A. Schumacher: Über beträchtl. Tempera turänderungen von Tag zu Tag im Gebiet der deutschen Nordseeküste. 19
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7° statt, desgleichen in Borkum auch noch bis zum Nachmittag und Abend des 27. Besonders gefördert
wird die Abnahme noch durch frischen Schneefall im Laufe des 26. und der Nacht zum 27. (Wilhelms
haven hat am 27. morgens 1 cm Schneedecke); während die durchweg dichte Bewölkung der Abkühlung
nicht günstig ist.
19. Dezember 1890. Seit dem 15. Dezember liegt die Temperatur Mitteleuropas tief unter der Norm
unter dem Einfluß eines Hochdruckgebietes, das anfangs über Mittel- und Südskandinavien, später über
Nordrußland lagert. Über dem Süden und Westen lagert geringerer Druck in wenig ausgeprägter Ver
teilung. Am Morgen des 19. hat das Hoch im Nordosten gegenüber dem Vortage an Intensität zuge
nommen; andererseits ist über den britischen Inseln eine Furche tiefen Drucks (unter 740 mm) ent
standen. Der Luftdruckgegensatz ist also gegenüber den Vortagen verstärkt, so daß die — wenn auch
schwache kontinentale Luftströmung wesentlich an Ausprägung gewinnt. Nennenswerter Schneefall ist
höchstens in Wilhelmshaven zu verzeichnen, dagegen findet — wenigstens in Borkum und Hamburg —
vom 18. zum 19. morgens völliges Aufklaren statt.
4./5. Januar 1894. Die Luftdruckverteilung und ihre Änderung entspricht genau den für den
26.Z27. November 1890 beschriebenen Verhältnissen: Ausdehnung des anfangs über Skandinavien
lagernden Maximums nach dem Innern Rußlands, so daß die Winde, die diesmal über der Nordseeküste
dauernd erhebliche Stärke besitzen, wieder aus dem Nordosten nach rechts drehen. Im Innern Rußlands
finden sich wieder während dieser Tage Temperaturen von —25° bis —30° (schon in Polen —20°),
während Mittel- und Südschweden am 2. und 3. Januar morgens —5° bis höchstens —10° meldeten. Der
Himmelszustand ist der Abkühlung gleichfalls günstig; im Gegensatz zum 26.121. November 1890 herrscht
fast allgemein heiteres Wetter. Hamburg hat außerdem am 3. vormittags sehr starken Schneefall.
Die Zunahmen aus einer mindestens 5° zu hohen Ausgangstemperatur beschränken sich, mit
je einer Ausnahme in Wilhelmshaven 8 a (15. Februar 1914) und Hamburg 8 p (16. April 1904), während
der ganzen 25 Jahre auf den Nachmittagstermin in der warmen Jahreszeit. Ein für alle drei Stationen
gemeinsames Datum findet sich überhaupt nicht, und nur einmal, am 28. Juli 1911, kommt, auf Borkum
beschränkt, aus so hoher Temperaturlage heraus noch eine „große“ Zunahme (> 7.0°) vor.
Zum Schluß dieses Abschnitts sei noch einmal für die einzelnen Stationen und Termine durch das
Jahr hindurch verfolgt, welches die tiefsten bezw. die höchsten Temperaturstufen sind, aus denen heraus
beträchtliche Abnahmen bezw. Zunahmen durchweg noch zu gewärtigen sind. Zur Einteilung der Aus
gangstemperaturen in „Stufen“ benutze ich dabei wieder die Grenzen, welche die Seewarte in ihren
Witterungsberichten für „nahezu normale Temperatur“, „ziemlich kaltes (warmes) Wetter“ usw. eingeführt
hat (vergl. Seite 17). Innerhalb dieser Grenzen, die natürlich als sehr fließend anzusehen sind, habe ich
die Eintragungen der Tabelle VII (und der entsprechenden 8 unveröffentlichten Tabellen für die
anderen Termine und Stationen) in einer — gleichfalls nicht mit abgedruckten — Übersicht zusammen
gefaßt. So erfolgte z. B. (vergl. Tabelle VII) während der 25 Jahre im Dezember in Borkum 8 a viermal
ein Temperatursturz bei „kaltem“ Wetter, zweimal bei „ziemlich kaltem“ Wetter, zweimal aus „nahezu
normaler“ Temperatur usw . Als Ergänzung zu den vorauf gegangenen Feststellungen über tiefe bezw.
hohe Ausgangstemperaturen bei winterlichen Temperaturstürzen bezw. bei sommerlichen Temperatur
sprüngen glaube ich noch folgende Regeln hierher setzen zu können.
An der Küste ist in der warmen Jahreszeit eine beträchtliche Abnahme der Temperatur
innerhalb der nächsten 24 Stunden nur dann möglich, wenn die Temperatur nahe der Norm oder höher
liegt. In Borkum ist an den Sommermorgen- und -abenden sogar nur bei „ziemlich warmem“ und wär
merem Wetter mit einem beträchtlichen Temperatursturz zu rechnen. Auch in Wilhelmshaven sind an
den Sommermorgen die beträchtlichen Abnahmen aus normaler Temperaturlage sehr selten; ebenso in
Hamburg. Abends sind in Hamburg derartige Temperaturumschläge aus normaler Ausgangst'emperatur
schon häufiger, und an Sommernachmittagen ist hier (im Gefolge von Hagel- und Graupelböen) vereinzelt
auch bei ausgeprägt kühlem Wetter eine interdiurne Abnahme von 5° und mehr vorgekommen.