A. Schumacher: Über beträehtl. Temperaturänderungen von Tag' zu Tag im Gebiet der deutschen Nordseeküste. 5
I. Statistik der
beträchtlichen Aenderungen und der zugehörigen Ausgangsteniperaturen.
1. Die Gesamtsummen der beträchtlichen Änderungen.
Tabelle I.
Monatliche, jährliche und jahreszeitliche Summen der beträchtlichen Temperaturänderungen.
8a
Dez.
Jan.
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Jahr
Winter
(Okt./Febr.)
Sommer
(März/Sept)
Borkum
43
43
21
7
12
25
22
10
2
2
17
34
238
158
80
Wilhelmshaven . .
84
80
54
35
22
32
38
17
6
13
53
75
509
346
163
Hamburg
76
99
61
36
35
45
38
24
13
16
61
84
588
! 381
207
2p
Borkum
28
30
15
26
57
97
84
62
50
34
20
25
528
118
410
Wilhelmshaven . .
31
58
39
54
81
121
121
86
62
44
37
40
774
205
569
Hamburg
38
61
31
70
72
100
99
95
79
51
49
48
793
227
566
8p
Borkum
31
35
18
7
13
46
32
15
13
12
15
17
254
116
138
Wilhelmshaven ..
42
59
42
34
32
63
52
17
23
25
28
47
464
218
246
Hamburg
53
64
32
32
55
79
71
56
47
27
30
41
587
220
367
Betrachten wir zunächst einmal die Gesamtsummen der beträchtlichen Änderungen, ohne Rück
sicht auf das Vorzeichen (Tabelle I). An allen drei Terminen ist der Unterschied der Jahressummen
zwischen Borkum und Wilhelmshaven bedeutend größer als zwischen Wilhelmshaven und Hamburg.
Für 2 p sind die Jahressummen von Hamburg und Wilhelmshaven sogar von ganz gleicher Größen
ordnung; in einzelnen Monaten, besonders im April, Mai und Juni, weist Wilhelmshaven nachmittags
sogar bedeutend größere Summen auf als Hamburg. — Am Schluß der Tabelle I sind die Monate Oktober
bis Februar als Winter, März bis September als Sommer zusammengefaßt (ensprechend ihrer Charakteri
sierung durch die Kurve des täglichen Ganges der interdiurnen Veränderlichkeit, d. h. je nachdem diese
Kurve einfache oder doppelte Schwankung zeigt). Nur um 8p im Sommer ist bei dieser Zusammenstellung
ein gleichmäßiger Anstieg der Zahlen in der Richtung Borkum—Wilhelmshaven—Hamburg festzustellen,
auch um 8 a im Sommer ist der Abstand Wilhelmshaven—Hamburg noch ziemlich bedeutend. Beides,
Sommerabend und vor allem Sommermorgen, sind Zeiten, zu denen Aus- und Einstrahlung sich einiger
maßen die Wage halten, sodaß der Einfluß des Bewölkungswechsels verhältnismäßig gering wird, und
das Verhalten des Windes an Bedeutung gewinnt. Am Abend wird es sich hauptsächlich um eine Ein
wirkung der Seewinde handeln; vergl. hierzu Seite 9. Nach der Regel „Wachsende Veränderlich
keit der Temperatur mit wachsender Entfernung vom Meer“*) wird man zunächst eine allgemeine Zu
nahme der Summen in der Richtung Borkum—Wilhelmshaven—Hamburg annehmen. Dabei ist aller
dings von vornherein zu erwarten, daß der Abstand Wilhelmshaven-—Borkum größer ist als
der Abstand Wilhelmshaven — Hamburg, gemäß der Feststellung Kremsers, daß die inter
diurne Veränderlichkeit besonders stark unmittelbar an der Küste abnimmt. * 7 ) Da aber die
jahreszeitlichen Summen für Wilhelmshaven und Hamburg , abgesehen von den erwähnten
beiden Ausnahmen, von ganz gleicher Größenordnung sind (besonders am Sommernachmittag und am
Winterabend), so müssen offenbar örtliche Ursachen störend einwirken. Als solche kommt zunächst
die geschützte Lage Wilhelmshavens in Frage, die bei der Betrachtung des Windverhaltens noch
häufiger heranzuziehen sein wird. Jedenfalls wird aber auch der störende Einfluß der Großstadt bei
Hamburg eine bedeutende Rolle spielen. Gleichfalls Kremser hat an dem Beispiel Berlins nach
gewiesen, daß in der Großstadt die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur ebenso wie die tägliche
Temperaturschwankung ahnimmt. 8 )
e ) Vergl. z. B. Retzow, a. a. 0. S. 445.
7 ) Kremser, a. a. O. S. 9.
8 ) Kremser, a. a. O. S. 9.