleichzeitigen beträchtlichen Änderungen entgegengesetzten
Vorzeichens während der kalten Jahreszeit (I 4), sowie auch darin, daß im Sommer gemeinsame be
trächtliche Zunahmen aus allgemein hoher Ausgangstemperatur völlig fehlen (I 5).